Beim Hamburger SV wussten sie offenbar ganz genau, warum sie Winter-Neuzugang Kyriakos Papadopoulos das Trikot mit der Nummer 9 von Legende Uwe Seeler überreichten.
Wie Seeler: Papa befreit den HSV
"Ein absoluter Vollblutstürmer. Wie er den weggenickt hat", schwärmte Lewis Holtby bei Sky, nachdem der Innenverteidiger die Rothosen gegen Bayer Leverkusen für einen Tag mit Köpfchen aus der direkten Abstiegszone befördert hatte: "Papa, du hast mir bewiesen, dass du jetzt auch als Stürmer spielen kannst."
Ausgerechnet die Leverkusener Leihgabe besiegelte in der 76. Minute einen nicht unverdienten 1:0 (0:0)-Sieg der Hanseaten im heimischen Volksparkstadion.
"Es macht richtig Spaß, hier zu sein. Die Jungs sind eine richtig geile Truppe. Wir waren klar besser", freute sich Papadopoulos nach Spielende. "Er tut uns mit seiner Mentalität einfach gut. Alle lieben ihn", lobte HSV-Coach Markus Gisdol den Griechen.
Leverkusener in Erklärungsnot
Die Leverkusener versinken dagegen nach ihrer neunten Saisonniederlage als Tabellenneunter mehr und mehr im Mittelmaß.
"Das war ein sehr enttäuschendes Spiel von uns. Ich habe noch keine Erklärung dafür. Für diese Leistung gibt es auch keine Ausrede", sagte ein bedienter Bayer-Geschäftsführer Michael Schade unmittelbar nach dem Abpfiff bei Sky. Routinier Stefan Kießling redete sich sogar in Rage: "Was soll ich denn jetzt sagen? Warum es so ist? Was soll ich jetzt erklären, jetzt frage ich mich, was ich hier erklären soll."
Torschütze Papadopoulos hatte weitaus bessere Laune, sagte aber auch: "Das war nur ein erster Schritt, wir müssen weiter hart arbeiten."
Wood rüttelt HSV wach
War die erste Halbzeit fast durchweg ein Langweiler, begannen zumindest die zweiten 45 Minuten mit einem Paukenschlag: HSV-Torjäger Bobby Wood hatte in der 47. Minute die Führung auf dem Fuß, traf aber nur die Oberkante des Lattenkreuzes.
Danach nahm die Partie zumindest phasenweise Fahrt auf, wobei der HSV mehr für das Spiel tat und sich die ersten drei Punkte in der Rückrunde mehr und mehr verdiente. (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Vor 45.653 Zuschauern im Volksparkstadion zog sich die Abtastphase zwischen beiden Mannschaften fast eine halbe Stunde lang hin. Strafraumszenen waren selten, das Geschehen spielte sich zumeist im Mittelfeld ab. (Statistiken zum Spiel)
Alles zum Spieltag im Volkswagen Doppelpass mit Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund am Sonntag, ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1, in unserem Sportradio SPORT1.fm und via Facebook Live.
Baumgartlinger ersetzt gesperrten Calhanoglu
Beide Trainer waren bei der Aufstellung zu Änderungen gezwungen.
Bei den Gästen wurde der vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Vertragsbruchs zu einer viermonatigen Sperre verurteilte Ex-Hamburger Hakan Calhanoglu durch Julian Baumgartlinger ersetzt, für den verletzten Javier Chicharito Hernandez lief Admir Mehmedi auf. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Es ist schade, dass so etwas nach so vielen Jahren wieder aufkommt, wofür er selber gar nicht viel kann. Wir müssen ihm als Mannschaft helfen, dass er den Kopf nicht hängen lässt", sagte Kevin Kampl über Calhanoglu.
Der Slowene hatte während des Spiels ein Trikot seines Mittelfeld-Partners unter seinem getragen.
"Ich habe gehofft, für Hakan ein Tor zu schießen. Er war in einer überragenden Verfassung, ich habe ihn noch nie so gut spielen sehen wie in den letzten Spielen. Aber ich bin mir sicher, dass er den Kopf nicht hängen lässt. Er ist ein starker Junge und wir werden ihm helfen, da zusammen rauszukommen", so Kampl.
Wenig Torszenen
HSV-Coach Gisdol schenkte dem wiedergenesenen Ex-Nationaltorwart Rene Adler das Vertrauen. Matthias Ostrzolek vertrat den gelbgesperrten Kapitän Gotoku Sakai.
Erst nach knapp 30 Minuten entwickelten sich Spielzüge mit mehr Zug zum Tor. Doch da beide Defensivreihen sehr solide standen, ergab sich bis zum Halbzeitpfiff keine einzige echte Torgelegenheit.
Zu diesem Zeitpunkt verfolgten die beiden aktuellsten Transfers Leon Bailey (Leverkusen), der in der 82. Minute sein Bundesliga-Debüt feierte, und Walace (Hamburg) das Geschehen noch von der Auswechselbank. Die beiden jeweiligen Königstransfers der winterlichen Wechselperiode standen, wie vorher angekündigt, nicht in den Startformationen.
Kießling scheitert an der Latte
Dafür setzte Leverkusens Trainer zu Beginn der zweiten Halbzeit auf mehr Offensive und brachte für Baumgartlinger Stefan Kießling, der kurz vor Ende noch die Latte traf.
Es brachte nichts, eher im Gegenteil: Die Hausherren traten nun dominanter auf und waren dem ersten Tor näher, schließlich traf Papadopoulos gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber.
Der richtete den Blick aber bereits auf die nächsten Aufgabe: "Wir haben noch nichts geschafft, nur ein gutes Spiel gemacht." Am Dienstag muss der HSV wieder ran - im Pokal gegen den 1. FC Köln.