Die Fans des Hamburger SV spielten den Soundtrack der Niederlage nach einem Unentschieden. Kaum war das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach vorbei, knallten den Spielern die Pfiffe um die Ohren.
Trotzig nach dem späten Schock
Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer erschlafften auf der Tribüne die Gesichtszüge so wie den Spielern auf dem Rasen die Beine.
Ein Gegentreffer des eingewechselten Branimir Hrgota (90.+2) in der Nachspielzeit kostete den HSV beim 1:1 (0:0) gegen Mönchengladbach (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER) zwei wertvolle Punkte im Abstiegskampf.
Nach den ersten Momenten des Frusts berappelten sich Verantwortliche und Fans erstaunlich schnell wieder. "Man ist natürlich erst mal geschockt, weil man am Ende noch zwei Punkte verliert. Aber so läuft es im Fußball", sagte Hamburgs Trainer Joe Zinnbauer bei Sky. "Wichtig war für uns heute, dass wir ins Spiel gekommen sind und dem Gegner das Leben schwer gemacht haben."
Gladbach weiter Dritter
Dabei hatte der HSV acht Tage nach dem historischen 0:8 bei Bayern München mit einer leidenschaftlichen Vorstellung eine gute Reaktion gezeigt und den Favoriten am Rande einer Niederlage. Dank des Führungstreffers von Zoltan Stieber (73.) hoffte Hamburg lange auf Wiedergutmachung für die höchste Bundesliga-Niederlage, doch der eingewechselte Hrgota schockte die Gastgeber wenige Sekunden vor dem Ende.
Nach dem bitteren Gegentreffer im Anschluss an einen Eckball stecken die Hamburger aber weiter auf Platz 14 fest. Gladbach bleibt mit zwei Punkten Vorsprung auf Schalke 04 auf Rang drei (DATENCENTER: Tabelle).
Favre lobt Hamburg
"Natürlich hatten wir das Europacup-Spiel von Donnerstag noch in Knochen. Der Punkt ist verdient, wenn auch der Zeitpunkt glücklich war", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl bei Sky. Trainer Lucien Favre lobte derweil den Gegner: "Das war schwer für uns, Hamburg war sehr aggressiv. Hamburg hat gekämpft und ist viel gelaufen."
Stieber, der mit einem sehenswerten Linksschuss zur Führung traf, spielte auf der Position von HSV-Kapitän Rafael van der Vaart, der 90 Minuten auf der Bank schmorte.
Sieben Änderungen bei Hamburg
Nach der Schmach von München krempelte Zinnbauer sein Team gehörig um und machte dabei auch vor prominenten Namen nicht halt. So standen sieben Neue in der Startformation, van der Vaart fand sich dagegen genauso auf der Bank wieder wie Verteidiger Heiko Westermann (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan).
Hitzig, stürmisch, intensiv: Die 52.105 Zuschauer in der Arena im Hamburger Volkspark bekamen in der Anfangsphase viel geboten. Nichts zu sehen von taktischem Vorgeplänkel, beide Teams kämpften mit offenen Visieren - und kamen schnell zu Chancen.
Kruse verpasst
Für den HSV scheiterte Stieber mit einem abgeblockten Schuss (3.), im Gegenzug verfehlte der gebürtige Hamburger Max Kruse das Tor nur um wenige Zentimeter.
Weitere 60 Sekunden später traf der agile Patrick Hermann für Gladbach aus kurzer Distanz nur den Pfosten (SERVICE: Die Statistiken des Spiels).
In der Folge beruhigte sich das Geschehen ein wenig. Während der HSV, lautstark angetrieben von Zinnbauer, unentwegt den Weg nach vorne suchte, nahmen die Gäste, die ohne den gelb-gesperrten Granit Xhaka auskommen mussten, das Tempo raus.
Traore schießt drüber
Trotz sechs neuer Spieler in der Startformation schien der Borussia die Europacup-Reise nach Sevilla noch in den Knochen zu stecken. Für Gefahr sorgte bis zur Pause einzig ein Freistoß von Ibrahima Traore, der in der 40. Minute knapp über den Kasten segelte.
Im zweiten Abschnitt bot sich zunächst das gleiche Bild: Der HSV präsentierte sich lauf- und einsatzfreudig und versuchte, Dampf zu machen.
Zunächst kaum Chancen für den HSV
Doch gegen die geschickt verteidigenden Gladbacher gab es zunächst kaum ein Durchkommen. Stieber vergab mit einem satten Rechtsschuss über das Tor (52.).
Fortan plätscherte die Partie dahin, bis sich Stieber ein Herz fasste und mit seinem Linksschuss wie aus dem Nichts zur Hamburger Führung traf.
Der Ausgleich fiel nach einem Eckball.