Mit seinem Tod war das „Wunder von Bern“ endgültig Geschichte - Fußball-Deutschland verlor vor drei Jahren seinen letzten Weltmeister von 1954.
Er war der Letzte aus der Wunder-Elf
Am 3. Dezember 2021 starb Horst Eckel im Alter von 89 Jahren. Die Ikone des 1. FC Kaiserslautern, der mit seinen vier Klubkollegen Fritz Walter, Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich den FCK-Block der deutschen WM-Elf bildete, war der jüngste Spieler in der Mannschaft von Trainer Sepp Herberger - und am Ende der letzte lebende Protagonist des historischen Triumphs.
Vom FCK-Fan zum FCK-Idol
An das, was aus Eckel einmal werden würde, war noch nicht zu denken. Als er ein Kind war, auf den Betzenberg radelte und durch ein Loch im Stadionzaun schlüpfte, um seine FCK-Idole spielen zu sehen.
„Meine Familie war nunmal nicht gut betucht“, sagte der 1932 nahe Kaiserslautern geborene Sohn eines Stellwerksleiters bei der Bahn und einer Hausfrau später.
Mit 17 Jahren wurde Eckel, dessen älterer Bruder Hans im Krieg fiel, dann selbst Spieler bei den Roten Teufeln. Dafür gab es damals 320 Mark im Monat. Dazu kamen 300 Mark, die Eckel als Werkzeugmacher beim Nähmaschinen-Fabrikant Pfaff verdiente.
Aufgrund seiner schlanken Statur und seiner Laufstärke erhielt der Außenläufer den Spitznamen „Windhund“.
Das legendäre „Wunder von Bern“
Eckel spielte zwischen 1952 und 1958 insgesamt 32-mal für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Mit den Roten Teufeln wurde Eckel zweimal deutscher Meister (1951 und 1953). Insgesamt lief die Klub-Ikone, die 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, 213-mal für die Pfälzer auf und erzielte dabei 64 Tore.
Den größten Ruhm brachte Eckel aber das „Wunder von Bern“ ein. Das 3:2 nach 0:2-Rückstand am 4. Juli 1954 im WM-Finale gegen die als unschlagbar geltenden Ungarn ist der größte Mythos des deutschen Fußballs - und prägte neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weit über den Sport hinaus das neue Nationalgefühl der jungen Bundesrepublik.
Viel Geld brachte der WM-Coup nicht ein
Anders als in späteren Generationen bedeutete der WM-Erfolg für Eckel kein Leben in überbordendem Wohlstand - seine Prämie waren 1500 Mark, ein Kühlschrank und ein Kleinwagen.
Nach der aktiven Karriere musste Eckel zeitweise kämpfen, seine Familie über Wasser zu halten. Seine Frau Hannelore wurde von Existenzsorgen geplagt, als sich Eckel zum Realschullehrer für Sport und Werken ausbilden ließ und in dieser Zeit kein Geld reinkam.
Eckel blickte stets dankbar auf seine ruhmreiche Vergangenheit zurück. „Wenn ich irgendwohin komme, heißt es immer, dass der Weltmeister kommt“, erzählte er immer gerne: „Die Leute wissen das noch, das haben die nicht vergessen. Und das macht mich immer noch ein bisschen stolz.“
Überhöhen wollte Eckel sich dabei aber nie: „Das Wort Held höre ich nicht so gerne. Ich bin ein ganz normaler Mensch geblieben."
Offene Worte über die Einsamkeit im Alter
Eckel blieb bis ins hohe Alter öffentlich präsent und engagiert, etwa als langjähriger Botschafter der wohltätigen Sepp-Herberger-Stiftung des DFB.
Er nutzte auch soziale Medien wie Twitter und Instagram und gab SPORT1 2020 noch ein großes, persönliches Interview - auch über die Einsamkeit im Alter: „Es ist schon ein bisschen komisch, dass ich jetzt ganz allein bin. Früher hatte ich noch Fritz und die anderen zum Reden. Jetzt fehlt mir ein Ansprechpartner.“ Speziell der 2002 verstorbene Fritz Walter sei “eine Vaterfigur“ gewesen: “Er fehlt mir sehr.“
Nach Hans Schäfers Tod 2017 war Eckel der letzte lebende Weltmeister von Bern. Von einem Sturz in der Weihnachtszeit 2020 mit Krankenhausaufenthalt und Reha sowie einer Hüft-OP im Oktober 2021 erholte sich Eckel noch. Die geplante große Feier zu seinem 90. Geburtstag am 8. Februar 2022 war Eckel nicht mehr vergönnt.
In den Jahren nach seinem Tod verlor Fußball-Deutschland weitere Idole wie Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Bernd Hölzenbein und Andreas Brehme, der noch auf Eckels Beerdigung war.
Eckel hinterließ seine Ehefrau Hannelore sowie die beiden Töchter Susanne und Dagmar. Er ruht auf dem Gemeindefriedhof in seinem Geburtsort Vogelbach.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)