Der bitterste Moment in der Karriere des Marc Bartra ist zugleich der bekannteste.
Dortmunds Neuer: Ein Typ wie Puyol
Im spanischen Pokalfinale 2014 gegen Real Madrid überlief Gareth Bale den Verteidiger des FC Barcelona an der Mittellinie, wich dabei neben die Seitenlinie aus und vollendete den Sprint zum entscheidenden 2:1 in der 85. Minute. In den sozialen Medien wurde der Waliser daraufhin abgefeiert, Bartra blieb nur Hohn und Spott.
Seither hat sich einiges geändert im Leben des 25-Jährigen: Derart große Aussetzer blieben in den vergangenen zwei Jahren bei seinem Heimatklub aus. Bartra schaffte es so ins spanische EM-Aufgebot und wechselt nun für vier Jahre zu Borussia Dortmund, um dort Mats Hummels (zum FC Bayern) zu ersetzen.
Die Borussia macht dabei von einer Ausstiegsklausel im ursprünglich bis 2018 laufenden Vertrag des Verteidigers Gebrauch, nach der der sechsmalige Nationalspieler Barca für acht Millionen Euro verlassen kann - ein Schnäppchen.
Puyol als großes Vorbild
Bartra kam bei den Katalanen nur selten über die Reservistenrolle hinaus, in der Innenverteidigung setzte der spanische Meister meist auf Gerard Pique und Javier Mascherano. Dennoch murrte er nie über seine Reservistenrolle, sagte einmal: "Ich spiele mehr für Barca als für mich selbst. Ich sage das mit der Hand auf meinem Herzen."
Barcas Präsident Josep Maria Bartomeu schrieb zum Abschied bei Twitter: "Danke dafür, dass du dein halbes Leben dem FC Barcelona gewidmet hast."
Beim FC Barcelona vergleichen ihn manche mit der Vereinslegende Carles Puyol. Bartra ist wie einst der heute 38-Jährige physisch stark, ein leidenschaftlicher Verteidiger und aggressiv im Zweikampf. Er sieht in Puyol sein großes Vorbild, schon als Jugendlicher wollte er wie der Welt- und Europameister sein, nicht wie die bekannten Offensivstars um Lionel Messi.
"Puyol hat mir immer wieder Ratschläge gegeben. Er ist derjenige, der mir am meisten in Sachen Fußball beigebracht hat", meinte der 25-Jährige einmal. Heute ist der Lockenkopf der Berater des Hummels-Nachfolgers und saß bei der Vertragsunterschrift in Dortmund mit am Tisch.
Torjäger und Titelsammler
Bartra genoss in Barcas weltbekannter Jugendakademie La Masia eine hervorragende Ausbildung und ist vor allem technisch auf einem anderen Level als der oft hölzern wirkende Puyol.
Zudem glänzt er durch Torgefahr: In 59 Liga-Einsätzen für Barca kommt er auf fünf Tore und fünf Assists - einige davon durch selbst eingeleitete Angriffe mit präzisen Pässen, in denen er Hummels ähnelt. Allerdings reißt er dadurch auch Löcher in die eigene Defensive, wenn er seine Position zugunsten der Offensive verlässt.
Erfolg hatte er trotzdem: Der 1,83-Meter-Mann bringt das mit, was dem aktuellen BVB-Kader abgeht und weswegen Hummels den BVB verließ: Titel. Zwei Siege in der Champions League, fünf spanische Meisterschaften und zwei Pokaltriumphe stehen in Bartras Lebenslauf.
Und auch mit der Frau an seiner Seite hat Bartra einen Volltreffer gelandet: Die Belgierin Melissa Jimenez berichtet im spanischen Fernsehen regelmäßig als Reporterin von der MotoGP, zusammen haben beide den ein Jahre alten Sohn Gala.
Schlägt Bartra beim BVB ein, hat er das Zeug zum Publikumsliebling. Hohn und Spott wie 2014 wären dann ganz weit weg.