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KFC Uerdingen: Friedhelm Funkel und Bruder Wolfgang sprechen über den Absturz

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KFC Uerdingen: Friedhelm Funkel und Bruder Wolfgang sprechen über den Absturz

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Wird Funkel Uerdingens Sammer?

Der KFC Uerdingen muss den bitteren Gang in das Amateurlager antreten. Wie geht es weiter? Bei SPORT1 sprechen zwei Uerdingen-Ikonen über die Lage.
Eigentlich war Friedhelm Funkel schon in der Rente, doch für den FC unterbrach er diese. Auf dem Heimflug verabschiedet er sich vom Team und sorgt für einige Lacher.
Der KFC Uerdingen muss den bitteren Gang in das Amateurlager antreten. Wie geht es weiter? Bei SPORT1 sprechen zwei Uerdingen-Ikonen über die Lage.

"Keine Fortführungsprognose mehr für den KFC Uerdingen!" Als in der vergangenen Woche auf der Homepage des Drittligisten dieser Satz zu lesen war, fiel jeder, der den Verein im Herzen hat, in eine Art Schockstarre. (Die Tabelle der 3. Liga)

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Das war's also mit Profifußball und das, obwohl sich der Klub sportlich retten konnte. (Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)

Ein für die Lizenzerteilung notwendiger hoher siebenstelliger Betrag konnte nicht fristgerecht gezahlt werden, was den Zwangsabstieg bedeutete. Der Verein liegt nun am Boden. Das Flutlicht im altehrwürdigen Grotenburg-Stadion, in dem in den 1980er-Jahren noch Europapokal gespielt wurde, leuchtet schon lange nicht mehr. Zuletzt trug der Klub seine "Heimspiele" im 170 Kilometer entfernten Lotte aus.
 
"Ich bin geschockt, aber nicht überrascht", sagt Friedhelm Funkel im Gespräch mit SPORT1. Er ist eine Uerdingen-Legende, hat Flutlicht-Spiele vor vollen Rängen noch als Spieler und Trainer des Klubs miterlebt.
 
Der 67-Jährige spielte von 1973 bis 1980 und von 1983 bis 1990 für den Verein, der damals noch Bayer 05 Uerdingen hieß. Funkel, der in Krefeld wohnt, hat die erfolgreichen Zeiten von einst miterlebt wie den DFB-Pokalsieg 1985 und das Erreichen des Halbfinales im Europapokal der Pokalsieger 1986. Von 1990 an war er Co-Trainer im Verein, anschließend bis 1996 Chefcoach.

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Funkel: "Das ist nur noch traurig"

Friedhelm und sein Bruder Wolfgang Funkel spielten als Profis in der Bundesliga nur für Uerdingen und den 1. FC Kaiserslautern.
 
"Ich habe vor einem halben Jahr schon gesagt, dass das kein gutes Ende nimmt und dass ich befürchte, dass der KFC in der nächsten Saison aus finanziellen Gründen in der Oberliga spielen wird. Sportlich war ich immer davon überzeugt, dass sie es schaffen werden, weil sie das erste Mal seit Jahren eine gute Mannschaft hatten und mit Stefan Krämer einen guten Trainer", meint der Trainer-Routinier.

Man habe "allen Widrigkeiten getrotzt", habe "teilweise wochenlang kein Gehalt bekommen, hatte schlechte Trainingsbedingungen", doch sportlich habe die Mannschaft es geschafft, "worüber ich mich riesig gefreut habe".
 
Alles andere sei aus seiner Sicht vorhersehbar gewesen. "Leider gibt es jetzt diese Probleme: kein Trainer, keine Mannschaft und keine Verantwortlichen. Das ist nur noch traurig."

Ponomarev der Totengräber des KFC Uerdingen?

Den ehemaligen Investor Mikhail Ponomarev, der sich auf SPORT1-Anfrage nicht äußerte, als Totengräber des Vereins zu bezeichnen, widerstrebt Funkel. "Das ist mir zu hart. Aber er hat zumindest nicht das erreicht, was er wollte. Er hat immer davon geträumt, in der 2. Liga zu spielen, doch die Entscheidungen waren schwer nachvollziehbar."
 
Und er begründet dies: "Es wurden Mannschaften zusammengestellt, die keine Zukunft hatten. Da wurden ältere Jungs für viel Geld verpflichtet. Und man hat unbedingt in Düsseldorf spielen müssen, dafür wurden große Summen gezahlt." In der ersten Drittliga-Saison spielte der Verein in Duisburg, zum Schluss eben in Lotte.
 
Doch Uerdingen habe drei Jahre kein Heimspiel mehr gehabt. "Das alles machte es schwierig, und da kann sich Herr Ponomarev nicht ganz aus der Verantwortung stehlen."

Funkel: "Wenig Menschlichkeit unter Ponomarev"

Friedhelm Funkel blutet das Herz: "Ich habe 20 Jahre meines Lebens in diesem Klub verbracht, leider war in den zurückliegenden Jahren unter Ponomarev wenig Menschlichkeit zu spüren."
 
Jetzt, wo der KFC ganz am Boden liegt, rief man Funkel an. "Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, will ich mit den Herren aus dem Aufsichtsrat sprechen und mir anhören, was man von mir will. Ich weiß nicht, was man vor hat", sagt der erfahrene Fußballlehrer.
 
"Ich habe noch keinen Einblick, wie es im Klub aussieht und welche Gespräche möglicherweise schon stattgefunden haben."
 
Die Kernfrage für jeden KFC-Fan: Würde Funkel gerne helfen? "Selbst das ist schon zu weit hergeholt", sagt er. Es komme auf die Gegebenheiten an und darauf, welche Zukunftsperspektive der KFC überhaupt habe.
 
Er alleine könne "gar nichts erreichen", es müsse "ein Team aufgebaut werden, das dem Verein wirklich helfen kann". Dies sollte ligaunabhängig sein. Der Verein müsse zudem versuchen, sich "in den nächsten drei, vier Jahren zukunftsorientiert aufzustellen".

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Funkel mit deutlichen Worten in der Stadionfrage

Auch in der Stadion-Frage findet Funkel deutliche Worte. "Auch da sollten unbedingt Gespräche geführt werden. Da darf sich auch die Stadt nicht rausnehmen. Man muss das Stadion jetzt so herstellen, dass der Klub im nächsten Jahr auf jeden Fall in der Grotenburg spielen kann. Egal, wie viele Leute kommen. Der KFC braucht wieder eine Heimstätte. Das ist im deutschen Fußball einmalig, dass man kein Heimspiel hat. Das ist Wahnsinn."
 
Auch Wolfgang Funkel, der 1985 seine Profi-Karriere bei Bayer 05 Uerdingen begann, ist fassungslos. "Ich war froh, dass sie sich sportlich retten konnten", sagt der ehemalige Nationalspieler SPORT1. "Es ist extrem bitter, weil der KFC ein Verein ist, bei dem ich gespielt habe."
 
Für den jüngeren der Funkel-Brüder steht eines fest: "Es ging langsam abwärts, als Friedhelm das letzte Jahr noch in Uerdingen war. Dann ist der Großsponsor ausgestiegen, das war hart."

Wolfgang Funkel: Bruder Friedhelm kann "wie Sammer beim BVB" helfen

Wolfgang Funkel sieht in Ponomarev den Schuldigen. "Er hat den Klub gegen die Wand gefahren, da wurden teilweise Gehälter nicht gezahlt. Und man war abhängig von seiner Laune - eine Katastrophe." 

Sein Bruder könne helfen. "Friedhelm hat als Trainer so viel Erfahrung, ist fast 30 Jahre in der ersten und zweiten Liga. Ich könnte mir vorstellen, dass mein Bruder das beratend machen würde."
 
Und er nennt ein prominentes Beispiel. "So wie bei Matthias Sammer das beim BVB macht. Das könnte ich mir bei Friedhelm gut vorstellen. Wenn er da etwas machen würde, denke ich, dass der eine oder andere Investor auch etwas zahlen würde."