Kingsley Coman wusste sofort, was los war.
Der Coman-Schock und die Folgen
Bei einer Grätsche des Hoffenheimers Nico Schulz verhakte sich der linke Fuß des Franzosen im Eröffnungsspiel der Bundesliga unglücklich zwischen dem Rasen und den Beinen des Linksverteidigers und knickte weg. Coman, auf dem Rasen sitzend, zeigte sofort an: Das war's!
Noch am Freitagabend gab der FC Bayern die Diagnose bekannt: Riss der Syndesmose oberhalb des linken Sprunggelenks, monatelange Pause. Am Sonntag wurde der Franzose in Tübingen erfolgreich operiert.
"Kingsley wird noch stärker zurückkommen, da bin ich mir ganz sicher. Wir werden ihn auf diesem Weg zu 100 Prozent unterstützen", versicherte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Kimmich leidet mit
"Als ich ihn da habe liegen sehen, hatte ich fast Tränen in den Augen", gestand Joshua Kimmich: "Das tut uns extrem weh. Er kommt ja erst aus einer Verletzung und hat überragend gespielt. Für den Kopf ist das nicht einfach."
Auch David Alaba zeigte sich enttäuscht: "Ein großer Verlust für uns."
Erst Ende Februar zog sich der Flügelflitzer genau diese Verletzung zu, verpasste 16 Spiele und aufgrund des Rückstands auch die WM mit Frankreich. Bis zu seiner erneuten Verletzung beim Bundesliga-Auftakt war Coman jedoch so gut drauf, dass ihn Trainer Niko Kovac gegen Hoffenheim sogar in die Startelf berief, den fitten Arjen Robben dafür auf die Bank setzte.
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Warum es immer wieder den 22-Jährigen trifft, dafür hatte Coman schon während des Trainingslagers in den USA eine Erklärung. "Wenn ich Probleme habe, sind es keine Problemchen, dann sind es immer größere Verletzungen. Ich werde halt oft gefoult und bekomme dann einen Schlag ab", sagte Coman damals auf SPORT1-Nachfrage.
Jetzt fällt Coman wieder aus. Für Kovac, der bereits nach Abpfiff Schlimmeres befürchtete, bricht in den nächsten zwei bis drei Monaten eine wichtige Alternative auf den Flügeln weg.
Mit Franck Ribery (35), Arjen Robben (34) und Serge Gnabry (23), der nach muskulären Probleme gerade erst wieder am Mannschaftstraining teilnimmt, stehen den Bayern nur noch drei Spieler für die Außenbahn zur Verfügung - und alle gelten als verletzungsanfällig.
Effenberg hält nichts von Not-Einkäufen
Rüsten die Bayern daher noch mal nach? Darauf angesprochen sagte Sportdirektor Salihamidzic unmittelbar nach Abpfiff: "Jetzt malen Sie mal nicht den Teufel an die Wand." Der Worst Case ist nun aber eingetroffen.
"Ich finde nicht, dass sie was machen müssen", sagte SPORT1-Experte Stefan Effenberg im CHECK24 Doppelpass. "Sie sind sehr gut aufgestellt und Kovac kann verschiedene Systeme spielen. Thomas Müller kann da auch spielen. Bayern ist auch kein Verein, der unter Druck was holt."
Wen aber könnten die Bayern überhaupt verpflichten, sofern sie tätig werden wollen? Für eine leistungsstarke Alternative mit Potenzial für die Zukunft - etwa Anthony Martial von Manchester United - müssten die Münchner noch mal richtig Geld in die Hand nehmen, hätten aber spätestens dann ein Problem, wenn alle fit bleiben und Coman zurückkommt.
Kovac-Optionen: Müller, James, Bernat, Sanches
Wahrscheinlicher ist daher, dass der Rekordmeister auf interne Lösungsmöglichkeiten zurückgreift, um Coman zu ersetzen.
Eine Option ist Müller, der auf dem Flügel allerdings selten überzeugte, und den Kovac daher primär in der Zentrale einplant. Auch James Rodriguez, der gegen Hoffenheim nach seiner WM-Verletzung (Einblutung in der Wade) nur von der Bank kam, kann auf der Außenbahn spielen. Am wohlsten fühlt auch er sich allerdings woanders.
Notfalls könnte Außenverteidiger Juan Bernat, an dem PSG Interesse zeigen soll, auf dem Flügel spielen. Auch das einstige Sorgenkind Renato Sanches kann im rechten Mittelfeld spielen, hat dies unter anderem für Portugals Nationalelf schon getan.
Allerdings wird der Portugiese eher in der defensiven Zentrale als Alternative gebraucht. Sebastian Rudy wird den Verein trotz der Coman-Verletzung wohl in Richtung Schalke verlassen, der Transfer steht nach SPORT1-Informationen unmittelbar bevor.
So wird der Deutsche Meister jetzt alles daran setzen, den Franzosen schnellstmöglich fit zu bekommen. Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge sagte dem Pechvogel bereits die "totale Unterstützung" zu.
Nachdem er bei den Bayern die komplette Vorbereitung unbeschadet absolviert hatte, sagte Coman in den USA noch am 24. Juli mit Blick auf seine Ziele: "Ich hoffe, dass ich mein Niveau wiederbekomme, dass ich vor der Verletzung hatte. Mein persönliches Ziel ist, dass ich so viel wie möglich spiele."
Ähnlich dürfte Comans Antwort ausfallen, wenn man ihn jetzt danach fragen würde.