Während seine Spieler ihren eminent wichtigen Sieg mit einer Wasserschlacht auf dem Platz und danach in der Kabine feierten, musste sich Thomas Tuchel vor allem mit einem aus seiner Sicht total unnötigen Thema herumschlagen.
Misstöne überschatten BVB-Erfolg
Ausgerechnet der eigene Boss hatte vor dem Millionenspiel gegen die TSG Hoffenheim (2:1) für neue Unruhe gesorgt.
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hatte am Tag des Duells um die direkte Champions-League-Qualifikation Risse im Verhältnis zu BVB-Trainer Thomas Tuchel eingeräumt.
"Teilweise" irritiert habe ihn die heftige Kritik am Spieltermin nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus vor der Champions-League-Partie gegen AS Monaco, sagte Watzke den Zeitungen der Funke Mediengruppe und deutete einen Vertrauensbruch des Trainers an.
"Klarer Dissens" zwischen Watzke und Tuchel
Auf die Feststellung, es sei in dieser Frage ein "klarer Dissens" zwischen Watzke und Tuchel sichtbar geworden, sagte der BVB-Boss: "Das ist so, ja."
Sichtlich verärgert hatte Tuchel die Aussagen und vor allem den Zeitpunkt zur Kenntnis genommen. Doch der Trainer, der in den letzten Wochen als Krisenmanager überzeugt hatte, schaffte es erneut, den Fokus aufs Sportliche zu legen.
"Ein großes Thema für einen großen Tag", hatte Tuchel vor dem Anpfiff bei Sky zynisch gesagt:
"Ich verbiete mir, darauf einzugehen oder auch nur darüber nachzudenken, darauf Energie zu verwenden. Wir dürfen uns nicht ablenken lassen." Das, schob er bissig nach, "ist schwieriger geworden".
Doch zumindest für 90 Minuten gelang es, Marco Reus (4.) und Pierre-Emerick Aubameyang (82.) sorgten auch dank der Mithilfe von Schiedsrichter Felix Brych für den Dreier. Dortmund geht als Dritter mit zwei Punkten Vorsprung auf Hoffenheim in die verbleibenden zwei Partien.
Er versuche, "zusammen mit der Mannschaft Erfolg zu haben. Das ist mein großes Ziel, das ist unser großes Ziel", betonte Tuchel nach der Partie in der ARD.
Es sei schwer gewesen, das Thema auszublenden, "aber ich habe es ausgeblendet". Auch nach dem Spiel hatte er "wenig Lust", sich darüber Gedanken zu machen.
Risse zwischen den Bossen immer größer
Statt den großen Schritt in Richtung Champions-League-Qualifikation gemeinsam zu bejubeln, werden die Risse zwischen Geschäftsführer und Trainer offenbar immer größer - und eine langfristige Zukunft Tuchels (Vertrag bis 2018) damit immer unwahrscheinlicher.
Trotz des Einzugs ins Pokalfinale, trotz der Eroberung des dritten Platzes, der direkt in die Champions League führt. Es gehe, sagte Watzke, eben auch "um Dinge wie Strategie, Kommunikation, Vertrauen".
Auf die Frage, ob Tuchel als feinfühliger Krisenmanager nicht nur bei den Fans, sondern auch bei Watzke gepunktet habe, meinte dieser: "Ich bewerte alles rund um das Attentat auch vor dem Hintergrund dessen, was wir intern vertraulich miteinander besprochen haben und was möglich war."
Tuchel und einige Spieler hatten sich über die Ansetzung des Viertelfinals gegen Monaco nur einen Tag nach dem Anschlag beschwert. Tuchel kritisierte, "in die Entscheidung überhaupt nicht eingebunden" worden zu sein.
Watzke stellte nun klar: "Es war uns zu gravierend, eine solche Entscheidung über die Köpfe aller hinweg vorzunehmen." Niemand habe zudem den Wunsch geäußert, nicht anzutreten, "auch am Folgetag nicht".
Er habe "ja nicht umsonst der Mannschaft im Gespräch am Mittwochmorgen freigestellt, dass jeder Spieler, der sich nicht in der Lage fühlt zu spielen, das selbstverständlich bis zum Nachmittag sagen kann. Auch der Trainer hatte selbstverständlich das Recht, darauf hinzuweisen. (...) Aber mit einem solchen Szenario bin ich kein einziges Mal konfrontiert worden."
Kompliment für das Team
Tuchel rechnete seiner Mannschaft hoch an, trotz der Misstöne unbeirrt auf Kurs geblieben zu sein.
"Die großen Ziele erreichen wir nur mit Klarheit und Ruhe. Dafür bin ich verantwortlich", sagte er wohl auch mit Blick auf "Unruhestifter" Watzke: "Mit Herz und Leidenschaft. Wir wollen noch dreimal gewinnen."
Das hieße: Tuchel würde auf dem Borsigplatz als Pokalsieger gefeiert. Und Watzke hätte eine schwierige Entscheidung zu treffen.