Arm in Arm standen die Spieler von Borussia Dortmund vor der Südtribüne und hielten das Trikot von Marc Bartra in die Luft. "Borussia Dortmund wird niemals untergehen", sangen die Fans. Sokratis und Matthias Ginter kämpften mit den Tränen, Marco Reus verspürte auch wenig Lust auf eine ausgelassene Siegesparty - trotz seines geglückten Comebacks nach sechswöchiger Verletzungspause.
BVB-Traumabewältigung sorgt für Gänsehaut
Dem BVB gelang beim 3:1 (2:1) gegen Eintracht Frankfurt vier Tage nach dem Bombenanschlag auf den Teambus zwar ein ganz kleiner Schritt zurück in die Normalität, doch das schockierende Erlebnis steckt weiter tief in den Köpfen der Spieler.
Fußball rückt in den Hintergrund
"Während der 90 Minuten war es leichter als am Mittwochabend. Danach kam alles raus, was du 90 Minuten unterdrückt hast. Es war ein wiederholter Gänsehautmoment", sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer. Durch das 35. Bundesliga-Heimspiel in Serie ohne Niederlage darf der Vizemeister zwar weiter auf die direkte Qualifikation für die Champions League hoffen, doch das ist derzeit alles nur nebensächlich. (Die Tabelle der Bundesliga)
"Ich weiß gar nicht, wie Hoffenheim gespielt hat", sagte Schmelzer eine halbe Stunde nach Spielschluss über den Hauptkonkurrenten.
Highlights der Partie in Bundesliga Pur - Sonntag, ab 9.15 Uhr im TV auf SPORT1
BVB arbeitet Ereignisse auf
Durch den Sieg der Kraichgauer gegen Borussia Mönchengladbach haben die Dortmunder weiterhin einen Punkt Rückstand auf den begehrten dritten Platz. "Sportlich liegt es in unserer Hand. Wir haben Hoffenheim noch zu Hause", sagte Schmelzer.
Doch bis zum möglichen Showdown am 6. Mai im Signal-Iduna-Park muss der BVB das fürchterliche Ereignis vom vergangenen Dienstag weiter verarbeiten. "Wir sprechen untereinander ganz viel darüber", sagte Schmelzer: "Ich denke, dass uns das als Mannschaft noch einmal zusätzlich zusammenschweißen wird."
Traum-Comeback für Reus
Sportlich scheinen die Dortmunder auf dem richtigen Weg. Reus erzielte per Hacke nach überstandenem Muskelfaserriss im Oberschenkel die frühe Führung (2.) und beendete sein Comeback wie verabredet nach 45 Minuten. In dicker Jacke und mit seinen weißen Turnschuhen eilte Reus nach Spielschluss dennoch sofort aufs Feld, um nah bei seinen Teamkollegen zu sein. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Gedanklich waren alle BVB-Profis bei Marc Bartra, der nach seinen bei dem Anschlag erlittenen Verletzungen an Hand und Arm am Samstag aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Vor dem Fernseher verfolgte er die Partie gegen die Hessen und gratulierte nach Spielschluss seinen Kollegen.
"Ich widme mein Tor Marc Bartra und seiner Familie", sagte Sokratis, der den Ball nach dem Ausgleich durch Marco Fabian (29.) zur erneuten Dortmunder Führung aus der Distanz in den Winkel hämmerte (34.). "Er hat ausgeholt zum Schuss, da kann alles passieren. Von einem Einwurf für den Gegner bis hin zum Tor", scherzte Thomas Tuchel.
Tuchel: "Außerordentliche Charakterleistung"
Der BVB-Trainer war aber nicht nur auf seinen Abwehrchef, sondern auf die gesamte Mannschaft mächtig stolz. "Es war eine außerordentliche Charakterleistung meiner Mannschaft. Dafür gebührt ihr größter Respekt", sagte Tuchel nach dem Sieg, der endgültig durch das 26. Saisontor von Pierre-Emerick Aubameyang (86.) besiegelt wurde. Damit zog der Gabuner mit Robert Lewandowski in der Torschützenliste gleich.
Der Sieg gegen die Frankfurter, die seit zehn Begegnungen auf ein Erfolgserlebnis warten, lässt den BVB etwas optimistischer auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) bei AS Monaco blicken (Hinspiel: 2:3).
"Ich hatte den Eindruck, dass es nicht weg ist, wir aber gelernt haben mit den Gefühlsschwankungen umzugehen. Für die Spieler ist es einfacher, wenn sie auf dem Platz sind", sagte Tuchel, während Schmelzer erklärte: "In der ersten Halbzeit haben wir sehr viel Spielfreude an den Tag gelegt, weil wir glücklich sind, hier zu sein."