Die Schachwelt blickt zur Zeit nach New York. Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen und Sergej Karjakin aus Russland kämpfen da um den WM-Titel - zwei Großmeister ihres Fachs.
Tuchel hat die besseren Ideen
Die Fußballwelt blickte am Samstagabend zumindest für zwei Stunden auf Dortmund. Da kämpften mit Thomas Tuchel und Carlo Ancelotti zwei Trainer-Großmeister gegeneinander um das Momentum in der Bundesliga. Während in New York ein Unentschieden aufs Nächste folgt, gab es in Dortmund einen klaren Sieger - und der heißt Tuchel.
Manche mögen es anmaßend finden, den Coach von Borussia Dortmund schon als Großmeister seines Fachs zu feiern. Immerhin hat er noch keinen großen Titel gewonnen, ist vom Renommee Ancelottis, seines Vorgängers Jürgen Klopp oder dem Pep Guardiolas noch weit entfernt. Taktisch kann es Tuchel aber mit den Größen aufnehmen, diese Meisterprüfung hat er spätestens am Samstagabend abgelegt.
Tuchel hatte gegen den eleganten Ancelotti einfach die besseren Ideen und schenkte allen Fußballfans, die nicht zum FC Bayern stehen, damit etwas fast schon Vergessenes: Spannung im Titelrennen.
Mit der war es mindestens seit dem Dortmunder Meisterjahr 2012 (acht Punkte Vorsprung) nicht mehr weit her. Jetzt tummeln sich mit dem Sensations-Tabellenführer RB Leipzig, den Bayern und dem BVB drei Mannschaften im Radius von sechs Punkten, denen man problemlos zutraut, dieses Niveau bis zum Saisonende zu halten.
Dortmunds Sieg gegen die Bayern war ein Trainersieg. Mit der Maßnahme, Pierre-Emerick Aubameyang und Adrian Ramos als nervtötende Doppelspitze auf die spielstarken Bayern-Verteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels loszulassen, hemmte Tuchel Bayerns Spielaufbau. Auch mit seiner Dreierkette hatte er die richtige Wahl getroffen. Als das Spiel in der zweiten Halbzeit zu einseitig wurde, hatte er mit den Einwechslungen von Erik Durm und Gonzalo Castro die richtigen Antworten parat.
Carlo Ancelotti lieferte auch in Dortmund keine Antwort darauf, wie er auf die mutiger werdenden Gegner der Münchner reagieren will. Wie beispielsweise schon in Frankfurt war den Bayern mit Kampfkraft und Laufstärke beizukommen. Fast scheint es, als verlasse sich der Rekordmeister zu sehr darauf, über die eigene individuelle Klasse das Ding schon irgendwie zu schaukeln.
Wenn dann aber die Effektivität oder auch einfach mal das Glück abhanden kommen, reicht das nicht mehr.
Für die Spannung in der Bundesliga ist das eine gute Nachricht.