FC Bayern München hat RB Leipzig in einem verrückten Spiel niedergekämpft und den zweiten Saisonsieg gegen den Aufsteiger gefeiert. Arjen Robben erzielte den 5:4 (1:2)-Siegtreffer für den Branchenprimus in der fünften Minute der Nachspielzeit, zuvor waren die Bayern lange Zeit hinterhergelaufen.
9 Tore! Bayern besiegt RB Leipzig
Leipzig hat einen Spieltag vor Schluss dennoch den zweiten Rang hinter dem Meister sicher (Das Spiel im Ticker zum Nachlesen).
Bayern-Kapitän Philipp Lahm sieht den Aufsteiger als möglichen Herausforderer in der Meisterschaft.
"Aktuell schaut es gut aus. Wenn man ein Konzept hat, das gut umsetzt und alle Vertrauen in das Konzept haben, dann sieht es so aus wie jetzt bei Leipzig", sagte Lahm bei Sky. "Sie stehen absolut zu recht da oben."
Die Treffer für Leipzig erzielten Marcel Sabitzer (2.), Nationalspieler Timo Werner mit einem Doppelpack (29./Foulelfmeter und 65.) und Yussuf Poulsen (47.) (Der SPORT1-Tabellenrechner).
Forsberg überragt als Vorlagengeber
Spielmacher Emil Forsberg leistete zu den ersten drei Treffern die Vorarbeit und verbuchte seine Assists Nummer 19, 20 und 21. Bei der 0:3-Pleite im Hinspiel hatte der schwedische Nationalspieler früh die Rote Karte gesehen, am Samstag war er nun der überragende Mann auf dem Platz (Die Tabelle der Bundesliga).
Für die in der Defensive arg enttäuschenden Münchner trafen Robert Lewandowski mit seinen Saisontoren 29 und 30 (17./Handelfmeter und 84.) und Thiago (60.), durch David Alaba (90.+1) und letztlich Robben zeigten die Bayern einmal mehr ihre Comeback-Qualitäten.
"Das schmerzt natürlich, das wäre das Highlight der Saison gewesen – das I-Tüpfelchen", sagte Torschütze Sabitzer bei Sky, "aber mit der Leistung sind wir sehr zufrieden, wir hätten uns nur gerne belohnt."
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Kritik übte der 23-Jährige an der Schiedsrichterleistung in der Schlussphase: "Es waren ein paar fragwürdige Entscheidungen dabei. Ein paar Freistöße rund um den Sechzehner muss man nicht unbedingt geben. Ein bisschen komisch alles."
RB überrollt Bayern
Die Bayern wurden vor 42.558 Zuschauern von den Hausherren anfangs förmlich überrollt. Unmittelbar nach dem Führungstreffer hatten Poulsen, Sabitzer und Werner, der den Pfosten traf, gute Chancen zum 2:0. Die Münchner Defensive hatte in dieser Phase deutliche Schnelligkeitsnachteile.
Das RB-Team ist im Schnitt vier Jahre jünger als das der Bayern.
Die Gäste kamen durch ein Handspiel von RB-Verteidiger Bernardo im eigenen Strafraum zurück ins Spiel. Doch Leipzig fing sich schnell und kam immer wieder gefährlich vor das gegnerische Tor.
Vor allem Forsberg war von den Münchnern nicht zu halten - oder nur mit unerlaubten Mitteln, so wie bei Xabi Alonsos Foul, das zum Strafstoß zum 2:1 führte. Und es kam noch bitterer für Bayern: Nach einem Zweikampf mit Stefan Ilsanker musste Franck Ribery verletzt ausgewechselt werden (44.).
Bayern antwortet wütend
Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Mit einem frühen Treffer für wachere und agilere Leipziger. Die Bayern antworteten mit wütenden, aber wenig strukturierten Angriffen.
Auch Nationalspieler Joshua Kimmich, der bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte von Beginn an spielen durfte, konnte das Bayern-Spiel nicht ordnen. Anders sah es bei Leipzig aus. Mit ihrem Kombinationsspiel ließen sie die Bayern laufen - und bekamen den Jubel des Publikums.
Die Bayern fühlten sich dadurch anscheinend provoziert, sie erhöhten den Druck auf Leipzig.
Dass die Leipziger zu provokant beim Stand von 3:1 spielten, wollte Marcel Sabitzer nicht zählen lassen. "Sollen wir den Ball ins Aus schießen oder was sollen wir machen? Wenn One-Touch-Football provokant ist, dann kenne ich mich nicht mehr aus", sagte der Torschütze.
RB nach Kontern immer gefährlich
Bayern war durch die forsche Spielweise des Aufsteigers aber offensichtlich angestachelt.
"Man hat hinten heraus gemerkt, dass wir das Spiel unbedingt noch drehen wollen. Es ist schön, dass die Mannschaft am Ende irgendwie gekitzelt wird und dadurch hinten raus Gas gibt und versucht, das Spiel zu gewinnen", sagte Lahm.
Bayern sah sich durch Thiago belohnte die wütende Reaktion mit dem 2:3-Anschlusstreffer. Der Rekordmeister wurde aber auch immer wieder ausgekontert.
Nur fünf Minuten später sorgte Werner mit seinem zweiten Treffer für die erneute Führung. Beim 4:2 tunnelte der deutsche Nationalspieler Bayerns Torhüter Tom Starke aus spitzem Winkel.
Latten-Kracher und Tor von Robben
Aber Bayern gab die Hoffnung nicht auf. Nach einem Latten-Kracher von Arjen Robben schaltete Lewandowski am schnellsten und köpfte das 4:3 (85.). David Alaba zirkelte einen Freistoß aus 20 Metern zum 4:4 in den Winkel.
Roben setzte in der fünften Minute der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer zum 5:4.
Trotz des auf dem Papier nahezu bedeutungslosen Spitzenspiels hätte RB dreimal so viele Karten verkaufen können, wie es das Kontingent hergab.
Der erste Auftritt des Rekordmeisters in Leipzig seit der Saison 1993/94 und der letzte Heimauftritt wurden schon vor dem Anpfiff bei der großen Fanparty auf der Fanwiese vor der Arena gefeiert.