Plötzlich war Markus Weinzierl beim FC Schalke 04 der Top-Kandidat, doch keine 20 Stunden später hatte sich das Thema bereits erledigt.
Weinzierl sagt S04 ab - kommt Wilmots?
Der Erfolgstrainer des FC Augsburg wechselt nicht zu den Königsblauen - er wird beim FCA bleiben und sich für seine gute Arbeit mit Spielen in der Europa League belohnen.
SPORT1 erfuhr zudem, dass Weinzierl das Angebot aus Gelsenkirchen zu kurzfristig ereilte.
Nach intensiven Verhandlungen scheiterte also eine Einigung mit den Königsblauen, die ihn als Nachfolger des gescheiterten Trainers Roberto Di Matteo verpflichten wollten.
"Bauchgefühl sagt, dass er bleibt"
Im Interview mit SPORT1 hatte Klaus Hofmann bereits am Mittwochmittag erklärt: "Mein Bauchgefühl sagt aber, dass er bei uns bleibt. Er hat auch keine Bedenkzeit erbeten."
Der FCA-Boss ergänzte: "Es hat immer wieder Anfragen gegeben, auch von Schalke. Aber Markus kam nicht zu uns und sagte, dass er weg will."
Hofmann dementierte zudem Berichte, wonach es eine schriftliche Ausstiegsklausel in Weinzierls Vertrag gebe. Dem Vernehmen nach gab es mit dem FCA offenbar aber eine mündliche Vereinbarung, dass Weinzierl trotz laufenden Vertrages wechseln könne.
"Wir sind super glücklich mit Markus und möchten mit ihm unsere erste Europa-Saison spielen", sagte Hofmann.
FCA-Coach seit 2012
Und Geschäftsführer Stefan Reuter fügte an: "Es ehrt uns, wenn der Trainer derartige lukrative Angebote erhält, denn das ist eine Auszeichnung für die Arbeit des gesamten Vereins. Nicht nur die Vertragsverlängerung im April bis 2019, sondern auch diese Absage an andere Vereine sind jeweils klare Bekenntnisse des Trainers zum FCA. Ich freue mich, dass wir in dieser Konstellation gemeinsam weiterarbeiten können."
In Augsburg hat Weinzierl noch einen gültigen Vertrag bis zum Sommer 2019, den er erst kürzlich verlängerte.
Der gebürtige Straubinger trainiert die Fuggerstädter seit 2012 und führte den FCA in der vergangenen Saison sensationell direkt in die Europa League.
Pikant: Am letzten Spieltag hatte Augsburg in der Tabelle noch die Schalker überholt und auf Rang sechs verdrängt.
Weinzierl - eigentlich logisch
Die Schalker, auch mit Ach und Krach im Europacup und offensichtlich um einen Korb reicher, können sich bei ihrer Trainersuche nun also wieder auf Marc Wilmots konzentrieren.
Doch der ist teuer. Zu teuer?
Weinzierl klang eigentlich logisch, fast folgerichtig: Hier ein junger, deutscher, erfolgreicher Trainer, trotz Vertrages bis 2019 dank einer mündlichen Vereinbarung auf dem Markt.
Dort Schalke 04, groß, beliebt und traditionsbeladen, beinah verzweifelt auf der Suche nach einem Mann, der den Verein aus der Tristesse befreit.
Wilmots als ganz teure Lösung
Weinzierl, 40, wird dieser Mann nicht sein. Nach SPORT1-Informationen hat der FCA-Trainer, den Schalke mit einem Dreijahresvertrag zu einem Wechsel bewegen wollte, seine Absage übermittelt.
Mit Wilmots, 46, "Eurofighter" und so automatisch Schalke-Idol auf Lebenszeit, ist das Problem ein anderes.
Weil der belgische Nationaltrainer beim Verband bis 2018 unter Vertrag steht, wäre wohl eine Ablöse von zwei Millionen Euro fällig. Hinzu käme ein Jahresgehalt von knapp vier Millionen Euro - das ergibt ein Paket von 14 Millionen für einen Dreijahresvertrag.
Die Spekulationen sind nach dem Scheitern Roberto Di Matteos hitzig, selbst für Schalker Verhältnisse. Der nächste Schuss sollte besser ein Treffer sein.
Warten bis Freitag
S04-Sportvorstand Horst Heldt hatte Weinzierl nach der Trennung von Di Matteo kontaktiert.
"Es ist Aufgabe der Medien, das Thema zu besetzen und ihr gutes Recht, zu spekulieren. An diesen Spekulationen werde ich mich aber weder beteiligen noch einzelne Namen kommentieren", sagte Heldt am Mittwoch in einem Statement auf der S04-Vereinshomepage.
Schalkes Manager fügte an: "Fakt ist, dass wir derzeit Gespräche mit fachlich hervorragend geeigneten Trainern führen. Diese Gespräche finden aber allesamt hinter geschlossenen Türen statt. Wir werden uns hierzu äußern, wenn es etwas zu verkünden gibt."
Das gibt es nicht, und so wird es wohl mindestens bis Freitag bleiben.
Dann spielt Belgien in der EM-Qualifikation in Wales - anschließend, so hat Wilmots es angekündigt, werde er sich zu seiner Zukunft äußern.
"Kampfschwein" schon einmal Interimstrainer
Als Profi absolvierte Wilmots von 1996 bis 2000 sowie 2001 bis 2003 insgesamt 173 Bundesligaspiele für Schalke.
Beim UEFA-Cup-Triumph 1997 verwandelte er den entscheidenden Schuss im Elfmeterschießen des Finales gegen Inter Mailand.
Von März bis Juni 2003 war er schon einmal Interimstrainer bei den Königsblauen.
"Willi, das Kampfschwein", wie sie ihn riefen, besitzt bei den Fans Kultstatus. Jedoch ist auch das Amt bei den Roten Teufeln attraktiv: Wilmots hat gute Chance, mit den Belgiern bei der EM 2016 in Frankreich um den Titel mitzuspielen.
Insofern ist auch der Leverkusener Nachwuchschef Sascha Lewandowski (43), ebenso von Eintracht Frankfurt umworben, insgeheim noch ein Kandidat auf Schalke.