Vielleicht hätte der FC Bayern viel Geld sparen können. Wenn er nämlich statt für 13 Millionen Euro Sandro Wagner zu holen, eine lebensgroße Puppe des Nationalspielers auf die Ersatzbank gesetzt hätte.
Wagner macht Müller und Lewandowski Beine
Allein die pure Anwesenheit von Bankdrücker Wagner scheint seinen Sturmrivalen Thomas Müller und Robert Lewandowski Beine zu machen.
Schon 16 Punkte Vorsprung
Beide glänzten mit je zwei Toren beim schwer erkämpften 4:2 (1:1)-Heimsieg über Abstiegskandidat Werder Bremen, durch den der souveräne Tabellenführer seinen Vorsprung auf Platz zwei dank der erneuten Patzer der Konkurrenz auf jetzt schon 16 Punkte ausbaute.
"Wir haben nicht klar gespielt und zu behäbig aus der Defensive heraus", kritisierte FCB-Chefcoach Jupp Heynckes dennoch den teilweise schwerfälligen Auftritt seines Teams.
"Aber es zeichnet uns dann aus, dass wir solche Spiele noch gewinnen. Thomas Müller hat seinen Torinstinkt rausgekramt und Robert Lewandowski hat so viel Klasse, dass er aus solchen Situationen Kapital schlägt."
Wie in besten Zeiten
Bei vielen Beobachtern in der ausverkauften Münchner Arena wurden Erinnerungen an die besten Zeiten des Sturmduos in der Saison 2015/16 wach, als sie zusammen 50 Treffer erzielten.
"Heute haben wir beide zwei Tore erzielt, da kann man Vergleiche ziehen, das passt natürlich optimal", gab Müller zu, der allerdings erst viermal in der Bundesliga jubeln durfte.
Denn während Lewandowski schon die gesamte Spielzeit verlässlich trifft, hat Müller nach langer Durststrecke erst seit Wagners Verpflichtung seine Abschlussstärke vor dem gegnerischen Kasten wiedergefunden.
Unmittelbar vor der Winterpause und der Bekanntgabe des Transfers traf Müller am 17. Spieltag nach dreimonatiger Ladehemmung in der Liga zum Siegtor in Stuttgart und legte vier Tage später beim 2:1 im Pokal gegen Dortmund nach.
Müllers erster Doppelpack seit April
Nun feierte der 28-Jährige seinen ersten Doppelpack seit dem 6:0 gegen Augsburg vor rund neuneinhalb Monaten am 1. April 2017. "Ich nehme den Tag heute mit ins Bett und werde sicher gut schlafen", freute sich der Publikumsliebling.
Es waren die Bundesligatore 99 und 100 für Müller, der damit als erst fünfter Bayern-Spieler nach Gerd Müller (365), Karl-Heinz Rummenigge (162), Roland Wohlfahrt (119) und Dieter Hoeneß (102) diese Marke erreicht hat.
"Es ist ein schönes Jubiläum, aber es soll nur ein Zwischenstopp sein, ein paar sollen noch dazukommen", meinte Müller. "Schön für mich, schön für die Fans, aber the show must go on."
Schlusspunkt der Show war das 4:2 nach herrlicher Vorarbeit von James Rodriguez. Einer der ersten Gratulanten war Wagner, der acht Minuten zuvor für Lewandowski ins Spiel gekommen war.
"Wir haben sehr viel individuelle Klasse, die auch mal ein Spiel alleine entscheiden kann. Heute waren es Robert und Thomas, die das vorne geregelt haben", erklärte der Ex-Hoffenheimer.
Für Wagner wird es schwer
Hält das Hoch der beiden Stammspieler an, dürfte es für Wagner schwierig werden, sich mit deutlich mehr Einsatzminuten als im Moment für die WM zu empfehlen.
Zumal sein direkter Konkurrent Lewandowski beim Comeback nach überstandenen Patellasehnenproblemen direkt voll da war und ebenfalls auf dem besten Weg in den elitären Hunderter-Klub der Bayern ist.
Mit seinen Treffern Nummer 93 und 94 überholte der Pole zudem Arjen Robben (93) als besten ausländischen FCB-Torschützen aller Zeiten und hat mit jetzt 17 Toren in 17 Bundesligaspielen erneut die Torjäger-Kanone im Visier.
"Das freut mich sehr, dass ich die Nummer 1 bin", sagte Lewandowski, der mit Wagner zum ersten Mal in seiner Bayern-Zeit einen klassischen Mittelstürmer als Konkurrenten im Rücken hat, "aber mein Ziel ist es, dass es am Saisonende wieder 30 Tore oder mehr sein werden".
Gute Aussichten für die Münchner - weniger gute für Sandro Wagner.