Seit Dienstagabend steht fest: Philipp Lahm beendet nach der laufenden Saison seine aktive Karriere. Sein Vertrag beim FC Bayern wäre noch ein weiteres Jahr gelaufen.
Darum will Lahm nicht Sportdirektor werden
Eigentlich war davon auszugehen: Wenn der Kapitän früher aufhört, dann nur weil er sofort in die Führungsetage des Rekordmeisters aufsteigt.
Doch alles kam anders. Lahm verkündete nach dem 1:0-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg sein Karriereende im kommenden Sommer.
"Ich habe den Verantwortlichen Bescheid gesagt, dass ich am Ende der Saison aufhöre Fußball zu spielen. Für mich steht fest, dass ich ab Sommer Privatier bin", erklärte der 33-Jährige.
Einen Job als Sportdirektor lehnte Lahm ab. SPORT1 kennt die Gründe für Lahms Entscheidung.
Lahm war Rummenigges Wunschkandidat
Zur Absage für den Posten als Sportdirektor sagte er auf SPORT1-Nachfrage: "Ich habe am Ende der Gespräche beschlossen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, nach der Saison einzusteigen."
Klar ist: Für den Verein wäre es sehr wohl der richtige Zeitpunkt für einen neuen Sportdirektor gewesen. Seit dem Rücktritt von Sportvorstand Matthias Sammer im Juli 2016 ist die Position unbesetzt. In der Bayern-Führung ist man sich aber einig, dass ein Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Vorstand dringend notwendig ist.
Dass nun nicht Lahm diesen Posten einnehmen wird, war alleine die Entscheidung des Weltmeisters, der der klare Wunschkandidat von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge war.
Sportdirektor vs. Sportvorstand
Lahm hatte auch Interesse an dem Job - aber zu seinen Bedingungen.
Wie schon während seiner sportlichen Karriere hatte er ganz konkrete Vorstellungen von seinem neuen Aufgabenfeld, wollte Verantwortung übernehmen, Strukturen schaffen und diese anpassen.
Lahm erkannte bei den Bayern Verbesserungsbedarf. Lahm wollte den personellen Umbruch in der Mannschaft schnell und konsequent einleiten. Das hatte er schon im SPORT1-Interview im Oktober 2016 angekündigt.
In solchen Fragen wollte er auf Augenhöhe mit den anderen Bayern-Bossen diskutieren. Voraussetzung dafür wäre ein Sitz im Vorstand des Rekordmeisters gewesen. Der Vorstand um Rummenigge und Stellvertreter Jan-Christian Dreesen wäre damit auch einverstanden gewesen. Aber der neunköpfige Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Uli Hoeneß war sich uneinig, ob Lahm als "Berufseinsteiger" sofort als Vorstand geeignet wäre.
Hoeneß erklärte der Funke Mediengruppe: "Bei uns im Aufsichtsrat sitzen Dax-Vorstände. Für die kommt nicht infrage, dass jemand ohne Berufserfahrung im Vorstand anfängt. Auch Christian Nerlinger war Sportdirektor und nicht Vorstand. Bei Matthias Sammer war das anders. Er war vorher beim DFB."
Lahm steht für Dialog
Zudem sind nicht alle im Verein ein Freund des Führungsstils, den Lahm hätte pflegen wollen: Schon als Kapitän der Bayern und der deutschen Nationalmannschaft stand Lahm für flache Hierarchien und Dialog. So hätte Lahm auch als Sportvorstand arbeiten wollen. Mit dem gleichen Machtumfang wie Matthias Sammer.
Doch die Bosse konnten sich nur auf einen Sportdirektor Lahm einigen. Mit dem gleichen Platz in der Hierarchie wie einst Hoeneß-Lehrling Christian Nerlinger, der nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 in München von heute auf morgen vor die Tür gesetzt wurde.
Deshalb entschied sich Philipp Lahm letztlich lieber für seine neue Rolle als Privatier.
Das bedeutet allerdings nicht, dass er nicht doch irgendwann in Bayerns Führungsetage arbeiten wird. Hoeneß, dessen Favorit als Sportdirektor Gladbachs Max Eberl ist, stellte klar: "Für Philipp Lahm bleibt die Tür bei uns offen. Ich kann mir vorstellen, dass er eines Tages beim FC Bayern arbeitet."
Dann möglicherweise zu Lahms Bedingungen.