Sieht so ein Trainer aus, der gerade entlassen wurde?
So kurios lief Breitenreiters Entlassung
Die Zuschauer in Sinsheim mussten sich verwundert die Augen reiben, als Andre Breitenreiter nach dem 4:1-Sieg bei 1899 Hoffenheim schnurstracks Richtung Schalker Fankurve ging und sich mit nach oben gestreckten Daumen feiern ließ.
Das Mindestziel UEFA Europa League mit Platz fünf geschafft, erstmals in der Schalker Vereinsgeschichte dank schön herausgespielter Treffer bei der TSG gewonnen.
"Kann erhobenen Hauptes rausgehen"
Wer nur die 90 Minuten in Sinsheim gesehen hatte, fragte sich, ob die Nachricht vor Spielbeginn wirklich stimmte.
Da hatte Breitenreiter persönlich seine Entlassung auf Schalke verkündet und sich so noch einen letzten Teil Würde trotz der monatelangen Hängepartie um seine Zukunft behalten.
Das machte der Coach auch auf der anschließenden Pressekonferenz deutlich.
"Ich kann erhobenen Hauptes hier rausgehen. Wir haben die direkte Qualifikation für die Europa League geschafft", sagte er.
Stolz und Verbitterung
Die Mannschaft glaubte Breitenreiter bis zuletzt hinter sich: "Umso schöner zu sehen, dass die Jungs auf dem Platz heute nicht nur für sich gespielt haben, sondern - ich glaube, das kann ich sagen - auch ein Stück für mich und mein Trainerteam."
Bei der Besprechung vor dem Anpfiff hatte der Trainer seine Spieler über seinen erzwungenen Abschied unterrichtet.
"Da hat man schon bei dem ein oder anderen Tränen gesehen, auch bei mir sind die ersten Tränen geflossen", berichtete der frühere Bundesligastürmer von emotionalen Szenen.
In Breitenreiters Stolz mischte sich aber auch ein deutlicher Schuss Verbitterung über die ständige Unruhe und den fehlenden Rückhalt auf Schalke.
"Ich muss mich auch bei den Fans bedanken, die trotz gezielter Hetzkampagnen gegen meine Person einzelner Medien nicht einmal in dieser Saison einen Trainerrauswurf gefordert haben. Das spricht dafür, dass sie sehr gut verstanden haben, wie wir hier arbeiten und was abgeht."
Entlassung per Telefon
Was auf Schalke abgeht, war auch zum Ende der einjährigen Ära Breitenreiter außergewöhnlich.
Erstmals in der Bundesligageschichte entließ ein Manager, der offiziell noch für einen anderen Verein tätig ist, einen Trainer.
Und das mehr oder weniger aus Versehen.
Bei einem Telefonat während der vergangenen Woche teilte der künftige Schalker Sportchef Christian Heidel Breitenreiter mit, dass er nicht mehr mit ihm plane. Wie Heidel bei SPORT1 berichtete, habe sich das erst so im Laufe des Gesprächs ergeben:
"Ich wollte eigentlich einen persönlichen Termin mit ihm vereinbaren . Ich habe mit ihm telefoniert und habe ihm dann im Endeffekt schon gesagt, was ich ihm eigentlich erst nach Saisonende, wenn ich offiziell auf Schalke im Amt bin, persönlich mitteilen wollte."
Weinzierl im Anflug
Nur wie es auf Schalke weitergeht, das wollte sich Heidel dann doch noch nicht vorab entlocken lassen. "Es wird ein neuer Trainer kommen, über die Dinge werden wir dann sprechen, wenn ich wirklich auf Schalke bin."
Es ist trotz der Dementis aus Augsburg aber ein offenes Geheimnis, dass Markus Weinzierl fast sicher auf Breitenreiter folgen wird.
Nach SPORT1-Informationen haben sich Weinzierl und Schalke geeinigt, aktuell feilschen die Klubs noch um die Ablösesumme.