Der Friedensgipfel dauerte vier Stunden, doch von einer neuen Harmonie war danach nichts zu spüren: Schiedsrichter Manuel Gräfe hat nach der Aussprache beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) seine Vorwürfe gegen die frühere Chefetage der Unparteiischen erneuert.
Zoff-Gipfel: Gräfe legt nach
Er habe immer für "mehr Gerechtigkeit und Transparenz" sorgen wollen, teilte der Berliner in einer persönlichen Erklärung mit: "Der Einfluss von Herbert Fandel und Hellmut Krug sorgt leider immer noch für das Gegenteil."
Vierstündige Konfrontation
Gräfe forderte Konsequenzen vom Verband. "Es obliegt nun dem DFB, für Veränderungen zu sorgen", erklärte der 44-Jährige. Mit anderen Worten: Krug und Fandel sollen weg.
Zuvor war es am Dienstagnachmittag zu einer ausgedehnten Konfrontation in Frankfurt/Main gekommen.
"In dem knapp vierstündigen Gespräch wurden die verschiedenen Sichtweisen und Vorwürfe in aller Offenheit angesprochen. Die Eindrücke aus dieser Unterredung werden wir im nächsten Schritt analysieren", sagte der beim DFB für das Schiedsrichterwesen zuständige Vize-Präsident Ronny Zimmermann.
So lange wollte Gräfe nicht warten. "Ich habe diese gesamte Problematik seit 2015 immer wieder intern sowohl bei den Verantwortlichen des Schiedsrichterausschusses als auch auf höheren Ebenen des DFB und letztlich in der Öffentlichkeit angesprochen", erklärte er, nun sei der DFB gefordert.
Kritik an Fandel und Krug
Gräfe hatte zu Saisonbeginn dem Berliner Tagesspiegel ein viel beachtetes Interview gegeben und den früheren Schiri-Chefs Fandel und Krug fehlende Transparenz, schlechten Führungsstil und Vetternwirtschaft vorgeworfen. "Wo dieses hinführt, haben wir zum Beispiel leider an den Leistungen der Saison 2015/16 sehen müssen und sehen es nun auch bei der unzulänglichen Behandlung des Themas Videobeweis", erklärte Gräfe nun.
An der Unterredung am Dienstag nahmen unter anderem Gräfe, Schiedsrichter-Sprecher Felix Brych, Lutz Michael Fröhlich (Vorsitzender der Elitekommission), Fandel (Vorsitzender DFB-Schiedsrichterausschuss), Krug (DFB-Schiedsrichtermanager) und Willi Hink (DFB-Direktor) teil.
"Meine persönliche Aussprache mit dem DFB hat bereits sechs Wochen nach der Veröffentlichung meines Interviews stattgefunden", teilte Gräfe mit. Am Dienstag sei er in erster Linie beim DFB gewesen, um den Ausführungen von Brych beizuwohnen, der "seine ähnlichen persönlichen Erfahrungen in den letzten Jahren mit Hellmut Krug und Herbert Fandel sowie als Sprecher der Bundesliga-Schiedsrichter den Eindruck etlicher Schiedsrichter geschildert" habe.
DFB lässt Kritik an Gräfe durchblicken
"Der durchschaubare Versuch, die von uns aufgezeigten Fehlentwicklungen auf persönliche Empfindlichkeiten von mir oder anderen abzustellen, geht fehl", hieß es in Gräfes Erklärung.
Hellmut Krug wollte sich auf SPORT1-Nachfrage nicht zu Gräfes Vorwürfen äußern.
Beim DFB dürfte die Erneuerung der Vorwürfe nicht gut ankommen - Zimmermann hatte Gräfe nämlich schon vor dem Treffen sehr wohl verletzte Eitelkeit unterstellt.
"Generell vertreten Lutz Michael Fröhlich als Vorsitzender der Elitekommission und ich die Auffassung, dass offene, konstruktive und lösungsorientierte Gespräche immer zielführender sind, als Kollegen oder ehemalige Vorgesetzte möglicherweise aus persönlichen Befindlichkeiten öffentlich mit nicht nachvollziehbaren Vorwürfen zu konfrontieren", hatte er erklärt.