Bei der Aufarbeitung der derben Klatsche ging Mats Hummels schonungslos ins Gericht. Doch nicht mit sich. Sondern mit seinen Mitspielern.
Hummels vergrault sein Gefolge
"Wir haben das taktisch vorher ganz klar angesprochen, dass wir die Bayern nicht die langen Bälle spielen lassen wollen. Stattdessen kann Jerome Boateng zweimal einen Pass über 60 Metern spielen, ohne dass Druck auf ihn ausgeübt wird. Das ist dann tödlich", sagte Hummels nach dem 1:5 von Borussia Dortmund im Spitzenspiel beim Deutschen Meister FC Bayern.
Hummels meinte das 0:1 in der 26. Minute durch Thomas Müller und das 1:3 nur wenige Sekunden nach der Pause durch Robert Lewandowski.
Hummels und Bender mitverantwortlich
Von Selbstkritik fehlte beim Dortmunder Kapitän und Abwehrchef bei der Analyse der Gegentreffer jede Spur. Dabei hätte er sich besser an die eigene Nase greifen sollen.
Gewiss konnte Boateng unbehelligt den Ball nach vorne schlagen. Gewiss sah Roman Bürki bei beiden Toren äußerst unglücklich aus, ein bisschen wie ein Hampelmann. Doch griffen Hummels und Sven Bender als dessen neuer Nebenmann in der Innenverteidigung eben auch nicht ein.
Zorc: "Das geht so natürlich nicht"
Trainer Thomas Tuchel sprach auf SPORT1-Nachfrage mit Blick auf das 1:3 "von einem der bittersten" Gegentore und bemängelte die "Unachtsamkeit" – auch ein Seitenhieb auf Hummels.
Dass Tuchel selbst kein glückliches Händchen hatte, indem er Sokratis als Rechtsverteidiger aufbot und so das eingespielte Duo in der zentralen Defensive auseinander riss, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Auch Manager Michael Zorc wollte Hummels nicht aus der Verantwortung entlassen. "Natürlich laufen Müller und Lewandowski gut ein, aber das sind zwei Gegentore durch 60-Meter-Pässe, das ist zu verteidigen", erklärte Zorc und schob demonstrativ hinterher: "Das geht so natürlich nicht."
Wiederholte öffentliche Kritik
Dass Hummels bei den Gegentoren nicht gut aussah, ist eine Sache.
Dass er die Schuld nicht bei sich sucht, sondern seine Mitspieler anprangert, eine andere.
Es ist ja nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Weltmeister in aller Öffentlichkeit die Mannschaft rügt - und sich dabei selbst außen vor lässt.
Nach dem 1:1 bei 1899 Hoffenheim hatte er unmittelbar nach dem Schlusspfiff wutentbrannt seine Kapitänsbinde auf den Rasen gepfeffert und für alle Augen sichtbar die vergebenen Torchancen seiner Teamkollegen moniert. Auch nach dem ernüchternden 2:2 gegen Darmstadt 98 hielt er sich mit Kritik nicht zurück.
Hummels' Art kommt nicht gut an
"Emotionen gehören zum Fußball. Manchmal muss man sie aber auch im Griff haben. Jeder weiß, wie ich mit solchen Dingen umgehe", hatte sich Bayerns Kapitän Philipp Lahm zuletzt im SPORT1-Interview zu Hummels' Art geäußert.
Der Ehrgeiz spricht durchaus für Hummels.
Doch es kommt nicht gut an, mit den Fingern auf andere zu zeigen.
Mit seinen Äußerungen eckt Hummels zunehmend bei der eigenen Mannschaft an - ob bei den Verantwortlichen um Zorc, Tuchel oder den Mitspielern.
Der Kapitän vergrault sein Gefolge.