Die Fans von Eintracht Frankfurt haben das erste reguläre Montagsspiel der Bundesliga gegen RB Leipzig mit massiven Protesten begleitet.
RB-Profi beschimpft Protestfans als "Vollidioten"
Mit Trillerpfeifen und Tröten sorgten die Anhänger der Heimmannschaft während des 2:1-Siegs bei gegnerischem Ballbesitz für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse.
Vor Spielbeginn wurden Teile der Fankurve zudem in den Innenraum gelassen, um auch dort in einem geordneten Protest ihre Banner zu präsentieren. Der Verein hatte die Maßnahme im Vorfeld offiziell genehmigt, der Spielbeginn verzögerte sich um mehrere Minuten. Dazu demonstrierten die Anhänger auf einer Vielzahl von Plakaten in der Commerzbank-Arena gegen die Ansetzung der Partie.
Auch die zweite Hälfte begann mit einigen Minuten Verspätung. Denn die Fans hatten einige Hunderte Tennisbälle auf den Rasen geschmissen und zudem unzählige Rollen Klopapier, die zunächst von fleißigen Helfern entfernt werden mussten. Mit Staubsaugern und Besen schafften es die "Reinigungskräfte" aber relativ schnell, den Platz wieder bespielbar zu machen.
Hellmann: Protestkultur muss Platz haben
"Wir hatten die Sorge, dass sich die Proteste auch ins Spiel verlagern. Daher sind wir froh, dass alles friedlich verlaufen ist", meinte Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann nach der Partie bei SPORT1. "Ich wünsche mir, dass Bundesligaspiele so begleitet werden, wie es sich gehört. Nämlich stimmungsvoll, mit Anfeuerungen der jeweiligen Fans." Die Eintracht sei "in einer Interessenabwägung".
"Wir wussten, dass es Proteste gibt. Wenn wir diese Proteste nicht in irgendeiner Form kanalisieren, diskutieren und sie auch zulassen bzw. dulden, dann werden sie einen Weg gehen, der uns noch weniger gefällt und dem Fußball auch nicht gut tut."
Es sei ein Nachdenken vonnöten, wie sich solche Situationen vermeiden ließen. "Ein gesundes Maß an Protestkultur", ergänzte er bei Eurosport, "muss in einem solchen Stadion aber seinen Platz haben."
Ähnlich sah es Eintracht-Coach Niko Kovac. "Der Protest ist friedlich abgelaufen, es gab keine Gewalt. Und ich denke, die Message der Fans kam rüber."
Kevin-Prince Boateng erklärte, die Frankfurter Mannschaft "unterstützt die Fans bei der Sache, denn es ist nicht einfach für einen Fan am Montagabend hier her zu kommen, wenn man am nächsten Tag zur Arbeit muss." Man müsse einen Weg finden, dass so etwas nicht noch einmal passiere.
Ilsanker spricht Klartext
Leipzigs Stefan Ilsanker konnte die Kritik an der ungewöhnlichen Ansetzung zwar nachvollziehen - verurteilte aber die Aktionen des Frankfurter Anhangs aber mit deutlichen Worten.
"Es ist völlig unnötig, dass die Fans – wobei das eigentlich keine richtigen Fans in meinen Augen sind –, dass die Vollidioten Bälle und Gegenstände aufs Spielfeld werfen und uns dadurch 15 Minuten warten lassen", sagte der Österreicher SPORT1.
"Ich denke, wir wollen alle von mehr Fernsehgeldern profitieren und die kommen durch die Montagsspiele einfach herein. Davon profitiert ja nicht nur die Liga, sondern jeder einzelne Verein. Wer das nicht versteht, der braucht nicht ins Stadion zu gehen."
Er selbst spiele auch lieber am Samstag oder Sonntag. "Aber wenn wir da ein paar Montagsspiele mit einstreuen, ist das nicht unbedingt der Weltuntergang."
Zum Zuschauen am Montagabend im Fernsehen sei es "auch ganz angenehm, weil sonst nichts läuft", erklärte Ilsanker. "Von daher verstehe ich die große Aufregung leider nicht."
Banner gegen DFB und DFL
Mit Schriftzügen wie "Wir pfeifen auf das Montagsspiel - Hier bestimmen wir den Ton", "Fankultur muss leiden, Einschaltquoten steigen" oder "Montags hat selbst mein Friseur frei" zeigten die Anhänger auf den teils humorvollen, teilweise aber auch scharf formulierten Spruchbändern ihren Unmut gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) und den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Etliche Zuschauer hatten zudem angekündigt ihre Tickets verfallen zu lassen. Die Vereinsführung der Eintracht hatte sich im Vorfeld mit den Anhängern solidarisiert. Unter anderem erklang unmittelbar vor Spielbeginn über die Stadionlautsprecher Bob Geldofs Rockklassiker "I don't like Mondays".
Die Partie zwischen Frankfurt und Leipzig ist das insgesamt 16. Montagsspiel in der Geschichte der Bundesliga. Es ist allerdings das erste, das offiziell aufgrund der bis 2021 geltenden TV-Verträge für diesen Termin angesetzt wurde. Während die DFL immer wieder betont, damit nur ein Zugeständnis an den Amateurfußball und Entlastung für Europa-League-Teilnehmer schaffen zu wollen, sehen die Fans darin ein weiteres Zeichen für die voranschreitende Kommerzialisierung.
Mintzlaff wirbt für Aufklärung
RB-Sportchef Olaf Mintzlaff hatte vor dem Anpfiff bei Eurosport gesagt: "Wir finden das auch schade, dass hier nur 500 und nicht 2000 Fans von uns da sind. Es ist aber nur eines von vielen Spielen. Ich finde es wichtig, den Fans sachlich zu erklären, wieso das gemacht wird." Er bestätigte aber noch einmal, dass alle 18 Bundesligisten mit diesem Montagstermin einverstanden gewesen waren.
Die Fans hatten im Vorfeld bereits massive Proteste angekündigt. Zudem boykottierte ein Teil der Anhängerschaft das Spiel. Dennoch waren letztlich 45.100 Zuschauer in der Commerzbank-Arena.