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Der VfB Stuttgart stellt Sportdirektor Fredi Bobic frei

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Der VfB Stuttgart stellt Sportdirektor Fredi Bobic frei

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Stuttgart trennt sich von Fredi Bobic

Der VfB trennt sich von Fredi Bobic. Er muss als Mitverantwortlicher einer Krise herhalten, die weit zurückreicht.
Der VfB trennt sich von Fredi Bobic. Er muss als Mitverantwortlicher einer Krise herhalten, die weit zurückreicht.

Am Ende des Tages.

Es ist soweit. Der tabellarisch schwer in Schieflage geratene VfB Stuttgart und sein Sportvorstand haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt - sogar noch vor dem Ende des Tages und dem 2:2 bei Borussia Dortmund (BERICHT: Ulreich verbockt VfB den Befreiungsschlag).

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Nach "intensiven Beratungen" haben der Aufsichtsrat und der Präsident des VfB beschlossen, Bobic mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Vorstand Sport zu entbinden, teilten die Stuttgarter am Mittwochabend mit.

VfB-Bosse erklärten Trennung

"Ausschlaggebend für diesen Schritt sind die anhaltenden negativen sportlichen Platzierungen sowie die Tatsache, dass wir in der jetzigen personellen Konstellation keine Perspektiven mehr sehen, eine nachhaltig positive Entwicklung einzuleiten", erklärte Aufsichtsratschef Dr. Joachim Schmidt und dankte Bobic "für die geleistete Arbeit und sein großes Engagement."

"Unter dem Strich bleibt aber nach vier Jahren, dass es nicht gelungen ist, eine Mannschaft zusammenzustellen, die dauerhaft eine unserem Etat entsprechende Tabellenregion erreicht", ergänzte Schmidt.

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Der VfB habe in den vergangenen Monaten die Gründe für die enttäuschende sportliche Entwicklung "ebenso eingehend analysiert wie grundsätzliche strukturelle Abläufe und Zuständigkeiten innerhalb des Vereins", führte Präsident Bernd Wahler aus.

"Beide Aspekte haben letztendlich zu der Überzeugung geführt, dass wir handeln müssen. Dabei geht es nicht nur um die Neubesetzung einer sehr wichtigen Position, sondern auch um die Gesamtausrichtung im sportlichen Bereich."

Kandidaten für die Nachfolge

Wer auf Bobic folgen soll, dazu äußerte sich noch niemand beim VfB.

Michael Zeyer, aktuell Sportdirektor beim Stadtrivalen Stuttgarter Kickers, wird Bobic nicht beerben.

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Zeyer habe einen langfristigen Vertrag und sei mit seiner Arbeit noch lange nicht am Ende, erklärte der Drittligaklub aus Stuttgart-Degerloch auf Nachfrage von SPORT1.

Der ehemalige VfB-Profi Jens Todt, aktuell Sportdirektor des Karlsruher SC, wollte Gerüchte über eine mögliche Bobic-Nachfolge nicht kommentieren.

"Wir beschäftigen uns hier mit anderen Dingen", betonte Todt am Abend nach der 1:3-Niederlage des KSC bei Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig.

Zu Beginn des Tages wusste Bobic selber angeblich noch von nichts. "Ich kann nur sagen, dass ich davon keine Kenntnis habe", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Verantwortlicher für Schlamassel gesucht

Das Fanlager hat schon offen mit dem 42-Jährigen gebrochen; nun haben sich dem Vernehmen nach immer mehr Entscheidungsträger vom einstigen Stürmeridol abgewandt.

Und Chefcoach Armin Veh schob in einem Interview jede Verantwortung für die Misere an den Manager weiter.

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Dabei ist Bobic nicht der Alleinschuldige. Doch er ist als Chefplaner das Opfer einer langen Strukturkrise, die den Meister von 2007 zum zweiten Mal binnen weniger Monate tief in den Abstiegsstrudel reißt.

Tabellenletzter. 1:7 Tore. Nur ein Unentschieden aus fünf Pflichtspielen - das war die Konstellation vor dem Gastspiel in Dortmund und unmittelbar nach der Entlassung Bobic'. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)

Veh stellt sich offen gegen Bobic

"Die Platzierungen der vergangenen Jahre lagen ja nicht allein an den Trainern. Man muss sich die Frage stellen, wie die zustande kamen. Und dann kommt man auch auf die Qualität des Kaders zurück", sagte Trainer Veh in einem Interview der "Sport Bild".

Es ist nicht das erste Mal, dass der einstige Meistermacher offen die Tauglichkeit seines Personals in Frage stellt.

Und damit den Mann, der ihn zurück zu seiner alten Liebe brachte. Als Veh im Frühsommer einen Zweijahresvertrag unterschrieb, hofften alle auf die Wende.

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Bobic hängt am VfB

Veh, die Fans, Präsident Wahler - und nicht zuletzt Bobic. Er hing am VfB, heißt es. Die Verbundenheit stammte noch aus Kindheitstagen.

Kurz nach seiner Geburt wanderten seine Eltern mit ihm aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Bad Cannstatt aus.

Bobic wuchs im Stadtteil Hallschlag auf, wenige Kilometer von dem Stadion entfernt, wo später sein Stern als Bundesligaprofi aufgehen sollte.

Mit neun Jahren trug er das erste Mal als Jugendspieler das Trikot mit dem roten Brustring. 1994 kehrte er vom Stadtrivalen Stuttgarter Kickers zurück, holte 1996 die Torjägerkanone und wurde ein Jahr später mit dem VfB Pokalsieger.

Etat auf Hälfte eingedampft

Im Juli 2010 war er wieder da - als Sportdirektor. Er stand vor einer Mammutaufgabe. Nach der Meisterschaft 2007 hatten sich die Schwaben einen Kader geleistet, den sie gar nicht finanzieren konnten. Bobic musste ausmisten.

Binnen drei Jahren dampfte er den Spieleretat auf die Hälfte ein, kolportierte 40 Millionen Euro. Und das, obwohl sich die Führungsriege zeitgleich in Kompetenzstreitigkeiten um die Ausrichtung des Vereins verzettelte.

Bei Transfers daneben gegriffen

Bobic bewies in diesem Durcheinander anfangs kühlen Kopf und ein gutes Händchen auf dem Transfermarkt.

Er kramte Spieler mit hoher fußballerischer Veranlagung teils aus Niederrungen des internationalen Geschäfts hervor - wie den rumänischen Edeltechniker Alexandru Maxim.

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In der Saison 2012/’13 führte seine Personalpolitik den Klub in der Europa League ins Viertelfinale sowie im Pokal ins Endspiel.

Doch fortan sollte er immer seltener die richtigen Entscheidungen treffen.

Transfererlöse von angeblich bis zu 80 Millionen Euro unter anderem durch die Verkäufe der Nationalspieler Mario Gomez 2009 zum FC Bayern (30 Millionen) und Sami Khedira 2010 zu Real Madrid (25 Millionen) versiegten in Schuldentilgung und Stadionumbau.

Bei den Transfers griff er dagegen immer öfter daneben, gab Geld für Spieler aus, die woanders keine Perspektive mehr hatten: Konstantin Rausch, Karim Haggui, Mohammed Abdellaoue und Tunay Torun sind Beispiele.

"In zu vielen Aufgaben verstrickt"

Der VfB stürzte ab, verschliss in Bruno Labbadia sowie Thomas Schneider zwei Trainer und beschloss die vergangene Saison als 15.

Nur einmal stand Stuttgart seit dem Wiederaufstieg 1977 ebenso schlecht da - das war 2000/01.

Es ist dieses Bild, das sich verfestigt hat. Neben Bobic wird hinter vorgehaltener Hand auch Präsident Wahler heftig kritisiert.

Dabei hatten die beiden alles versucht, um die Stimmung zu kippen: die polarisierende Rückkehr zum alten Wappen; Pläne für einen Sportbeirat aus verdienten Spielern, die Bobic zur Seite stehen sollten. Sie wollten näher an die Basis heranrücken.

Und so gestand Bobic auf der Mitgliederversammlung Fehler ein. Er sei "zu weit weg von der Mannschaft" gewesen und habe sich "in zu vielen Aufgaben verstrickt", sagte er im Juli.

Buchwald-Kritik bei SPORT1

Das Eingeständnis wurde zum Bumerang. Nach dem neuerlichen Fehlstart veröffentlichte das Commando Cannstatt, der Kern der Ultras, einen offenen Brief, in dem die Fans Bobic ein "miserables Arbeitszeugnis" ausstellten (News).

"Woche für Woche sehen wir eine konzeptlos zusammengekaufte Mannschaft ohne Grundgerüst und Linie", ist darin zu lesen.

Und Guido Buchwald, Weltmeister und Mitglied des VfB-Ehrenrates sagte jüngst im Interview bei SPORT1, dass "der VfB eigentlich viel besser dastehen muss, intern weiß das jeder".

Die Stuttgarter werden es alles andere als leicht haben, den Tabellenkeller zu verlassen. Auch ohne Bobic.