Granit Xhaka hatte es eilig. Der Schweizer verabschiedete sich noch schnell bei einigen Mitarbeitern, dann verschwand er in den Urlaub. Kommentarlos.
Xhaka bleibt unverbesserlich
Über seinen Blackout reden wollte er verständlicherweise lieber nicht. Denn die Rote Karte beim 3:2-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Aufsteiger Darmstadt 98 war auch so eindeutig genug.
"Ich weiß, dass jetzt wieder viele Kritiker kommen und sagen werden: 'Der Junge wird nie zu zügeln sein'. Da kann man drüber diskutieren. Ich werde aber nicht den Stab über ihn brechen", erklärte Manager Max Eberl.
Er sei nun mal unglaublich vielen Provokationen ausgesetzt, denen müsse er sich stellen, forderte Eberl: "Egal, wo er in Zukunft spielen wird - da wird das genauso sein". Die offenbar an Xhaka interessierten Bayern (Sammer: "Er befindet sich in einem Dunstkreis") wissen solche "Aggressive Leader" seit Stefan Effenberg oder Mark van Bommel zwar zu schätzen.
Doch Xhaka wandelt immer wieder und öfter zwischen Genie und Wahnsinn - zwischen Platzhirsch und Platzverweis. Sein impulsives, körperbetontes, oft an der Grenze des Erlaubten geführtes und von Emotionen geprägtes Spiel ist für ihn selbst ebenso alternativlos wie er wiederum unverzichtbarer Leistungsträger für die Borussia ist. Doch seine Nerven hat er immer noch nicht im Griff.
Tritt in den Hintern
Das wissen auch die Gegner. Darmstadts Peter Niemeyer hatte Xhaka von hinten in die Waden getreten, der Schweizer hatte sich daraufhin zu einem Tritt in den Hintern hinreißen lassen. "Man kann sich gerne Granits Wade angucken. Das war nicht nur ein leichter Treffer", sagte Trainer Andre Schubert, ohne seinen Kapitän in Schutz nehmen zu wollen.
Dabei hatte Xhaka zuletzt im Interview mit SPORT1 noch Besserung gelobt, nachdem er zuvor gegen Ingolstadt nach ähnlichen Provokationen Gelb-Rot gesehen hatte.
"Ich bin 23. Ich werde immer noch Fehler machen. Aber ich muss mich natürlich in solchen Situationen komplett anders verhalten. Ich weiß, dass ich beim nächsten Mal anders reagieren muss. Diesen Fehler sollte ich nicht zweimal machen", hatte er erklärt.
Negativrekord mit 23 Jahren
Xhaka machte den Fehler nicht nur zweimal, sondern ist mit 23 Jahren, zwei Monaten und 23 Tagen der jüngste Bundesligaspieler, der vom Schiedsrichter bereits fünfmal vom Platz gestellt wurde, alleine dreimal in der aktuellen Hinrunde.
Drei Platzverweise in einer Hinrunde kassierte bisher nur der Ex -Frankfurter Aleksandar Vasoski in der Saison 2006/07.
Ansprache ans Team
Viermal Gelb-Rot, nun erstmals glatt Rot - Xhaka hatte das vorzeitige Duschen für eine Ansprache in der Kabine genutzt, noch einmal an die Mannschaft appelliert, sie motiviert. "Ihr lasst euch das nicht nehmen" und "Ihr kriegt das noch hin" habe er gesagt, verriet Torschütze Lars Stindl.
Nicht umsonst war der Schweizer unter Schubert zum Kapitän ernannt worden, ganz offiziell zum Anführer, der er auch ohne Binde vorher schon war. Mit der Binde trägt er nun aber noch mehr Verantwortung, soll vorangehen, Vorbild sein, sich vor allem im Griff haben. "Wir wollen ihm hier alle Möglichkeiten geben, ein großer Spieler zu werden. Er muss sich aber auch helfen lassen", sagte Eberl.
Von Schubert gab es dann auch "keine mildernden Umstände. Den Fair-Play-Preis wird er in dieser Saison auch nicht mehr gewinnen, aber wir werden das Ganze mit ihm trotzdem intern besprechen". Denn auch wenn die Borussia das Spiel ohne ihren Kapitän noch drehte: Xhaka wird den Gladbachern nun möglicherweise mindestens drei Spiele fehlen.