Nach der vermeintlichen Ankündigung einer Präzisierung des Videobeweises im CHECK24 Doppelpass hat DFB-Präsident Reinhard Grindel ein paar Stunden später via DFB-Mitteilung eine Klarstellung folgen lassen.
Videobeweis: Grindel klärt auf
Demnach greift der Videoschiedsrichter künftig ein, wenn der Schiedsrichter eine Szene nicht gesehen hat oder bei einer klaren Fehlentscheidung.
"Der Video-Assistent soll zunächst einmal bei Szenen eingreifen, die der Schiedsrichter gar nicht gesehen hat und deshalb keine Entscheidung treffen konnte. Darüber hinaus aber eben auch bei Szenen, die er nach seiner Wahrnehmung klar sieht und bewertet, der Video-Assistent nach wenigen Sekunden aber anhand der TV-Bilder erkennt, dass der Schiedsrichter mit seiner Wahrnehmung und damit seiner Entscheidung klar falsch lag. Aber die Betonung liegt auf klar falsch", erklärte Grindel via dfb.de.
Alles nur ein Wahrnehmungsfehler?
Das hatte sich am Sonntagvormittag im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 noch anders angehört.
"Das ist eine sportpolitische Entscheidung. Soll es nur um Wahrnehmungsfehler gehen - wie es auch die Grundlage der Regelhüter des IFAB vorsieht. Oder soll auch bei klaren Schiedsrichter-Fehlern, die jedenfalls der Assistent so erkennt, korrigiert werden - wie es Herr Krug wollte", sagte Grindel: "Wir sind der Meinung, dass letztere Variante zu viele Diskussionen, zu viel Kommunikation und zu viel Verunsicherung auslöst. Das schafft nicht die Klarheit, die wir brauchen."
Weiter führte Grindel im Doppelpass aus: "Bei Wahrnehmungsfehlern in definierten Situationen soll der Video-Assistent eingreifen - nicht bei Schiedsrichter-Fehlern. Der Assistent soll kein Ober-Schiedsrichter sein, das Sagen hat der Schiedsrichter auf dem Platz. Wenn der Schiedsrichter etwas sieht, muss er entscheiden. Er hat die Hoheit auf dem Platz. Dann muss man auch damit leben, dass es zu Fehlern kommt."
Reif: "Stellen uns blind"
SPORT1-Experte Marcel Reif hatte Grindels Aussagen scharf kritisiert: "Das kann doch nicht sein! Wir können uns doch nicht blind stellen! Es muss immer klar sein, dass der Schiedsrichter entscheidet. Aber er soll sich die Szenen bitte nochmal angucken. Denn es haben Millionen von Menschen gesehen."
Ex-Bundesligatrainer und SPORT1-Experte Armin Veh schlug in die gleiche Kerbe: "Für mich geht es um Gerechtigkeit. Und nicht um Wahrnehmungsfehler. Das ist ja Wahnsinn!"
Mit ein paar Stunden Abstand erklärte Grindel: "Offensichtlich ist es in der aktuell sehr emotional geführten Diskussion sehr schwierig, den komplexen Sachverhalt für jedermann verständlich darzustellen. Natürlich wird es beim DFB nicht schon wieder eine neue Ausrichtung für den Einsatz des Video-Assistenten geben. Es bleibt bei dem, was wir in der vergangenen Woche, nachdem Lutz Michael Fröhlich die Projektleitung übernommen hat, immer wieder kommuniziert haben.
Mehr Transparenz gewünscht
Was die Transparenz des Videobeweises für die Zuschauer in den Stadien angeht, hofft Grindel auf ein Umdenken bei den Klubs. Für den 56-Jährigen wäre eine Erklärung auf den Videoleinwänden der Arenen ein wichtiger Schritt: "Vor der Saison wollte das die Mehrheit der Vereine nicht. Darüber müssen wir noch einmal diskutieren."
Auch andere Modifizierungen will Grindel nicht ausschließen. "Die Frage einer möglichen Challenge-Regelung kann man durchaus diskutieren, ich bin offen dafür", äußerte der UEFA-Vizepräsdident: "Derzeit ist das in den Regeln des IFAB aber nicht vorgesehen."