Roberto Di Matteo hatte im Grunde keine andere Wahl.
Malochen für die Millionen
Der Trainer von Schalke 04 versuchte deshalb, so gut es ging Optimismus zu verbreiten. Das Positive zu sehen, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die Qualifikation für die Champions League. Im Idealfall die direkte.
Auch wenn das in der momentanen Situation auf Schalke schwer fällt. Denn nach dem 0:1 gegen Bayer Leverkusen droht den Königsblauen sportlich ein mittelschwerer GAU.
Der Rückstand auf den drittplatzierten Konkurrenten aus Leverkusen beträgt inzwischen sechs Punkte. Natürlich ist der erste Reflex, in der Tabelle nach oben zu schauen, den Rückstand und damit die Möglichkeiten einer kleinen Aufholjagd abzuwägen.
Ein Resultat des Schalker Selbstverständnisses, dass die Königsblauen in die Königsklasse gehören.
Die Konkurrenz im Nacken
Doch der Blick muss inzwischen auch nach unten gerichtet werden, denn als Fünfter spürt Schalke den Atem der Konkurrenz im Nacken. S04 hat acht Spieltage vor Saisonende auch nur noch sechs Zähler Vorsprung auf den Zehnten. Und das ist passenderweise Revierrivale Borussia Dortmund.
"Wir müssen in den letzten acht Spielen versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen und daran glauben, dass wir noch Plätze aufholen können. So lange es theoretisch noch möglich ist, müssen wir daran glauben, dass wir uns noch qualifizieren können", sagte Di Matteo.
Durchhalteparolen nennt man so etwas. Nach nur fünf Punkten aus den letzten sechs Spielen ist auch das ein typischer Reflex.
Das Restprogramm: Auf dem Papier bei sechs Gegnern aus der unteren Tabellenhälfte machbar. Allerdings muss Schalke auch fünfmal auswärts ran, darunter in Augsburg und Wolfsburg. Das nächste Problem: 2015 gab es auf fremdem Platz noch keinen Sieg.
"Es ist schwieriger geworden"
"Ich bin weit davon entfernt, dass wir unsere Ziele aus den Augen verlieren sollten. Es ist schwieriger geworden, aber wir müssen jetzt Dinge an den Tag legen, die uns erfolgreich gemacht haben“, sagte dann auch Manager Horst Heldt.
Dinge, die im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königsklasse ironischerweise nach dem letzten Auftritt dort in dieser Saison, dem magischen Abend bei Real Madrid, irgendwie verloren gegangen sind.
Es war deshalb nicht einmal die Niederlage selbst, die so schmerzte, sondern die Art und Weise. Fehlerhaft im Spielaufbau, ohne zündende Ideen, die nötige Durchschlagskraft und demnach auch zwingende Chancen.
Dass Schiedsrichter Peter Gagelmann die Schalker mit einem verwehrten indirekten Freistoß und einem Handelfmeter auf die Palme brachte, ist verständlich. Der entscheidende Grund für die Niederlage waren die durchaus diskussionswürdigen Entscheidungen aber nicht.
Eine Serie starten
"Wir müssen jetzt auch mal eine Serie starten. Konzentriert vor dem eigenen und dem gegnerischen Tor sein. Es ist eine schwierige Ausgangssituation, aber abschreiben sollte man uns nicht", stellte Heldt klar.
Die Hoffnungen, der Optimismus sind nicht ganz unbegründet. Denn das Schalker Lazarett lichtet sich. Langsam, aber stetig.
Zuletzt kehrte bereits Leon Goretzka zurück, gegen Leverkusen saß Sead Kolasinac wieder auf der Bank und Jefferson Farfan gab sein Comeback nach einem Jahr Verletzungspause.
"Ich hoffe, dass nach der Länderspielpause ein paar mehr Spieler zurückkommen. Wir müssen mit Optimismus in die Zukunft schauen. Wenn die meisten Spieler zurückkommen, sieht es bei uns auch wieder besser aus", sagte Di Matteo dann auch.
Fährmann und Draxler vor Comeback
Denn zwei weitere Hoffnungsträger stehen ebenfalls wieder in den Startlöchern: Torhüter Ralf Fährmann und Weltmeister Julian Draxler.
Mit Fährmann soll die Sicherheit in der Defensive zurückkehren, nachdem seinem Vertreter Timon Wellenreuther einige Patzer unterlaufen waren und er auch gegen Bayer beim Gegentor von Karim Bellarabi nicht gut aussah, als er zu früh in die Knie ging und Bellarabi so ein Tor aus spitzem Winkel ermöglichte.
Mit Draxler kommt nicht nur spielerische Qualität zurück, sondern insgesamt auch neue taktische Varianten für den Trainer, der aufgrund der Personalmisere seit Monaten auf sein 5-3-2 setzt, das zwischenzeitlich zwar durchaus erfolgreich war, allerdings eben auch alternativlos.
Denn alternativlos ist für Schalke auch die Königsklasse. An der Qualifikation für die Champions League hängt für den Verein traditionell mehr als für die Konkurrenz wie Leverkusen oder Mönchengladbach.
Auf die Millionen angewiesen
Alleine schon finanziell, denn der Klub ist auf die Millionen aus dem Topf der Königsklasse angewiesen. Ein Rattenschwanz droht, denn ohne die Einnahmen und die sportliche Herausforderung der Champions League könnte es schwer werden, Verstärkungen nach Gelsenkirchen zu locken. Verstärkungen wie Weltmeister Sami Khedira, der seit Wochen mit Schalke in Verbindung gebracht wird.
Heldt wollte zu dem Thema nach dem Rückschlag gegen Bayer nichts mehr sagen.
"Es ist nicht der Platz, um über diese Themen zu sprechen. Wir müssen uns auf die restlichen Spiele besinnen und uns an dem, was darüber gesprochen wird, nicht noch beteiligen", sagte Heldt.
Eine ungewohnt defensive Aussage. Natürlich auch mit dem Wissen, dass Spieler eines Kalibers wie Khedira kaum Lust haben werden, Europa League zu spielen.
Wenn denn überhaupt.