Am Ende musste selbst der sonst so angriffslustigen Christian Streich kapitulieren: Der Freiburger Cheftrainer war angesichts des 4:1-Sieges von RB Leipzig im Aufsteigerduell beim SC Freiburg so beeindruckt vom Angriffsspiel der Gäste, dass er fast schon ins Schwärmen geriet.
Leipzig-Show setzt Bayern unter Druck
"Sie haben zwar unendliche Möglichkeiten", sinnierte der Coach. "Aber mit diesen unendlichen Möglichkeiten musst du erst einmal Unendliches schaffen." Und genau das taten die Leipziger Himmelsstürmer, die an diesem Abend den sechsten Sieg in Folge einfuhren.
"Leipzig hat eine extreme fußballerische Klasse und tolles Tempo. Wenn man nicht verteidigt, hat man gegen Leipzig keine Chance", sagte Streich. Und genau so kam es.
Durch den völlig verdienten Erfolg thronen die "Unbesiegbaren" damit mindestens eine weitere Woche an der Spitze der Bundesliga. (Tabelle der Bundesliga) - und setzen ihre namhafte Konkurrenz weiter unter Druck. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
Ralf Rangnick hatte sichtlich Spaß am Auftritt seiner Mannschaft. "Das war eine sehr reife, abgeklärte Leistung von uns. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung. Heute war das in der Tat souverän. Wir tun gut daran, uns weiterhin nur mit uns selbst zu beschäftigen. Mit 30 Punkten konnte nach dieser Zeit niemand rechnen", sagte der Sportdirektor bei Sky.
Auch Trainer Ralph Hasenhüttl stieß ins gleich Horn: "Bei dem Ergebnis mussten wir uns ein bisschen kneifen, immerhin standen sieben Spieler auf dem Platz, die vergangene Saison in der 2. Liga noch gegen Freiburg verloren hatten. Klar schauen wir auf die Tabelle, aber die Mannschaft zeichnet im Moment aus, dass wir wegen der Erfolge einen Schritt mehr machen statt uns zurücklehnen."
Rekordmeister Bayern München weist als Tabellenzweiter bereits sechs Punkte Rückstand auf das noch unbezwungene Team von Trainer Ralph Hasenhüttl auf, für das am Freitagabend Naby Keita (2.), der überragende Timo Werner (21./35.) und Marcel Sabitzer (79.) trafen. Florian Niederlechner (15.) hatte für die völlig überforderten Gastgeber zwischenzeitlich ausgeglichen.
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Keita mit Kunstwerk zur Führung
Mit jeder Menge Spielwitz, technischer Raffinesse und überfallartigen Angriffen setzten die Gäste ihrem Rivalen im ersten Durchgang praktisch pausenlos zu. Allein der Kunstschuss von Keita nach nur 80 Sekunden in den Winkel und die beiden Treffer des pfeilschnellen Werner bildeten dabei die komplette Palette der Leipziger Qualitäten ab.
Auch dank seiner Offensivpower hatte der Aufsteiger exakt eine Woche zuvor als erster ostdeutscher Klub seit Hansa Rostock (1991) die Tabellenführung erobert - und das gerade einmal sieben Jahre nach der Vereinsgründung.
Völlig sorgenfrei traten die Bullen ihre Reise in den Süden allerdings nicht an, Innenverteidiger Marvin Compper (Sprunggelenk) fehlte verletzungsbedingt.
Stenzel überrumpelt Defensive
Das Prunkstück, die bislang beeindruckende Offensivabteilung, stand Hasenhüttl jedoch komplett zur Verfügung. Und so entwickelte sich schnell der erwartete Spielverlauf: Mit vier Akteueren in vorderster Reihe übte Leipzig aggressivstes Pressing aus, teilweise tummelten sich sogar acht RB-Spieler im oder um den Strafraum. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Wir sind vollgepumpt mit Selbstvertrauen", hatte Hasenhüttl bereits vor der Begegnung verraten. Dass seine Innenverteidiger der langen Flanke von Freiburgs Pascal Stenzel aber nur zuschauten und dadurch den Ausgleich von Niederlechner begünstigten, dürfte dem Coach gar nicht gefallen haben.
Schwolow patzt bei Schlusspunkt
Nach dem Seitenwechsel überließen die Gäste dem Sport-Club allerdings mehr Spielanteile. Meistens wirkten die Freiburger bei ihren Angriffen zwar ratlos, mit seinem Schuss aus spitzem Winkel bestrafte Nicolas Höfler (59.) aber beinahe die Fahrigkeit der Leipziger.
Auf der anderen Seite besaß jeder Angriff von RB, egal ob nun als Konter oder überlegte Kombination vollzogen, zumindest in den Ansätzen das Potenzial zum nächsten Treffer.
Der fiel dann in der 79. Minute - auch dank freundlicher Unterstützung von Alexander Schwolow. Der Freiburg-Keeper sah beim Aufsetzer von Sabitzer nicht gut aus.