Die Entscheidungen der Stuttgarter Verantwortlichen, weiter an Trainer Huub Stevens festzuhalten, ist rührig – auf den ersten Blick.
Kalkül statt Vertrauen
In der Regel ist es löblich, den Mechanismen der Branche nicht nachzugeben und einen Übungsleiter bei Erfolgslosigkeit vorschnell zu entlassen.
Im Fall des Bundesligaletzten VfB steckt aber eher Kalkül statt Wertschätzung dahinter.
Stevens‘ zweite Amtszeit in Stuttgart endet ja auf jeden Fall spätestens nach der Saison.
Seinen Nachfolger – mit großer Wahrscheinlichkeit Alexander Zorniger - noch in dieser Spielzeit zu installieren birgt die Gefahr, ihn direkt zu verschleißen. Ihn zu brandmarken als "Absteigertrainer".
Bei diesem Spagat müssen sich die Entscheidungsträger aber fragen, ob sie alles Erdenkliche für den Klassenerhalt tun. Den Abstieg zu verhindern, hat oberste Priorität. Und nicht irgendwelche personelle Zukunftsüberlegungen. Sonst trägt Sportvorstand Robin Dutt mit seinem Zaudern eine Mitschuld.
Unter diesem Blickwinkel kann die Entscheidung nur lauten: Huub Stevens muss weg.
Das ist hart. Aber für den VfB ist es die letzte Chance.
Stevens hat die Mannschaft nicht wie erhofft - und wie noch im Vorjahr - aufgeweckt. Im Gegenteil. Der Trend von neun Spielen ohne Sieg spricht eine eindeutige Sprache. (Datencenter: Tabelle der Bundesliga)
Die Hauptschuldigen an der Misere sind aber die Spieler. Unter Trainer Armin Veh haben sie geklagt, dass die taktische Ausrichtung zu offensiv sei. Unter dem Defensivspezialisten Stevens wurden ihre Leistungen noch schlechter.
In der Mannschaft gibt es keine Hierarchien. Keine Typen, die sich gegen den Absturz stemmen. Es ist ein Team ohne Rückgrat.
Knapp acht Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft brauchen die Schwaben einen rigorosen Neuanfang.
Und sie sollten damit besser früher als später beginnen. Auch beim Trainer.