Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hatte vor dem Spiel zumindest eine leise Ahnung, was auf ihn und seine Mannschaft zukommen würde.
Abgebrühte Bayern gewinnen in Dortmund
Ohne seine verletzten Tempospieler Arjen Robben, Franck Ribery und David Alaba würde der FC Bayern "anders spielen" als sonst.
Dass Pep Guardiola seine Mannschaft aber dann so defensiv einstellte, dürfte auch den BVB-Coach überrascht haben.
Nur 52 Prozent Ballbesitz
Mit 52 Prozent Ballbesitz - dem niedrigsten Bayern-Wert unter Guardiola - gab sich der Rekordmeister zufrieden. Und gewann dennoch mit 1:0, weil er im Gegensatz zu den Dortmundern eine der ganz wenigen Chancen des Spiels nutzte (Datencenter: Ergebnisse und Spielplan).
Robert Lewandowski war es vorbehalten, mit seinem 14. Saisontreffer das Spiel gegen seinen ehemaligen Verein zu entscheiden, während Marco Reus auf der anderen Seite die beste Torchance der Dortmunder vergab (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER).
"Ich würde eigentlich gerne anders spielen", entschuldigte sich Guardiola bei Sky für seine Defensivtaktik. "Aber ich musste natürlich auch so spielen, wie sich die Mannschaft aufstellt."
Guardiola wusste, dass er es ohne Robben und Ribery nicht auf ein Spektakel gegen Dortmund ankommen lassen konnte. Der knappe Sieg reichte den Bayern aber auch, um den Zehn-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze zu verteidigen (Datencenter: Tabelle).
Klopp kritisiert Team und Schiedsrichter
Klopp nahm die Einstellung der Gäste durchaus als Kompliment zur Kenntnis. "Die Bayern spielen gegen kaum eine andere Mannschaft so viele lange Bälle wie gegen uns", sagte er, erkannte aber auch: "Uns hat die Durchschlagskraft und Klarheit gefehlt."
Dennoch sah er sein Team auch von Schiedsrichter Knut Kircher um die späte Ausgleichschance gebracht. Der Unparteiische hatte seiner Ansicht nach kurz vor Schluss ein klares Foulspiel von Xabi Alonso an Pierre-Emerick Aubameyang übersehen.
"Ich war mir in dem Moment schon sicher, dass das ein Elfmeter ist. Jetzt habe ich die Bilder gesehen und frage mich: 'Wie soll man da anderer Meinung sein.' Er tritt ihm voll auf den Fuß", beklagte sich Klopp auf der Pressekonferenz.
Mit der Niederlage gegen den Rekordmeister ist zwar der Aufwärtstrend des BVB gestoppt, doch der Rückstand des Tabellenzehnten auf die Europa-League-Plätze ist gleich geblieben.
In dem erwartet intensiven Prestigeduell vor 80.667 Zuschauern setzten die Borussen in der Anfangsphase mit aggressiven Angriffen erste Signale. Doch es fehlte der Überraschungsmoment gegen die gut organisierte Bayern-Defensive.
Chancen nur Mangelware
Der Rekordmeister versuchte derweil, das Tempo aus dem Spiel der Westfalen zu nehmen. Folglich waren, bis auf den Versuch eines Hebers von Thomas Müller (8.), den Dortmunds Neven Subotic klärte, Torchancen zunächst Mangelware.
Das Geschehen fand auf taktisch und technisch hohem Niveau zunächst fast ausschließlich zwischen den Strafräumen statt, bis Müller BVB-Torhüter Roman Weidenfeller mit einem Schuss aus spitzem Winkel zu einer Fußabwehr zwang und Lewandowski den Abpraller per Kopf bei seinem ersten Liga-Auftritt in Dortmund seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer ins leere Tor zum 1:0 nutzte.
Der BVB suchte nach der Lücke in der Gäste-Abwehr, die Bayern, bei denen Weltmeister Philipp Lahm 147 Tage nach seinem Bruch im Sprunggelenk sein Startelf-Comeback gab und schließlich auch der eingewechselte Thiago nach einem Jahr Pause seine Rückkehr feierte, warteten auf ihre Konterchancen.
Bastian Schweinsteiger musste indes Mitte der zweiten Halbzeit angeschlagen den Platz verlassen, nachdem er einen Schlag auf den linken Knöchel bekam.
Die Bayern agierten dennoch mit dem Selbstbewusstsein eines Spitzenteams. Allerdings verlagerte sich das Spiel nach dem Ausfall der verletzten Flügelspieler Robben und Ribery in die Mitte, wo Lewandowski und Müller stets Torgefährlichkeit signalisierten.
Dortmund nach der Pause offensiver
Mit Beginn der zweiten Halbzeit hatten die Westfalen den Schock des 0:1 offenbar überwunden und Trainer Jürgen Klopp in der Kabine wohl die richtigen Wort gefunden. Denn die Angriffe des BVB wirkten wesentlich konsequenter und somit gefährlicher.
Mit viel Glück überstanden die Bayern einige prekäre Strafraum-Situationen. Pech hatten hingegen die Dortmunder in bei einem Schuss des freistehenden Marco Reus (61.) ans Außennetz. In der 88. Minute parierte Nationaltorhüter Manuel Neuer einen Freistoß von Reus glänzend und hielt den Sieg fest.