Die Niederlage am 28. Spieltag in Halle war eine zu viel. Dynamo Dresden hat seinen Vorsprung auf die Konkurrenz endgültig verspielt. Nach dem 20. Spieltag hatte das Team aus Elbflorenz noch zehn Punkte Vorsprung auf Tabellenplatz drei. Nach der Niederlage vom Samstag steht man nun auf genau diesem.
Der HSV der 3. Liga?
Die Nerven bei Dynamo liegen dabei blank. Nach der schwachen Leistung in Halle zofften sich Stefan Kutschke und Manuel Schäffler noch auf dem Platz. Nachher ging es in den Katakomben noch richtig rund. Nachdem die siegreichen Hausherren lautstark in der Kabine feierten, verloren einige Dynamo-Spieler die Nerven. Mit wüsten Schimpfwörtern zoffte man sich in der Kabine. Die Dresdner wollten von der Siegesfeier ihrer Konkurrenten nichts hören.
„Jedes Mal müssen wir uns derzeit so eine Scheiße anhören nach dem Spiel“, ärgerte sich Paul Will im Interview. Abseits der Mikrofone sollen noch viel derbere Äußerungen gefallen sein.
Scharfe Kritik an den Spielern
Neben den mitgereisten Dynamo-Fans, die nach dem Abpfiff die Mannschaft mit Pfiffen straften, war auch Trainer Markus Anfang höchst unzufrieden mit der Leistung seines Teams.
„Wir haben heute ein Spiel gesehen, das sehr zerfahren war, sehr wild war, viele lange Bälle, wenig Fußball. Da muss man sagen, wenn du hinten raus das Spiel durch einen Standard verlierst, dann bist du auch selbst schuld. Da gab es die ein oder andere Situation, über die ich mit den Jungs nochmal reden möchte, weil das geht so nicht“, sagte Anfang in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
„Endspiele“ für Anfang?
Generell wird Anfangs Situation in Dresden immer schwieriger. Aus den letzten vier Spielen holte die SGD nur vier Punkte. Für einen Aufstiegsfavoriten definitiv zu wenig.
Und Anfang steht unter Beobachtung. Wie der kicker berichtet, sollen die kommenden beiden Heimspiele gegen 1860 München (Freitag 19 Uhr im LIVETICKER) und den SSV Ulm im Rahmen einer Krisensitzung des Aufsichtsrats am Montag als „Endspiele für Anfang deklariert“ worden sein.
Dynamo-Boss Becker muss gehen
Während es für Anfang vorerst weitergeht, zog der Klub auf anderer Ebene Konsequenzen aus der sportlichen Krise: Sport-Geschäftsführer Ralf Becker wurde am Dienstag mit sofortiger Wirkung freigestellt.
Es fehle das notwendige Vertrauen, „dass unsere ambitionierten Vereinsziele kurz- und mittelfristig gemeinsam mit Ralf Becker realisiert werden können. Vor den kommenden zehn Spielen in der 3. Liga bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung, die im Verein kommunikativ und transparent erfolgen muss“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Heinig in einem Klub-Statement.
Ein weiteres Jahr in der dritten Liga kann für einen Klub wie Dynamo Dresden nicht der Anspruch sein.
Zudem hatte man schon in der Vorsaison den Aufstieg auf den letzten Metern verspielt. Damals galt die 0:2-Niederlage in Saarbrücken am 32. Spieltag als der Todesstoß für Dynamos Aufstiegs-Pläne. Im Frühjahr will es bei den Dresdnern, ähnlich wie beim HSV in der zweiten Liga, also einfach nicht laufen.
Und während Anfang immer mehr unter Druck gerät, dürften auch die Spieler untereinander von Spannungen betroffen sein. „Wir können über den Zusammenhalt reden. Und ich habe in den letzten anderthalb Jahren mit jedem genug für uns gemacht. Wenn man zu Dynamo Dresden kommt, muss man damit klarkommen, dass der Ton und der Umgang jetzt rauer werden“, erklärt Kapitän Kutschke.
Für Dynamo ist es fünf vor zwölf
Noch haben die Dresdner den Aufstieg in der eigenen Hand. Der Rückstand auf Ulm beträgt immerhin „nur“ einen Punkt. Bei noch zehn Spielen ist dies natürlich locker aufzuholen, noch dazu spielt die SGD am 30. Spieltag zuhause gegen Ulm (14.00 Uhr im LIVETICKER).
Wenn Dynamo den Aufstieg also wirklich will, dann muss die Form schnell zurückkommen. Nur dann kann der „Dresdner Traum“ auch wieder mit Überzeugung gesungen werden.