Weltmeister, Weltrekordtransfer, Superstar: Paul Pogba war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Fußballs. Doch seine unvergleichliche Karriere ist auch von tiefen Abgründen geprägt.
Schockierende Offenbarungen eines einstigen Weltstars
Die tiefen Wunden des Paul Pogba
Nun sprach der vereinslose Franzose im Interview mit GQ über dunkle Perioden, die ihm schwer zugesetzt haben.
Der erste große Tiefschlag war dabei zunächst sportlicher Natur. Bei Manchester United kam er unter dem neuen Trainer José Mourinho nicht mehr wie gewünscht zum Zug.
„Niemand bringt dir bei, was eine Depression ist“
„Ich habe nicht verstanden, was passiert ist“, gab Pogba, der für die damalige Weltrekordsumme von 105 Millionen Euro zu den Red Devils gekommen war, zu: „Ich war ein Schlüsselspieler und plötzlich saß ich auf der Bank. Es gab keine Kommunikation. Ich konnte nicht reden.“
Er sei nicht glücklich gewesen: „Und ein Fußballer, der nicht glücklich ist, kann keine guten Leistungen bringen.“ Der Fußball-Frust hatte üble Folgen: „Ich verfiel in eine Depression, ohne es überhaupt zu merken. Niemand bringt dir bei, was eine Depression ist. Bis ich eines Tages anfing, kahle Stellen auf meiner Kopfhaut zu bekommen.“
Pogba war ratlos: „Ich verstand nicht, was das war. Man sagte mir, es sei Stress.“ Mourinho verließ United im Dezember 2018, Pogba war zu diesem Zeitpunkt bereits Weltmeister. Sportlich lief es wieder.
Vom eigenen Bruder erpresst: „Hat mich aufgefressen“
Doch dann machte der heute 32-Jährige die nächste Tortur durch. Nach seinem Wechsel zu Juve 2022 würde er von einer Gruppe rund um seinen eigenen Bruder Mathias Pogba erpresst.
Die Kriminellen, die teilweise einst zu Pogbas Freunden zählten, sollten später mit Gefängnisstrafen von bis zu acht Jahren belegt werden.
Doch bis ihnen das Handwerk gelegt wurde, musste Pogba leiden: „Ich habe alles über diese Erpressung verheimlicht. Weder meine Frau noch meine Kinder wussten davon. Als ich vom Training zurückkam, musste ich meine Rolle als Vater und Ehemann spielen. Ich habe alles für mich behalten. Am Ende hat es mich aufgefressen“.
Pogba wollte den Fokus auf den Fußball legen. Es wollte ihm nicht gelingen. „Wofür steht der Fußball konkret? Zwei Stunden am Tag? Nur zwei Stunden am Tag, um Spaß zu haben. Jedes Mal, wenn das Spiel zu Ende war, habe ich versucht, in der Umkleidekabine zu bleiben, bei meinen Mannschaftskameraden zu sein. Aber am Ende muss man nach Hause gehen.“
Nach Doping-Sperre bei Juve ausgeschlossen
Im August 2023 wurde es dann noch schlimmer für den einstigen Strahlemann, er wurde des Dopings überführt - und mit der Maximalstrafe von vier Jahren Sperre belegt. Die allerdings später deutlich reduziert wurde.
„Wenn ich vier Jahre bekommen hätte, hätte ich mit dem Fußball aufgehört. Ich wollte es nicht öffentlich sagen, aber das war es, was ich dachte“, sagte Pogba, der den positiven Befund stets mit der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels, das er für unbedenklich hielt, erklärt hatte.
Obwohl er später wieder hätte spielen können, wollte ihn Juve nicht mehr im Team haben. Selbst vom Training mit dem Team wurde Pogba ausgeschlossen.
Pogbas Qualen bei Juventus
Er schildert die Zeit so: „Ich nahm den Ball und spielte allein draußen. Ich habe mich mit den Mitteln begnügt, die mir zur Verfügung standen. Aber ich wollte nicht in Turin bleiben. Morgens brachte ich meine Kinder zur Schule, und die lag direkt neben dem Trainingszentrum, was für eine Qual...“
Im Dezember war der Abschied von Juve dann beschlossene Sache. Einen neuen Verein hat der Mittelfeldspieler bis heute nicht gefunden. Spielen will er aber noch, erklärte er. Und Angebote gebe es auch, „von überall“.
Doch kommt es nochmal zu einem Comeback? Vom Fußball träumt der einstige Superstar immer noch, doch seine Perspektive ist nicht mehr dieselbe: „Alles, was mir passiert ist, hat mich verändert. Ich habe gesehen, was das ‚echte‘ Leben ist. Es wirkte auf mich wie eine komplette Reinigung. Ich bin auf einen Schlag um zehn Jahre gealtert“.