Werder Bremen hat den historischen Absturz gerade noch einmal abgewendet, der kleine 1. FC Heidenheim die große Sensation verpasst. Der klar favorisierte Bundesligist kam im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten zu einem 2:2 (1:0) und zitterte sich nach der mageren Nullnummer im Hinspiel zuhause und einer Saison zum Vergessen zum Klassenerhalt.
Werder-Rettung: "Sorry für Saison"
"Wir sind einfach nur froh und glücklich, dass wir es geschafft haben", sagte Werder-Trainer Florian Kohfeldt nach Abpfiff bei DAZN: "Wir hatten in der zweiten Halbzeit ganz viele Chancen. Aber scheißegal. Wir sind in der Liga. Scheiß Saison, gutes Ende."
Später sendete er noch Grüße nach Bremen. "Ich weiß, was das für die Stadt bedeutet, ich weiß, was das für die Menschen bedeutet", sagte Kohfeldt bei Amazon: "Sorry für die scheiß Saison, aber am Ende sind wir erstklassig!"
Der viermalige Meister, der lediglich 1980/81 zweitklassig gewesen war, ging in einem hektischen und umkämpften Geisterspiel bereits in der 3. Minute durch ein Eigentor von Norman Theuerkauf in Führung, Ludwig Augustinsson (90.+4) legte erst in der Nachspielzeit nach.
Heidenheim, immer wieder angetrieben von Trainer-Urgestein Frank Schmidt, mühte sich redlich, doch die zwei Treffer von Tim Kleindienst (85./90.+7, Foulelfmeter) reichten nicht zum erhofften Wunder. Seit der Wiedereinführung der Relegation 2009 setzte sich damit in neun von zwölf Fällen der Bundesligist durch. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Ex-Bremer bringt Werder in die Spur
Es werde eine "Frage der Nerven sein", hatte Kohfeldt vor dem wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte betont. Entsprechend groß war die Erleichterung danach: "Es ist ein unglaublicher Druck, der von uns allen abfällt, von den Spielern natürlich, ehrlichweise auch von mir, von der Geschäftsführung, vom Aufsichtsrat", sagte Bremens Coach: "Gerade Marco Bode musste ich auch mal ganz fest in den Arm nehmen. All das, was wir dieses Jahr zusammen erlebet haben, passt normalerweise in fünf Jahre."
Seinem Team, das auf den gesperrten Abwehrchef und Kapitän Niklas Moisander verzichten musste, war der Druck zunächst nicht anzumerken. Bereits nach 56 Sekunden hatte Joshua Sargent die Chance zum 1:0, traf den Ball aber nicht richtig. Das gelang dafür Theuerkauf - allerdings in die falsche Richtung. Der frühere Bremer, der von 2005 bis 2007 bei Werder II gespielt hatte, ging nach einem von Maximilian Eggestein in den Strafraum gespielten Pass übermotiviert zu Werke und traf aus 15 Metern.+
Milot Rashica und Davy Klaasen (9. und 10.) hätten kurz darauf auf 2:0 erhöhen können, scheiterten aber am stark reagierenden Torhüter Kevin Müller. Werder war überhaupt das aktivere Team. Bei Heidenheim, das erst seit 2014 in der 2. Liga spielt, war eine gewisse Nervosität zunächst unübersehbar.
"Wenn man sieht was wir für eine Saison hatten, wie schwer es gewesen ist und das eigentlich von Anfang an, dann ist das natürlich eine große Erleichterung", sagte Klaasen, der aber die mangelnde Chancenverwertung monierte. "Wir hätten es früher entscheiden müssen. Zwischen Minute 55 und 75 hatten wir viele Chancen, die wir nicht gemacht haben."
Turbulente Schlussphase
Erst als sich Bremen nach einer halben Stunde immer weiter zurückzog, kamen die Gastgeber besser ins Spiel - ohne torgefährlich zu werden. Auch Kapitän Marc Schnatterer, der in die Startelf rückte, konnte keine Akzente setzen.
Nach der Pause blieben Schnatterer und Denis Thomalla draußen. Die dafür eingewechselten Stefan Schimmer und David Otto hatten gleich gute Möglichkeiten. Danach versäumte Werder in einem offenen Schlagabtausch die Entscheidung durch Sargent, Milos Veljkovic und Ludwig Augustinsson.
Für Aufregung sorgten kurz auch rund 50 FCH-Fans, die nach gut einer Stunde in der Voith-Arena aufgetaucht waren, nach wenigen Minuten aber wieder verschwanden. Nach Kleindiensts Abstauber-Tor folgte eine hektische Schlussphase.
Kohfeldt: "Das ist auch meine Verantwortung"
Werder-Trainer Kohfeldt lobte nach der Partie die "top Mentalität" seiner Mannschaft, verwies aber auch auf die vorangegangene Saison: "Ich bin häufig in Vergnügungsparks gewesen und für mich war das ein ziemlich langer freier Fall und keine Achterbahn", sagte Kohfeldt bei DAZN.
Dabei nahm er sich selbst nicht von Kritik aus: "Wir dürfen nie in eine solche Situation geraten mit diesem Kader. Das ist auch meine Verantwortung. Das besprechen wir alles die nächsten Tage."
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)