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SPORT1 stellt Hoffenheims neuen Trainer Julian Nagelsmann vor

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SPORT1 stellt Hoffenheims neuen Trainer Julian Nagelsmann vor

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Nagelsmann: Mehr als nur jung

Julian Nagelsmann ist nun der erste Bundesligatrainer unter 30. SPORT1 sprach mit Weggefährten des Hoffenheimers - die nicht überrascht sind vom rasanten Aufstieg.
Neuer RB-Leipzig-Coach: Die Karriere des Julian Nagelsmann
Neuer RB-Leipzig-Coach: Die Karriere des Julian Nagelsmann
© Getty Images
Julian Nagelsmann ist nun der erste Bundesligatrainer unter 30. SPORT1 sprach mit Weggefährten des Hoffenheimers - die nicht überrascht sind vom rasanten Aufstieg.

Am Ende ging es doch ganz schnell.

Nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Huub Stevens übernimmt Julian Nagelsmann schon zur Partie bei Werder Bremen (ab 15 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) als Chefcoach die TSG 1899 Hoffenheim.

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Damit dürften sich sehr viele Fußballfans urplötzlich sehr alt fühlen. Weil auf einmal nicht nur Spieler jünger sind als sie, sondern eben auch Bundesligatrainer.

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Nagelsmann, von Tim Wiese einst "Baby-Mourinho" getauft, ist erst 28 Jahre alt. Damit wird der gebürtige Landsberger der erste Chefcoach der Bundesliga unter 30 sein.

Alter spielt keine Rolle

Für den Youngster im Trainergeschäft aber kein Problem. "Das Alter hat auch viele Vorteile", sagte er bereits im Januar am Rande des Mercedes-Benz Junior Cup zu SPORT1: "Wir sollten trotzdem nicht alles darauf reduzieren. Wichtiger ist die Aufgabe, und meine Aufgabe ist dieselbe wie bei jedem anderen Bundesliga-Trainer auch - egal wie alt man ist."

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Zumal es den ehemaligen U19-Trainer der TSG nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Das gehöre dazu, "wenn man erfolgreich sein will. Man muss überzeugt von dem sein, was man macht - das muss man auch rüberbringen", erklärte er. "Ehrgeiz ist ganz, ganz wichtig, und dass man den maximalen Erfolg möchte. Ich will die Jungs maximal gut ausbilden. Das sind Charaktereigenschaften, die mich beschreiben."

Aufregung war groß - doch wieso eigentlich?

Dennoch war die Aufregung groß, als TSG-Manager Alexander Rosen während Stevens' Vorstellung im Oktober bereits den Nachfolger des potenziellen Retters verkündete.

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Doch wieso eigentlich? Die Bundesliga wird seit einigen Jahren schon dominiert von Spielern aus den Jugendakademien der Klubs, Spielern, die mit 17, 18, 19 Jahren in die Liga kommen und mit 25 schon als Routiniers gelten. Nun folgt also der erste Trainer aus den ab Anfang des Jahrtausends etablierten Ausbildungsschmieden.

SPORT1 hat mit Weggefährten Nagelsmanns gesprochen. Mit ehemaligen Mitspielern des Innenverteidiger-Talents von 1860 München; mit den ersten Spielern, die er als 21-Jähriger trainierte; mit Trainern seiner zwei Karrieren, der unvollendeten und der vor ihm liegenden.

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Viel früher in der Bundesliga erwartet

Richtig überrascht vom rasanten Aufstieg des gebürtigen Landsbergers ist keiner. Obgleich sie ihn vielleicht nicht ganz so früh in der Bundesliga erwartet hätten. Nicht so früh - oder viel früher.

Im Gegensatz zum echten Mourinho, der seine Trainerkarriere bei den Profis einst ähnlich früh begann - Mou war 27, als er 1990 Co-Trainer bei Estrela Amadora wurde -  mangelte es Nagelsmann nicht an Talent für die Bundesliga.

"Julian hatte ein tolles Spielverständnis, war Führungsspieler, erkannte Spielsituationen sehr gut, das hilft ihm natürlich auch als Trainer", sagt etwa Wolfgang Schellenberg.

Träsch bester Kumpel beim TSV 1860 München

Der 43-Jährige, heute Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des TSV 1860 München, war von 2002 bis 2007 U17-Trainer der Löwen. Gleich sein erster war ein Wunderjahrgang. Vier Spieler aus der Klasse von 1987 spielen heute in der Bundesliga: Fabian Johnson (Gladbach), Julian Baumgartlinger (Mainz), Stefan Aigner (Frankfurt) und Christian Träsch (Wolfsburg).

Hätte Nagelsmanns Körper mitgemacht, wären es sogar fünf. Davon ist zumindest Träsch überzeugt. "Er war damals ein klasse Kicker, wer weiß was aus ihm geworden wäre, wenn er nicht wegen seiner gesundheitlichen Probleme hätte aufhören müssen", sagt er.

Träsch war damals bei 1860 der beste Freund von Nagelsmann, sie teilten sich ein Zimmer im Internat, waren Banknachbarn am Gymnasium, lernten gemeinsam fürs Abi. Der Kontakt ist nie abgerissen. "Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Zeit früher, wir sind wirklich allerbeste Freunde, auch unsere Frauen verstehen sich super", sagt Träsch.

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Als der heutige Wolfsburger 2008 seine ersten Bundesligaspiele für den VfB Stuttgart machte, hatte Nagelsmann seine aktive Karriere bereits hinter sich. Seine Verletztenhistorie liest sich wie das ärztliche Bulletin eines 35-jährigen Profis, der viel Pech gehabt hat in seiner Karriere: Bänderrisse, Wirbelbrüche, eine chronisch gewordene Achillessehnenentzündung und immer wieder: Knieprobleme inklusive eines Meniskusschadens. Doch Nagelsmann war nicht 35, als er sein altes Leben hinter sich ließ, um sich neu zu erfinden. Sondern 20.

Nagelsmann mag Pferde

Fußball, Schule, Freundin, Familie. Daraus bestand im Wesentlichen das alte Leben des Julian Nagelsmann. Außerdem spielte er Polo und trainierte Pferde.

Fußball, Uni, Familie, Freundin, Polo und Pferde. Das war sein neues Leben. Bis auf die Uni und Polo ist es das bis heute. Der Weg war vorgezeichnet. Nur die Vorzeichen hat Nagelsmann ein wenig geändert.

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Das BWL-Studium hat er bald sein lassen, mit der Freundin hat er mittlerweile einen Sohn, statt Spieler ist er Trainer - und gerade dabei, sich seinen Traum von der Bundesliga zu erfüllen. Auf dem zweiten Bildungsweg. 

"Es gab für ihn keine Ausreden"

"Als er seine aktive Karriere so früh beenden musste, hat er sich wohl gedacht: 'Jetzt mache ich das Beste draus'. Er wollte unbedingt Profifußballer werden. Das hat nicht geklappt, also ist er eben Profitrainer geworden. Er wollte in dem Geschäft ganz nach oben."

Das sagt Ulrich Taffertshofer, der für die SpVgg Unterhaching aktiv ist. Taffertshofer war 15 und B-Jugendspieler der Löwen, als er Nagelsmann kennenlernte. Gehört hatte er natürlich schon vorher von diesem Schlacks, der jetzt Co-Trainer der U 17 war und zuvor ein halbes Jahr für einen gewissen Thomas Tuchel beim FC Augsburg die Gegneranalysen in der Regionalliga gemacht hatte.

Nagelsmann sprach ihre Sprache, kannte ihre Probleme und war trotzdem eine Autoritätsperson. Er und seine Mannschaftskameraden hatten jahrelang aufgeschaut auf Nagelsmann und seine Freunde. Außerdem: "Es gab für ihn damals keine Ausreden. Er war locker, aber hatte sehr genaue Vorstellungen", sagt Taffertshofer.

Kein Laptop-Trainer

"Er war wahnsinnig zielstrebig, hatte einen brutalen Willen, jeden im Team wirklich besser zu machen und weiterzubringen", sagt auch Moritz Leitner der damals ebenfalls live die ersten Schritte Nagelsmanns als Trainer erlebte. 

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Übrigens, bevor Mehmet Scholl sich räuspern kann: Ein Laptop-Trainer ist Nagelsmann nicht, zumindest kein klassischer. Er ist kein Fußballtheoretiker. Lehrbücher seien nicht so seins, hat er mal gesagt. Nagelsmann unterhält sich lieber mit seinen Kollegen. Sein Coaching ist klar - und emotional. Er ruft gerne "Jawollklasse", wenn seinen Spielern was gelingt, die Jugendakademie der TSG hat sogar den Hashtag #jawollklasse etabliert.

"Er war damals schon ein richtiger Taktikfuchs, der mit unserem Trainer Alex Schmidt stundenlang diskutieren konnte, wie wir am besten spielen", erinnert sich Leitner. Und, mindestens genauso wichtig: "Er hat seinen ganz eigenen Humor, seine Sprüche waren damals schon waffenscheinpflichtig", sagt Leitner.

Kurz: Der Schlacks kam gut an, der Schlacks arbeitete gut und erfolgreich, 2014 gewann seine Hoffenheimer U19 die Meisterschaft - und er hatte das Glück, dass die richtigen Leute das auch erkannten und bereit waren, ihn zu fördern - und zu fordern.

Viele Förderer

Thomas Tuchel, der ihn zum Scout machte. Alexander Schmidt (heute Chefscout beim VfB), der ihn zum Co-Trainer machte. Ernst Tanner (heute Nachwuchschef in Salzburg), der ihn von 1860 nach Hoffenheim holte. Frank Kramer (ehemaliger Trainer in Düsseldorf), mit dem er im Dezember 2012 interimistisch ein sehr junges Trainergespann bildete.

Oder auch Marco Kurz.

Nagelsmann war schon zweieinhalb Jahre Trainer der Hoffenheimer U17 - zu jener Zeit hatten einige Ex-Löwen eine kleine bayerische Kolonie im Kraichgau gegründet - und ein Monat Co-Trainer der Profis, als Kurz Anfang 2013 Cheftrainer der TSG wurde.

Kurz hatte Nagelsmann einst bei den Löwen in der Regionalligamannschaft trainiert, nun behielt er ihn als Assistent bei den Profis der TSG.

"Er hat ein gutes Auftreten, ein klares Coaching, hat damals schon bei mir ohne Probleme Trainingsformen geleitet", sagt Kurz. Nagelsmann habe schon damals "einen sehr hohen Stellenwert" im Klub gehabt, arbeite schon "sehr lange im Trainerjob" und habe "eine sehr gute Schule durchlaufen mit ganz vielen Facetten und Möglichkeiten. In Hoffenheim als Jugendtrainer zu arbeiten, ist ganz toll, weil du viel probieren kannst", sagt Kurz.

Hoffenheims Kader sehr jung

Hier kommt das Aber: Ein Trainer im Profibereich muss mehr können als ein Jugendtrainer. Viel mehr. Die Arbeit auf dem Platz ist ähnlich, doch neben dem Platz prasselt weit mehr auf einem ein.

"Es wird ein enormer Schritt sein vom Jugend- in den Profibereich, allein der mediale Druck ist viel größer", sagt Kurz, der da ganz genau weiß, wovon er spricht. "Es wird eine spannende Aufgabe für ihn, aber er hat das Zeug dazu. Ich bin überzeugt, dass er seinen Weg gehen wird. Er ist ein sehr talentierter Mann und selbstbewusst genug, um das zu schaffen."

Und da wäre noch die Sache mit dem Alter. "Wenn so ein Junge die Qualität hat, dann würde ich es nicht vom Alter abhängig machen. Aber ich wünsche mir, dass sie sich in Hoffenheim auch dieser Sorgfaltspflicht bewusst sind. Dass sie so einen jungen Burschen auch schützen, sollte es mal eine schwere Phase geben", sagt Kurz.

Allerdings könnte Nagelsmann ja nicht nur viele Fans sehr alt machen, sondern eventuell auch einige Spieler. Alt, oder besser: aufmüpfig. Kann man einen Trainer ernst nehmen, der jünger ist als man selbst - und dem der Körper noch dazu eine Karriere als Spieler verwehrt hat? Das ist die größte Sorge, die mitschwingt bei denen, die davon sprechen, dass Hoffenheim mit Nagelsmann ein Risiko eingehen würden.

Allerdings ist die Hoffenheimer Mannschaft sehr jung. Bis auf Kapitän Pirmin Schwegler (28), Eugen Polanski (29), Ersatzkeeper Alexander Stolz (32), Kai Herdling (31) und Kevin Kuranyi (33) sind die Spieler im aktuellen Kader jünger als ihr künftiger Trainer. Und Kuranyis Vertrag läuft im Sommer aus.