Ein schelmisches Grinsen konnte Jupp Heynckes nicht verbergen, als es am Freitag auf der Pressekonferenz zum wiederholten Mal um seine Nachfolge auf der Trainerbank des FC Bayern ging.
Wie Heynckes alle in die Irre führt
"Das war eine Wertschätzung, das habe ich aber auch in den letzten Jahren immer wieder gemacht. Das ist nichts Neues", erklärte Heynckes seine lobenden Worte für den als Favorit gehandelten Thomas Tuchel. "Das ist meine Meinung, und die vertrete ich. Unabhängig davon, ob das ein großes Echo erzeugt. Das ist mir wurscht!"
Für großen Widerhall hatte der 72-Jährige da ohnehin bereits selbst gesorgt, indem er praktisch im selben Atemzug seine eigene Zukunft über den Sommer hinaus offen ließ.
Heynckes lässt Zukunft (wieder) offen
"Es ist noch gar nichts entschieden, weil ich bisher noch nie gesagt habe, dass ich definitiv am 30.6. aufhöre. Haben Sie das von mir einmal gehört? Nein!", betonte Heynckes.
Im Sport-Bild-Interview vom Mittwoch, in dem er sich neben Tuchel auch lobend über die weiteren Kandidaten wie Ralph Hasenhüttl und Niko Kovac äußerte, hörte sich das noch so an:
"Ich bin gekommen, weil der FC Bayern in einer ganz schwierigen Situation war und kurzfristig nicht den Trainer verpflichten konnte, von dem der Klub überzeugt war. Deswegen habe ich gesagt: Ich mache das bis zum Saisonende, und dann müsst ihr sehen, wie es weitergeht."
Plötzlicher Sinneswandel bei Heynckes?
Aber geht es nun plötzlich doch mit Heynckes weiter? Sind seine jüngsten Aussagen als plötzlicher Sinneswandel zu deuten?
Fakt ist: Bislang ließ er jegliche Versuche im Rahmen der Charme-Offensive seitens der Klubführung um Uli Hoeneß an sich abprallen. Mal führte er familiäre Gründe an, zuletzt verwies er auf sein fortgeschrittenes Alter. Am Freitag erinnerte Heynckes an seine Vorstellung im Oktober, wo er von einem befristeten Engagement sprach. Zu viele schwerwiegende Gründe sprechen also gegen ein weiteres Engagement.
"Ihr müsst sehen, was ich im letzten Jahr gesagt habe, als ich hier angefangen habe", wandte er sich nun an die Journalisten und übte leise Kritik an den Medien. "Das sind so kleine Spitzfindigkeiten, die man ertragen muss." Gleichzeitig befeuerte er genau diese Spekulationen, die er doch eigentlich für störend hält. Zudem hatte sich die Münchener Presselandschaft in weiten Teilen bereits damit abgefunden, dass Heynckes im Sommer in Rente geht.
Wie lassen sich seine Aussagen deuten?
Heynckes hat offenbar Spaß daran gefunden, die Öffentlichkeit ein wenig in die Irre zu führen. "Wir betrachten sehr entspannt und zum Teil auch amüsiert, was da so alles spekuliert wird", schreibt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge im Vorwort des aktuellen Bayern-Magazins.
Das stützt die These, dass die Klub-Verantwortlichen Heynckes' Nein endgültig akzeptiert haben und im Hintergrund die Nachfolgeregelungen bereits weiter vorangeschritten sind.
Zugleich weiß Heynckes diese neu-gewonnene Freiheit entsprechend zu nutzen. Kritik hat er schließlich keine zu befürchten. Und: Solange das Trainer-Thema köchelt und ein Nachfolger nicht offiziell verkündet ist, müssen die Spieler keine Fragen nach dem neuen Übungsleiter über sich ergehen lassen. Das dürfte Heynckes nur Recht sein.
Heynckes wünscht sich wieder mehr Fußball
Das Spiel mit den Medien beherrscht Heynckes wie kein Zweiter. Sein erneutes Kokettieren mit einer Vertragsverlängerung passt da ins Bild. Zumal er immer wieder Verständnis für die Fragen der Reporter äußerte und sich nur über die öffentlichen Avancen von Rummenigge und Hoeneß ärgerte.
Zudem kam Heynckes am Freitag selbst auf das Thema zu sprechen. "Ich habe nie vor der gesamten Mannschaft gesagt, dass ich am 30.6. aufhöre", rückte er entsprechende Sky-Berichte gerade.
Auf SPORT1-Nachfrage, warum er denn eine definitive Aussage vermeide, reagierte Heynckes ausweichend. "Ich würde mir wünschen, dass die Medien wieder mehr über Fußball schreiben würden", entgegnete Heynckes.
Angesichts seiner Worte, dürfte das vorerst ein Wunsch bleiben.