Genau nach 95 Minuten und 59 Sekunden zappelte der Ball hinter Hertha-Keeper Rune Jarstein im Netz.
Die Wahrheit über die Last-Minute-Bayern
Robert Lewandowski hatte den Ausgleich für den FC Bayern zum 1:1 in Berlin wirklich in allerletzter Sekunde erzielt.
Ein spätes Tor. Mal wieder.
"Bayern-Dusel": So wird es schon seit langer Zeit genannt, wenn die Münchner in den Schlussminuten entscheidend treffen.
"Bayern-Bonus": So nannte es Hertha-Trainer Pal Dardai nach der Partie. Die Nachspielzeit sei einfach zu lang gewesen.
Lewandowski schreibt Geschichte
Ob glücklich oder nicht, ob gerechtfertigt oder nicht - Fakt ist: Unter Carlo Ancelotti sind die Münchner die Last-Minute-Bayern.
Bereits zum sechsten Mal in dieser Saison traf die Mannschaft in der 90. Minute oder später.
Mit dem Treffer zum 1:1 bei der Hertha schrieben Lewandowski und Co. sogar Geschichte: Es war das späteste Bundesliga-Tor seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1992.
Ein Tor in der sechsten Minute der Nachspielzeit gab es zuletzt am 19. September 2014: Damals traf die Hertha in Freiburg so spät. Ronny hieß damals der Torschütze.
Lahm: "Bis zum Ende daran geglaubt"
Die Bayern sind diese Saison die Könige der Schlussphase.
Innerhalb der letzten zehn Minuten machten die Bayern schon vier Siege klar: In Freiburg (91. Minute), in Hamburg (88.), auf Schalke (81. und 92.) und in Ingolstadt (90. und 90.). In Berlin wurde zumindest noch ein Punkt in der Nachspielzeit gesichert.
Verloren ging dem Rekordmeister im Zeitraum ab der 80. Minute noch gar kein Zähler.
Kapitän Philipp Lahm erklärte nach dem Spiel in Berlin, dass die Einstellung der Bayern-Profis ein Grund für die Qualität im Endspurt sei: "Man sieht einfach, dass die Mannschaft immer bis zum Ende daran glaubt."
Den Luxus, wie in Berlin Spieler wie Lewandowski, Kingsley Coman oder Xabi Alonso erst in der letzten halben Stunde zu bringen, kann sich neben Ancelotti allerdings auch kein anderer Bundesliga-Trainer leisten.
Neun Punkte nach der 80. Minute
Ohne ihre Tore nach der 80. Minute hätten die Bayern jedenfalls aktuell neun Punkte weniger auf dem Konto. Bei keinem anderen Bundesligist ist bei diesem Gedankenspiel die Differenz so groß.
Würde ein Spiel nur 80 Minuten dauern, hätte Verfolger RB Leipzig nur zwei Punkte weniger als in Realität - das Rennen um die Meisterschaft wäre ohne Bayerns Stärke in der Schlussphase also deutlich enger.