Der König des Egoismus ist tot. Lang lebe der König des Egoismus? Pierre-Emerick Aubameyang hat Dortmund verlassen und sein Nachfolger ist schon angekommen.
Das ist BVB-Heilsbringer Batshuayi
Der BVB hat sich mit Michy Batshuayi vom FC Chelsea den nächsten extrovertierten Spieler in den Kader geholt, der sportliches Potenzial mitbringt, dem aber der Ruf eines schwierigen Charakters anhängt.
"Er kann der beste Stürmer sein, wenn er will. Was nicht immer der Fall ist", sagte der ehemalige Gladbacher Igor de Camargo einmal über Batshuayi. Die beiden spielten 2013 ein Jahr lang bei Standard Lüttich zusammen.
Fehltritte in der Jugend
Noch weiter in der Vergangenheit liegen Fehltritte, die zu Konsequenzen führten. Als er 14 Jahre alt war, warf ihn RSC Anderlecht aus disziplinarischen Gründen aus seiner Nachwuchsakademie, in Lüttich fand er seine neue Heimat.
"Sie hatten recht", gab sich Batshuayi später reumütig. "Denn ich war damals kein Engel, um es freundlich auszudrücken." Bei der belgischen U21 wurde er 2013 vor einem Turnier aus dem Kader geworfen – mittlerweile spielt er aber bei der A-Mannschaft.
Dort sind seine Fähigkeiten gefragt: Batshuayi ist schnell, beidfüßig und hat einen Torriecher. Alle 97 Minuten macht er in dieser Saison durchschnittlich einen Treffer (12 Tore in 26 Einsätzen), den er am liebsten mit Saltos und Überschlägen feiert.
Gelegenheit, diese artistischen Einlagen zeigen zu dürfen, hatte der Belgier beim FC Chelsea allerdings nicht regelmäßig. Seine Startelfeinsätze in der aktuellen Spielzeit beschränkten sich auf drei in der Liga. In den Pokalwettbewerben durfte er häufiger ran, weil Stammspieler wie Alvaro Morata und Eden Hazard geschont wurden.
Batshuayi legt sich mit FIFA-Entwicklern an
In den Sozialen Medien entfaltet sich Batshuayi dagegen uneingeschränkt. Er bezeichnet sich gerne als "Batsman", eine Verschmelzung aus Batman und seinen Nachnamen. Mit den Entwicklern von FIFA legte er sich an, weil er mit seiner Bewertung nicht zufrieden war.
Dabei weiß er auch auf dem Platz zu überzeugen. Den FC Chelsea schoss er in seiner Debütsaison sogar – ein bisschen – zur Meisterschaft. Zwar erzielte der Belgier nicht die meisten Tore in der Titelsaison. Doch das entscheidende – um den nötigen Sieg gegen West Bromwich Albion zu sichern – das machte Batshuayi.
Damit wollte er seine Karriere in London richtig anschieben, sich vom Image des Einwechselspielers befreien. 20 Mal kam er in seiner ersten Premier-League-Saison zum Einsatz, 19 Mal allerdings nur als Einwechselspieler in den letzten Minuten.
Conte lobt Batshuayi
Doch auch in der zweiten Spielzeit konnte er aus seinem titelbringenden Tor kein Momentum ziehen, etablierte sich unter Trainer Antonio Conte nicht. Und das, obwohl Batshuayi einst der Wunschkandidat des Italieners war - seine erste Verpflichtung, für die er im Sommer 2016 satte 40 Millionen Euro an Olympique Marseille überwies.
"Er hat großes technisches Potenzial, ist beidfüßig und außerdem sehr schnell", hatte Conte bei der Ankunft des Stürmers an der Stamford Bridge gelobt. Sein volles Vermögen konnte Batshuayi unter Conte allerdings nicht ausschöpfen.
Eineinhalb Jahre nach Batshuayis Verpflichtung forderte Conte deswegen: "Es ist ganz einfach: Er muss mir zeigen, dass er besser ist als Morata und Hazard."
An diesen vielseitigen Weltklasse-Spielern vorbeizukommen, war für den 24-Jährigen nicht möglich. Batshuayi jagt fast ausschließlich im Strafraum, ist sehr abschlussstark. Er beteiligt sich aber zu selten am Aufbauspiel der Blues.
Vergleich mit Drogba
In Situationen, in denen Morata (und früher Diego Costa) ins Mittelfeld zurückfällt, Bälle mit dem Rücken zum Tor hält und so seinen Flügelspielern Raum verschafft, lauert Batshuayi lieber an der Abseitsgrenze auf ein Zuspiel.
Zudem hat er Probleme damit, den Ball gegen die wuchtigen Premier-League-Verteidiger festzumachen. Der Körper eines Didier Drogba, mit dem er häufig seit seinem Wechsel von Marseille zu Chelsea verglichen wird, fehlt ihm noch.
In Dortmund muss er nun zeigen, dass er ein sofortiger Ersatz für Aubameyang sein kann. Nicht nur, um dem Klub zu helfen, sondern auch sich selbst. Batshuayi will mit Belgien (5 Tore in 13 Spielen) die WM in Russland spielen.
Beim BVB - das haben die Beispiele Aubameyang und Robert Lewandowski gezeigt - wissen sie, wie man aus Angreifern mit Talent europäische Topstürmer macht. Die Leihe über ein halbes Jahr wird dafür nicht reichen. Aber vielleicht ist es genug Zeit für Batshuayi, den leeren Thron von Aubameyang kurzzeitig einzunehmen.