Kaum ein Thema polarisiert im Fußball so stark wie die im Sommer anstehende Klub-WM. Finanziell ist sie für die teilnehmenden Teams ein Segen, aber die ohnehin schon hohe Belastung wird für die Spieler immer größer.
„Viele schalten einfach ab“
Geht es nach dem ehemaligen Nationalspieler Carsten Ramelow, ist der Bogen längst überspannt. Der aktuelle Präsident der Spielergewerkschaft VDV kritisierte in der Web-Show „Spotlight“ bei SPORT1 den neuen Wettbewerb deutlich: „Ich bin da insgesamt sehr kritisch, was diesen vollen Terminkalender angeht.“
Er habe den Stress als Profi selbst erlebt und auch die Saisons mit vielen Spielen genossen, doch rückblickend sehe er es jetzt doch anders: „Die Wehwehchen treten erst nach der Karriere auf und erst dann macht man sich Gedanken, was man überhaupt leisten musste. Der Körper verzeiht es einfach nicht.“
„Da sitzen Leute am Tisch, die noch nie vor den Ball getreten haben“
Besonders kritisch sieht Ramelow gerade, dass viele der Entscheidungsträger die Anstrengung gar nicht nachempfinden könnten: „Jeder der diesen Job des Fußballprofis noch nicht gemacht hat, der kann das einfach nicht einschätzen.“
„Da sitzen einfach viele Leute am Tisch, die noch nie vor den Ball getreten haben, die aber über den Kalender entscheiden. Die Aktiven werden dann aber nicht an den Tisch geholt“, sagte Ramelow weiter und befürchtet: „Da wird noch einiges auf uns zukommen.“
„Ich bin der Meinung, dass es viel zu viel mittlerweile ist“, kritisierte Ramelow die Klub-WM: „Es geht nur noch um Gewinnmaximierung. Das ist uns allen klar. Aber wir von der Spielergewerkschaft sagen dazu: Nicht über die Gesundheit der Spieler.“
Der ehemalige Spieler von Bayer Leverkusen zweifle allerdings stark daran, dass es überhaupt noch ein Zurück gibt: „Dass es so kommt, wie wir es aktuell erleben, das haben ja vor Jahren schon viele erkannt.“
Ramelow fürchtet „Sättigung“ der Fans
Ramelow macht sich zudem Sorgen, dass es den Fußballfans bald zu viel werden könnte. Er habe schon jetzt das Gefühl, dass viele Fans bei den zahlreichen Begegnungen die Lust verlieren würden.
„Die Grenze ist überreizt. Mir geht es ja selbst schon so und ich komme aus dem Sport. Ich schaue immer weniger Fußball und ich finde es total schade. Viele sind genervt und schalten einfach ab. Das ist wirklich das Schlimmste überhaupt, wenn wir so weit sind, dass der Fußball nervt“, sagte Ramelow.
Ihm sei zwar auch bewusst, dass die Stadien weiter voll sind und viele Menschen trotz der zahlreichen Spiele weiter ins Stadion kommen, doch „die Frage ist, wie lange geht das noch gut. Es gibt schon jetzt viele kritische Stimmen, auch von Spielern, Trainern, aber eben auch von den Fans.“