Den Schock in der Europa League verdaut, den Hunger auf weitere Europapokalnächte geweckt: Borussia Mönchengladbach hat nur drei Tage nach dem bitteren Aus gegen den FC Sevilla mit einem verdienten 2:0 (1:0) gegen den SC Paderborn seinen Platz in der Spitzengruppe der Bundesliga gefestigt.
Heißhunger auf die Königsklasse
"Nach dem Spiel gegen Sevilla hat das gut getan", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl bei Sky. "Der Heißhunger war direkt wieder da."
Der erste Ligasieg nach einem Europapokalspiel in dieser Saison im zehnten (!) Versuch weckt Appetit auf mehr - und steigert die Chancen der Borussia, in der nächsten Saison sogar in der Champions League ran zu dürfen. Nach den Niederlagen der direkten Konkurrenten aus Schalke und Augsburg setzte sich Gladbach um vier Punkte von Platz vier ab (DATENCENTER: Tabelle).
Mit links ins Glück
Und das mit links und etwas Glück. Die beiden Linksschüsse von Fabian Johnson (18.) und dem kurz zuvor eingewechselten Patrick Herrmann (81.) wurden jeweils von Paderborner Spielern unhaltbar abgefälscht - aber wen interessierte es? Die Gladbacher jedenfalls nicht sonderlich (Die Highlights des Spiels zum Nachhören bei SPORT1.fm).
"Ein Tor ist immer ein Tor", stellte Trainer Lucien Favre wie gewohnt trocken fest, zum Thema Königsklasse äußerte sich Manager Max Eberl. "Die Bundesliga ist kein Wunschkonzert. Wir hätten gerne auch schon 60 Punkte, haben wir aber nicht", sagte er (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan).
Immerhin 40 sind es inzwischen. "Wir wollten heute die drei Punkte, wir haben sie. Gut, dass es endlich mal nach einem Europacupspiel geklappt hat", sagte Torschütze Johnson.
Johnson rechtfertigt Vertrauen
Der US-Nationalspieler profitierte von Favres Rotation und rechtfertigte seinen ersten Startelfeinsatz seit dem 19. Spieltag mit seinem ersten Saisontor. "Wir haben viel gewechselt und hatten viele frische Männer drin", sagte der 27-Jährige.
Nach der unglücklichen Niederlage im Sechzehntelfinale der Europa League gegen den FC Sevilla stellte Favre gleich auf fünf Positionen um. Das zahlte sich aus. Neben Johnson überzeugte vor allem der quirlige Ibrahima Traore - doch im Torabschluss agierte der 26-Jährige häufig zu überhastet (Die SPORT1-Noten des 23. Spieltags).
Favre hadert mit dem letzten Pass
Auch Favre sah in der Chancenverwertung noch Nachholbedarf. "Wir hatten einige gute Kombinationen in der Offensive und haben uns auch zahlreiche Torchancen erarbeitet, daraus aber zu wenige Tore erzielt. Der letzte Pass ist oftmals nicht angekommen, daran müssen wir weiter arbeiten", betonte der Schweizer.
Viel Arbeit wartet auch auf den SC Paderborn in den kommenden Wochen. Der Schwung des guten Saisonstarts ist endgültig dahin. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen 13 Begegnungen rutschte der SCP auf Relegationsplatz 16 ab - so schlecht war der Aufsteiger in dieser Saison noch nie platziert.
Paderborn gibt sich kämpferisch
"Für uns war von Anfang an völlig klar: Wir kämpfen bis zur letzten Minute um den Klassenerhalt", sagte Kapitän Uwe Hünemeier.
Auch Trainer Andre Breitenreiter gab sich nach dem erneuten Rückschlag kämpferisch. "Wir sind uns der Situation bewusst, aber abgerechnet wird am Ende. Wir werden niemals aufgeben", sagte der SCP-Coach.
Der Wille war seiner Mannschaft insbesondere in den Anfangsminuten anzusehen, doch am Ende stand im sechsten Rückrundenspiel zum fünften Mal vorne die Null.
"Vor dem Tor waren wir zu harmlos und nicht durchschlagskräftig genug", gab auch Breitenreiter zu, verbreitete dennoch Optimismus: "Die Mannschaft hat viel Charakter, wir werden uns weiter wehren und unsere Punkte holen."