Es sind einige Beobachter der Fußball-Szene, die das derzeitige Geschehen auf dem Spielermarkt mit großer Skepsis betrachten
Entschädigung wegen Weinzierl-Deal
In diesem Transfersommer haben sich so viele Spieler für so viel Geld neuen Vereinen angeschlossen, da kann einem schon mal Hören und Sehen vergehen.
Weinzierl bereitet Fünftligist Sorgen
Was nur wenige im Blick haben, ist der Trainermarkt. Doch auch dort geht Interessantes, bisweilen Gravierendes vonstatten. Fragen Sie mal beim Wedeler TSV nach.
Die Geschichte des schleswig-holsteinischen Fünftligisten reicht sogar bis in die Bundesliga. Genauer gesagt: bis zum FC Schalke 04 und dessen Trainer Markus Weinzierl.
Denn mit der Verpflichtung des 41-Jährigen haben die Knappen ein irres Trainer-Domino ausgelöst, das sich bis hinunter in die Oberliga auswirkt.
Weinzierl, Schuster und das wilde Trainer-Karussell
Das glauben Sie nicht? Dann sollten Sie die folgenden Wechselaktivitäten auf den Trainerbänken in diesem Sommer genau studieren:
1. Markus Weinzierl wechselt vom FC Augsburg zu Schalke 04.
2. Die Schwaben suchen Ersatz und werden bei Darmstadt 98 fündig: Dirk Schuster kommt als Nachfolger.
3. Natürlich brauchen auch die Lilien schnellstens Ersatz auf der Bank. Sie bedienen sich bei Arminia Bielefeld und verpflichten Norbert Meier.
4. Die Ostwestfalen reagieren prompt und nehmen Rüdiger Rehm von der SG Sonnenhof Großaspach unter Vertrag.
5. Der Drittligist findet in Oliver Zapel einen neuen Trainer. Er kommt von Regionalligist SV Eichede.
Kommen sie noch mit? Gut, denn das irre Trainer-Karussell dreht sich immer weiter.
6. Freilich muss auch in Eichede ein neuer Übungsleiter her. Der Auserwählte ist Jörn Großkopf vom bereits erwähnten Wedeler TSV.
In der Oberliga Hamburg hält es Großkopf ganze zwei Wochen aus. Dann kommt das Angebot aus der höheren Liga - und weg ist er. Die Folge des großen Trainer-Dominos in diesem Sommer.
Nur zwei Wochen bei einem Klub
"Wir hatten Großkopf erst kurz zuvor vom KFC Uerdingen losgeeist, mussten ihm aber zusichern, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen, wenn ein höherklassiger Klub anfragt", berichtet Wedelers Sportliche Leiter, Frank Ockens, der FAZ.
Den Verantwortlichen seines Klub Wedeler TSV bereitet Großkopf mit seinem überstürzten Abgang einige schlaflose Nächte. In der Not befördert der Klub den Assistenztrainer zum Chefcoach. Doch genau hier fängt die eigentliche Geschichte erst an.
Nimmt man es genau, hat der große FC Schalke den Amateurklub mit seinem Weinzierl-Coup in personelle Bedrängnis gebracht. Der Trickle-down-Effekt - nur eben mit negativen Auswirkungen für das kleinste Glied der Kette.
Doch damit will sich TSV-Boss Ockens nicht zufriedengeben. Er wendet sich in einer E-Mail an Schalkes Manager Christian Heidel und fordert eine Wiedergutmachung ein. "Fünfzig Kisten Bier oder ein Testspiel. Quasi als kleine Entschädigung", verrät er in der FAZ, nachdem er sein Schreiben auf den Weg gebracht hat.
Heidel schickt Bier als Entschädigung
Und jetzt die Überraschung: Schalkes Manager zeigt tatsächlich Erbarmen. Wie die Zeitung schreibt, hat Heidel inzwischen eine Palette Flüssignahrung in den hohen Norden geschickt und das TSV-Team zu einer Bundesliga-Partie auf Schalke eingeladen.
Wahrscheinlich hat sich Heidel in dem Moment, in dem er Ockens E-Mail las, auf seine moralischen Grundsätze besinnt. In einem Interview mit dem Magazin 11freunde sagte er kürzlich, dass es heutzutage üblich sei, "für einen guten Trainer eine Entschädigung zu bezahlen".
Nun ist Heidel bekanntlich ein Ehrenmann. Also hat er nicht nur Weinzierl bezahlt, sondern gleich auch seine Schuld beim Wedeler TSV mitbeglichen.