Als sein Mitspieler Dominik Kohr schreiend vom Platz getragen wurde, war Paul Verhaegh kaum noch zu beruhigen.
Empörung und Strafe nach Horrorfoul
"Es sah unglaublich schlimm aus. Das war unfassbar, unverschämt!", schimpfte der Kapitän des FC Augsburg nach dem 1:3 (0:1) gegen den 1. FSV Mainz 05 am 3. Spieltag der Bundesliga: "Ich bin unglaublich sauer. Mit solch einem Foul gefährdet man die Karriere eines Spielers."
Kohr (22), der Mann fürs defensive Mittelfeld und zudem U21-Nationalspieler, hatte sich in der Nachspielzeit nach einem brutalen Foul des Mainzer Jokers Jose Rodriguez auf dem Rasen gewälzt. "Ich habe nur noch Blut gesehen", berichtete Augsburgs Daniel Baier: "Mir war dann auch nicht so gut, deswegen bin ich weggegangen, weil ich so etwas nicht sehen kann."
Auch der Gegner unter Schock
Sogar die gegnerischen Spieler hatten Tränen in den Augen, der Mainzer Daniel Brosinski wagte es kaum, hinzuschauen: "Ich wollte gar nicht hingehen und gucken, die Kollegen haben schon gesagt, dass es eine sehr schwere Verletzung ist. Das war eine ganz dumme Aktion von Jose."
Für diese sah Rodriguez bei seinem Bundesliga-Debüt nach fünf Minuten die Rote Karte (90.+3). Kohr bekam in der Kabine Morphium und wurde ins Krankenhaus gebracht. Augsburgs Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker versuchte indes, Kohrs besorgte Freundin zu beruhigen.
Laut Sky bestand zunächst der Verdacht auf einen offenen Wadenbeinbruch. Später dann aber offenbar leichte Entwarnung: Wie der Kicker am Abend berichtete, sind die Knochen heil geblieben und Kohr kam mit einer tiefen Fleischwunde davon. Vom Verein war auf SPORT1-Nachfrage zunächst keine Bestätigung zu bekommen.
Schmidt: "Das ist nicht Mainz 05!"
So oder so war es eine ganz hässliche Szene. "Mir fehlen die Worte", sagte FCA-Trainer Dirk Schuster aufgebracht. "So ein Foul, so spät, bei 3:1. Darüber braucht man überhaupt nichts mehr zu sagen."
05-Trainer Martin Schmidt konnte sich entsprechend nicht über den ersten Saisonsieg freuen. Auch ihm saß der Schreck in den Knochen. Sekunden nach dem Abpfiff bat er im Sky-Interview um Entschuldigung.
"Das sah ganz übel aus. Ich möchte mich in aller Form bei Kohr und dem FC Augsburg entschuldigen. Das ist nicht Mainz 05! Ich hoffe für ihn, dass es nichts allzu Schlimmes ist", sagte Schmidt.
Auch Rodriguez entschuldigt sich
Übeltäter Rodriguez muss nach seinem Foul mit einer Geldstrafe seitens seines Klubs rechnen. "Wir werden das sanktionieren", kündigte Schmidt an.
Rodriguez selbst gab sich später reuig. "Dass Dominik sich verletzt hat, tut mir unendlich Leid, ich habe mich auch schon persönlich bei ihm entschuldigt", wurde er auf der Facebookseite des Klubs zitiert: " Ich wollte den Ball blocken und der Mannschaft dabei helfen, den Vorsprung nicht wieder zu verspielen."
Sein Trainer suchte in der Unzufriedenheit des 21-Jährigen eine Erklärung für die Aktion. "Er war sehr, sehr enttäuscht, dass er zuletzt nicht im Kader war und jetzt nicht gespielt hat. Dann kommt er rein und will dem Coach zeigen, dass er aggressiv ist - und dann hat er es übertrieben. Das war falscher Ehrgeiz, das war dumm", sagte Schmidt.
Erster Sieg der Mainzer nebensächlich
Das sportliche Geschehen des ersten Saisonsiegs der Mainzer geriet dadurch in den Hintergrund. (Der Ticker der Partie zum Nachlesen)
Jhon Cordoba brachte die 05er mit seinem dritten Pflichtspieltreffer in dieser Saison in Führung (7.). Yunus Malli (75.) und der eingewechselte Yoshinori Muto (81.) sicherten den ersten Dreier nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Konstantinos Stafylidis (73.).
Malli und Muto belohnten damit vor allem defensiv verbesserte Mainzer, die jedoch in der zweiten Halbzeit zwischenzeitlich deutlich abbauten.