Als der FC Bayern Ende Oktober sein Gastspiel bei Eintracht Frankfurt mit dem ersten Punktverlust der Saison beendete, war das Lamentieren der Protagonisten groß.
Neue Strategie: Was heckt Guardiola aus?
"Jedes Wochenende steht man da und man denkt, es geht nicht defensiver, und dann kommt Frankfurt daher und verteidigt mit noch mehr Spielern. Ich dachte, defensiver als defensiv geht nicht: Da wurden wir eines Besseren belehrt", klagte Kapitän Philipp Lahm.
"Müssen in der Lage sein, das zu lösen"
Gewissermaßen haftet dieses Spiel den Münchnern bis zum heutigen Tag an - quasi als Vorgeschmack, was ihnen in der Rückrunde blühen könnte. Es ist zu erwarten, dass die Konkurrenz sich angesichts der bayerischen Dominanz in der Hinrunde noch mehr hinten einigelt.
Für Pep Guardiola ist das weniger ein Ärgernis als eine Herausforderung. "Fußball ist nicht das, was man sich wünscht", dozierte der FCB-Coach schon nach der Nullnummer von Frankfurt. Und betonte nachdrücklich: "Wir müssen in der Lage sein, das zu lösen."
Die Eintracht hatte sich beim 0:0 sprichwörtlich verbarrikadiert. Nicht hinter der Mittellinie, so wie es viele Gegner der Bayern tun. Nein, die Eintracht bezog mit elf Mann Position vor oder im eigenen Strafraum und verweigerte sich praktisch jeglicher Angriffsbemühung.
"Kann nicht unsere Ideen verraten"
So etwas war selbst dem Rekordmeister bis dato noch nicht untergekommen. Damals fand er kein Gegenmittel auf diese Taktik.
Zweieinhalb Monate scheint der Rekordmeister sein spielerisches Repertoire erweitert zu haben. Davon ist zumindest Topstürmer Robert Lewandowski überzeugt.
Pünktlich vor dem Rückrundenstart gegen den Hamburger SV am Freitagabend (ab 20.30 Uhr bei SPORT1.fm und im LIVETICKER) kündigte der Pole an: "Ich kann nicht alle unsere neuen Ideen verraten. Aber es stimmt, dass wir etwas Neues trainiert haben."
Lewandowski ist sicher, dass sein Team inzwischen gegen gegnerische Betonreihen gerüstet ist - den Trainingseinheiten in der Winterpause sei Dank.
Wie genau der neue Schlachtplan aussieht, den sich Taktik-Meister Guardiola in der spielfreien Zeit zurechtgelegt hat? Da blieb der Stürmer vage. "Wir wissen, was wir verbessern müssen, damit es für uns leichter wird. Ich hoffe, das kann man schon am Freitag sehen."
Lehrstunde beim Handball
Anschauungsunterricht erhält Lewandowski derzeit in seiner Heimat Polen, wo die Handball-EM läuft. Dort ist häufig zu sehen, wie Mannschaften den Ball am gegnerischen Torraum so lange hin- und herpassen, bis sich eine Lücke auftut.
Auch einige Auftritte des FC Bayern in der Bundesliga-Hinrunde hatte bisweilen den Charakter eines Handballspiels. Jetzt soll in der zweiten Saisonhälfte das Motto also mehr denn je lauten: Den Gegner so lange zu bespielen, bis ihm schwindelig wird.
Mutiert Thomas Müller jetzt also zum Kreisläufer? Und Arturo Vidal zum Rückraumspieler?
"Warte nicht auf den Ball"
Noch häufigere Positionswechsel könnte die Devise der Bayern lauten. Und: Unruhe stiften, den Gegner verwirren.
Er selbst sei kein Stürmer, der nur vorne drin stehe, betonte Lewandowski. "Ich tausche jetzt oft die Positionen mit den anderen Offensivspielern und warte nicht darauf, bis der Ball zu mir kommt."
Jenseits aller taktischer Strategien sei es jedoch vor allem wichtig, die Konzentration hochzuhalten, sagte der Pole. "Wir müssen fokussiert auf unsere Form bleiben, nicht so wie letztes Jahr, als wir schon Meister waren. Wir müssen bis zum Schluss gut spielen und immer wach sein."
Das Gastspiel in Hamburg könnte als erste Standortbestimmung dienen - vor allem dann, wenn sich der HSV ähnlich defensiv aufstellt wie die Eintracht im Oktober.