Die Freistellung von Gerald "Gerry" Ehrmann beim 1. FC Kaiserslautern am Sonntag kam einem kleinen Erdrutsch am Betzenberg gleich.
Ehrmann wehrt sich nach FCK-Aus
Am Montag nun hat sich der 61-Jährige zu der Entscheidung des Klubs ausführlich geäußert.
"Natürlich bin ich traurig, wie das jetzt alles gekommen ist. Aber es geht mir da gar nicht um mich, sondern nur um den Verein. Es ist eine persönliche Sache zwischen Herrn Schommers und mir", sagte Ehrmann im Gespräch mit SPORT1.
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Der Torwarttrainer der Roten Teufel hatte sich zuletzt mit Trainer Boris Schommers überworfen, in den vergangenen Tagen verschärfte sich die Lage. Während des Vormittagstrainings am Sonntag wurde Ehrmann von Schommers über die Freistellung informiert und dann nach Hause geschickt.
Ehrmann: "Habe Schommers niemals beleidigt"
Die in einigen Medien kolportierten Gerüchte, er habe den Coach als Arschloch beleidigt, dementierte Ehrmann vehement.
"Eins möchte ich klarstellen: Niemals habe ich ihn beleidigt. Wer das behauptet, der lügt. Wichtig ist, dass der FCK wieder in die Spur kommt, das ist und bleibt mein Klub. Ich gehe da ganz unaufgeregt raus, will gar keine schmutzige Wäsche waschen. Der Verein ist mir so wichtig. Ich wünsche den Jungs alles Gute."
Ehrmann führte weiter aus: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich stets im Sinne des sportlichen Erfolgs gehandelt habe. Es wird natürlich jetzt schon komisch sein, nicht mehr jeden Tag den Betze hochzufahren. Am Samstag drücke ich natürlich die Daumen für einen Derbysieg gegen Waldhof Mannheim.“
Wie viele Fans zeigte sich auch Weltmeister Roman Weidenfeller, früher Torwart beim FCK (unter Ehrmann von 1998 bis 2002) und bei Borussia Dortmund, geschockt. Der 39-Jährige äußerte sich bei Facebook zur Freistellung seines ehemaligen Torwarttrainers:
"Ich kann mir den 1. FC Kaiserslautern ohne Gerry Ehrmann nicht wirklich vorstellen. Er hat nicht nur als Spieler, sondern auch als Torwarttrainer den Traditionsverein in 36 Jahren geprägt, hat große Erfolge mit dem FCK gefeiert und ist in der jetzigen schwierige Phase den Roten Teufeln treu geblieben", schrieb Weidenfeller. "Mit Gerry verliert der FCK eine Identifikationsfigur, der immer alles für den sportlichen Erfolg des Vereins gegeben hat und stets ein offenes Ohr für jeden Spieler hatte."
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Alle Höhen und Tiefen miterlebt
Ehrmann ist eine Legende auf dem Betzenberg, seit 1984 erlebte er alle Höhen und Tiefen im Verein mit und ist die Identifikationsfigur schlechthin bei den Fans. Nach Niederlagen skandierten die Fans in der Westkurve regelmäßig "Außer Gerry könnt ihr alle geh'n."
Der Torwarttrainer bildete neben Weidenfeller auch Tim Wiese, Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), Tobias Sippel (aktuell zweiter Keeper bei Borussia Mönchengladbach) oder Julian Pollersbeck (Hamburger SV) aus. Derzeit steht mit dem 21-jährigen Lennart Grill erneut ein talentierter Torwart beim FCK zwischen den Pfosten. Auch Marius Müller, Florian Fromlowitz und Luis Robles wurden von "Tarzan" Ehrmann - den Spitznamen bekam der gebürtige Tauberbischofsheimer aufgrund seines durchtrainierten Körpers - gefördert.
Fans starten Petition
Die Trennung von Ehrmann kommt zur Unzeit, steht doch am Samstag für die Pfälzer das brisante Derby bei Waldhof Mannheim an. Schommers dürfte sich mit der Entscheidung gegen Ehrmann eine weitere Baustelle neben den sportlichen Sorgen aufgemacht haben. Im Internet fordern FCK-Anhänger schon seine Ablösung.
Und sie haben im Gegenzug eine Online-Petition für Ehrmann gestartet mit dem Titel: "Gerry Ehrmann bleibt beim FCK", die bis Montagvormittag über 1600 Personen unterschrieben haben. Weiter heißt es: "Unsere Legende entlässt niemand - er ist der FCK!" Zudem ist der Klub in den sozialen Netzwerken massiv in die Kritik geraten.
Eine ruhige Woche? Fehlanzeige!
Dabei wäre das dringend notwendig, denn die Lauterer haben 2020 noch keines der fünf Ligaspiele gewinnen können. Aktuell belegen sie Platz 14 in der Tabelle, Waldhof ist Tabellendritter.
Der FCK tatsächlich ohne Ehrmann? Das können sich die Fans nur schwer vorstellen. Der Kult-Keeper bestritt für die Roten Teufel 343 Pflichtspiele und feierte dabei einen Meistertitel (1991) und zwei DFB-Pokal-Triumphe (1990 und 1996). 1996 - damals noch als aktiver Spieler - wurde Ehrmann im Klub Torwarttrainer, um seine Karriere zwei Jahre später ganz zu beenden.
Wie SPORT1 erfuhr, wird wohl Torwartkoordinator- und -trainer Sven Höh als Ehrmann-Nachfolger fungieren. Der 35-Jährige, der am Nachwuchsleistungszentrum für den FCK tätig ist, war schon des Öfteren bei den Profis mit dabei und in der Winterpause auch im Trainingslager in der Türkei dabei. Höh hat noch einen Vertrag bis 2021.