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Allofs und Dufner contra FC Bayern

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Allofs und Dufner contra FC Bayern

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Verzerrt Bayern den Wettbewerb?

Der FC Bayern verliert drei Ligaspiele in Serie, die Konkurrenz beschwert sich mit ungewohnt scharfen Worten. Die Erklärung ist nicht so einfach wie zunächst vermutet.
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© Imago
Der FC Bayern verliert drei Ligaspiele in Serie, die Konkurrenz beschwert sich mit ungewohnt scharfen Worten. Die Erklärung ist nicht so einfach wie zunächst vermutet.

Vielleicht fragen sie in München mal Uli Hoeneß. Wie das war vor elf Jahren.

Damals zerlegte Tabellenführer Bremen den Hamburger SV 6:0, Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller pfiff auf das Ergebnis und gab einigen jungen Spielern eine Chance. Hoeneß' Kopf verfärbte sich zu folgenden Worten: "Das ist eine wahnsinnige Sauerei, die Meisterschaft ist kein Testgebiet!" Werder holte den Titel vor den Bayern.

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Ähnliches werfen die Klubs im Abstiegskampf jetzt dem FC Bayern vor. Sündenfall Wettbewerbsverzerrung.

Dufner sauer

0:2 in Leverkusen, 0:1 gegen Augsburg, 1:2 in Freiburg - der Fall ist klar: Der Deutsche Meister hat seine Saison beendet, läuft nur noch zu den restlichen Spielen auf, um nicht aus der Liga zu fliegen. So sieht es etwa Hannovers Sportdirektor Dirk Dufner.

"In der Regel werden in der Liga alle von den Bayern hingerichtet, plötzlich ist es anders", schnaubte der. "Möglicherweise stellen bald vier oder fünf Vereine den Antrag, gegen die Bayern nur in den letzten Spielen zu spielen."

Bayern laufen weniger

Als Beleg finden sich verschiedene Statistiken, die vermeintlich Bayerns Post-Titel-Faulheit entlarven. So liefen sie etwa in jeder dieser drei Partien weniger als der Gegner. Gegen Augsburg betrug die Differenz insgesamt gar 10,9 Kilometer.

So einfach ist es aber nicht. Die Münchner haben nämlich fast immer deutlich mehr Ballbesitz und müssen eben deswegen weniger laufen. Entscheidend ist ohnehin eher das, was in der Statistik als "intensive" (507:489 pro Bayern) oder "schnelle Läufe" (355:339) definiert wird. Und je mehr es um Tempo geht, desto mehr dominiert der FC Bayern dann wieder. So war es auch zum Beispiel in Freiburg.

Konzentration fehlt

Der Hauptgrund für die Pleiten war ein anderer: Die Bayern gingen die Spiele zwar von Prinzip her genauso an wie zuvor in dieser Saison, verloren aber in den entscheidenden Szenen viel zu schnell die Konzentration.

Wenige Momente machen ein Fußballspiel aus, und genau da sind die Bayern traditionell überragend. Nur ohne genau diese bayernhafte Qualität nutzen auch 70 Prozent Ballbesitz nichts. Im Normalfall schießt Pep Guardiolas Mannschaft in der 89. Minute das entscheidende Tor und kassiert es nicht wie in Freiburg.

Vorwurf von Allofs

Wolfsburgs Manager Klaus Allofs unterstellte im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1: "Bisher waren die Bayern ein Vorbild was Professionalität angeht, aber diese Professionalität sieht man in den letzten Wochen nicht. Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie sie die Punkte zuletzt teilweise hergeschenkt haben oder unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Ich verstehe schon, dass einige Klubs mächtig sauer sind."

Vorsatz also? Schließlich hatte die frühe Meisterschaft schon vor einem Jahr eine Delle in Bayerns Ergebnisse gehauen. Guardiola sagte immer ganz offen, dass ihm die Spiele hinten raus egal sind.

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SPORT1-Experte Thomas Berthold verteidigt den Verein in seiner aktuellen Kolumne: "Bayern hatte eine konkurrenzfähige Mannschaft auf dem Platz und hat nach vorne gespielt." Robert Lewandowski spielt seit seinen schweren Kopfverletzungen weiterhin von Anfang an, obwohl er eigentlich in den Urlaub gehört.

Neues Phänomen

In der Geschichte der Bundesliga finden sich ansonsten keine Beispiele für derart ungeniertes Verlieren eines Meisters. Wenn, dann handelte es sich um einzelne Spiele, nicht drei in Folge.

1999 verloren die Bayern im Endspurt 0:2 bei Abstiegskandidat Nürnberg. 1974 kassierten sie am letzten Spieltag ein 0:5 in Gladbach - was aber doppelt egal war: Der Titel war schon fix, und am Tag zuvor (!) hatten sie das Wiederholungsspiel des Europapokal-Endspiels gegen Atletico Madrid gewonnen.

Meisterentscheidungen bei kaum ausgebrochenem Frühling sind eben vor allem ein Phänomen dieses Jahrhunderts, die Erfahrung damit begrenzt. Hinzu kommt beim FC Bayern mittlerweile die Fixierung auf die Champions League. Beides zusammen kann schon mal wütende Konkurrenten in der Liga hinterlassen.