Philipp Hercher hat auch schon andere Zeiten erlebt. 2019 wechselte der Flügelflitzer von der SG Sonnenhof Großaspach zum 1. FC Kaiserslautern. Doch sportlich wollte es im ersten Jahr bei den Roten Teufeln so gar nicht laufen. Eine Szene blieb Hercher da bis heute im Gedächtnis.
„Die Pfalz wird komplett durchdrehen“
„Ich habe mit dem FCK schon vor der Kurve stehen müssen, als wir beschimpft und ausgepfiffen wurden. In meiner ersten Saison beim FCK haben wir 1:6 in Meppen auf die Fresse gekriegt, das war alles andere als angenehm“, erzählt der 25-Jährige im Gespräch mit SPORT1.
Doch das ist Schnee von gestern. Die Roten Teufel sind in der laufenden Saison wiedererstarkt und im Vergleich zu damals kaum wiederzuerkennen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)
FCK-Leistungsträger Hercher: „Einfach nur geil“
“Jetzt ist es umso toller, wenn da über 20.000 Zuschauer im Stadion sind, die komplett durchdrehen. Das ist einfach nur geil“, meint Hercher. So geschehen auch zuletzt beim 3:0-Heimsieg gegen den TSV Havelse. Am Samstag (14 Uhr) geht es nun zum SC Freiburg II.
Und die Pfälzer wollen mehr nach ihrer beachtlichen Wandlung, denn: Seit 2018 spielt der Traditionsverein in der 3. Liga - um nun nach drei Jahren Abstiegsangst auf dem Weg zurück in die 2. Bundesliga zu sein.
Acht Spieltage vor Saisonende belegt das Team von Trainer Marco Antwerpen Platz zwei mit fünf Punkten Vorsprung auf Rang vier, den Eintracht Braunschweig innehat, wenngleich der Konkurrent noch ein Nachholspiel absolvieren muss.
Hercher ist einer der Figuren des FCK-Erfolgs, war gegen Havelse mit einem Treffer und zwei Assists Mann des Tages. Der Außenbahnspieler ist bei sechs Treffern auf seiner Position sogar der beste Spieler in der 3. Liga. (DATEN: Die Tabelle der 3.Liga)
Bierbecher flogen durch die Luft
“Da flogen nach meinem Tor gegen Havelse Bierbecher durch die Luft“, erinnert sich Hercher und ergänzt: „Ich habe mich damals ganz bewusst für den FCK entschieden, weil ich so etwas erleben will. Der Verein gehört einfach nicht in diese Liga.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 3. Liga)
Seine persönliche Zukunft ist noch ungeklärt. Herchers Vertrag läuft im Sommer aus - doch er macht den Fans Hoffnung. „Ich bin damals nach Lautern gekommen, um mit dem Verein in die 2. Liga aufzusteigen. Das ist immer noch ein Traum. Meine vertragliche Situation hängst also auch ein wenig vom Ausgang dieser Saison ab.“
Spekulationen um seine Zukunft nervten ihn zuletzt. So sehr, dass er nach einem Torjubel dies auch mal mit der Geste zeigte, dass er nichts hören möchte, indem er sich die Zeigefinger an die Ohren hielt.
Leistungsexplosion bei Hercher
Längst haben Hercher einige Zweitligisten auf dem Zettel.
Als Gründe für seine Leistungsexplosion nennt ‚Hecke‘, wie er von allen genannt wird, auch Antwerpen und dessen Assistent Frank Döpper. „Das Trainerteam hat auch einen großen Anteil. Als sie im Februar 2021 kamen, habe ich in den letzten zehn Spielen ordentlich performt, konnte dem Verein etwas zurückgeben und mithelfen die Klasse zu halten“, sagt Hercher.
Das gilt auch für Terrence Boyd. Der bullige Stürmer kam im Januar vom Halleschen FC an den Betzenberg. Seine Quote: Drei Tore in fünf Spielen. Zuhause gegen den SC Verl und bei 1860 München fehlte Boyd aufgrund eines positiven Corona-Tests.
Boyd als Zyklop - Torjubel der besonderen Art
Dennoch ist der 30-Jährige zufrieden. „Es hätte schlechter laufen können für mich. Ich bin total happy mit den ersten Wochen“, sagt Boyd zu SPORT1. „Meine Devise ist ‚Mehr, mehr, mehr‘ und ich will immer für Gefahr und Tore sorgen.“
Auch Boyd hat einen eigenwilligen Jubel, den er im Gegensatz zu Hercher jedoch regelmäßig zeigt - und zwar als Einäugiger der besonderen Art.
Konkret: Der Angreifer hält sich den rechten Arm vor das Gesicht und streckt dabei die Zunge raus.
„Zu meiner Zeit bei Rapid Wien habe ich mir ein Tattoo stechen lassen - ein Krokodil-Auge. Und als das fertig war, dachte ich mir, dass das wie ein Zyklop aussieht“, erklärt Boyd. „Ich habe irgendwann vor dem Spiegel daheim den Arm vor die Augen gehalten und seitdem ist das seit zehn Jahren mein Zyklop-Jubel.“
Boyd mit Versprechen an die Fans
Dass er wegen seiner starken Leistungen im Sommer trotz Vertrags bis 2024 wieder den Abflug macht, verneint Boyd.
„Der FCK ist keine Durchgangsstation. Das ist mein Versprechen an die Fans“, betont er. „Ich verschwinde nicht nach einem halben Jahr wieder. Es sei denn der Trainer braucht mich nicht mehr. Ich will auch in der nächsten Saison alles reinhauen für den FCK.“
Dann vielleicht in der 2. Liga. „Die Pfalz wird komplett durchdrehen“, glaubt Hercher.