Die umjubelten Kölsch-Duschen nach der glorreichen Saison mit der ersten Europapokal-Qualifikation seit 25 Jahren waren vergessen, die Diskussionen innerhalb des Vereins zu groß: Jörg Schmadtke nahm am Montagabend seinen Hut als Geschäftsführer des 1. FC Köln.
Köln ohne Schmadtke: Droht wieder das alte Chaos?
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Klar, die Geißböcke liegen nach neun Spieltagen mit nur zwei Punkten und ohne Sieg auf dem letzten Tabellenplatz und auch das Abenteuer UEFA Europa League droht bereits früh zu enden.
Doch dass ausgerechnet der große, jüngst mit einem neuen Vertrag bis 2023 ausgestattete Manager ging, kam überraschend.
Immerhin war Schmadtke derjenige, der das vor nicht allzu langer Zeit noch herrschende Chaos beim FC mit katastrophaler Transferpolitik, Eskapaden einiger Profis und einem schlechten Vereinsimage vergessen machte.
"Es wird jetzt nicht einfacher", sagte Trainer Peter Stöger, der nach der Entscheidung von Schmadtke ebenso aus den Wolken gefallen war wie die meisten Mitglieder der Vereinsführung.
SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Schmadtke-Hammer.
- Wie kam es zu der Trennung?
Die sportliche Talfahrt, begonnen mit dem nicht adäquat kompensierten Verkauf von Top-Torjäger Anthony Modeste ist zweifellos ein Grund.
Nach SPORT1-Informationen hat aber maßgeblich Schmadtkes Loyalität zu Stöger zu der "einvernehmlichen" Trennung geführt.
Anders lautende Medienberichte wies Schmadtke bereits zurück. "Ich hatte nicht vor, Peter Stöger zu feuern. Das war kein Thema. Ich habe vom ersten bis zum letzten Tag zu ihm gehalten, da ich von Peter überzeugt bin. Alles andere entspricht nicht der Wahrheit", sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Der Aufsichtsrat des FC war nicht mehr gänzlich davon überzeugt, mit Stöger aus der Krise kommen zu können. Schmadtke hingegen vertraute dem Österreicher - und bot in einem Gespräch am Montagnachmittag daher seinen Rücktritt an.
"Er hat signalisiert, dass er bereit wäre, einen Impuls zu geben, um damit möglicherweise beim FC noch etwas zu bewegen. Im Laufe des Gesprächs hat sich dann gezeigt, dass eine Vertragsauflösung die beste Lösung für diese Situation ist", beschrieb Präsident Werner Spinner den Austausch mit Schmadtke.
- Wer wird jetzt Sportdirektor?
Der FC war auf das Schmadtke-Aus nicht vorbereitet - und hatte dementsprechend keinen Plan B in der Hinterhand.
"Unsere Aufgabe ist es jetzt, mit Sorgfalt einen Nachfolger auf dieser Position zu suchen", kündigte Spinner an. Er und auch die Vize-Bosse Markus Ritterbach und Toni Schumacher sind jetzt gefordert, einen geeigneten Mann zu finden.
Der Express nennt eine Vielzahl von eine Kandidaten. Georg Heitz, der von 2008 bis zum vergangenen Sommer die Geschicke beim FC Basel leitet, ist demnach der Favorit der Kölner Bosse.
Darüber hinaus gelten Matthias Sammer, Thomas Linke und Dirk Dufner als Optionen. Die Sport Bild bringt auch den ehemaligen Manager von Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg, Klaus Allofs, ins Gespräch. Sammer dürfte aber mehr als unwahrscheinlich sein.
Spinner ließ bereits durchblicken, dass die Suche einige Wochen in Anspruch nehmen könnte: "In der Zwischenzeit steht natürlich die Wintertransferperiode an und das wird von unserem jetzigen Sportdirektor Dr. Jörg Jakobs in engerer Zusammenarbeit mit dem Trainer und dem Scoutingteam durchgeführt."
Jakobs ist ein FC-Kenner. Er verhalf dem Klub nach dem Abstieg 2012 maßgeblich zu mehr Stabilität, verpflichtete Leistungsträger wie Jonas Hector und auch Stöger.
2015 verließ er allerdings die Profiabteilung und kümmerte sich bis zuletzt um den Nachwuchsbereich - angeblich wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinem langjährigen Vertrauten Schmadtke.
- Was bedeutet Schmadtkes Aus für Stöger?
"Für mich hat sich jetzt nichts geändert. Ich sage seit Wochen, dass ich hier nicht aufgeben werde. Das gilt nach wie vor. Ich bin zu fest verwurzelt mit dem Klub", betonte Stöger bei SPORT1.
Der 51-Jährige ist seit 2013 im Verein. Sein Kontrakt ist noch über zweieinhalb Jahre gültig, gibt ihm aber keine Garantie - auch wenn er mit Schumacher immerhin noch einen großen Befürworter im Verein hat.
"Uns ist bewusst, dass wir uns in einer schwierigen, in einer entscheidenden Situation befinden, die wir im Idealfall positiv gestalten sollten", so Stöger.
In anderen Worten: Er braucht so schnell wie möglich eine Trendwende - am besten schon im DFB-Pokal gegen Hertha BSC am Mittwoch (ab 18.30 Uhr im LIVETICKER). Sonst ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der FC die Reißleine zieht - und womöglich das alte Chaos ausbricht.