Der Machtkampf innerhalb des Österreichischen Fußball-Bunds (ÖFB) hat mit dem Rücktritt von Präsident Klaus Mitterdorfer am Donnerstagabend seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nationaltrainer Ralf Rangnick geht vorerst als Sieger aus einem Konflikt hervor, der seit Monaten die Schlagzeilen beherrscht. Ex-Nationalspieler Andreas Herzog analysierte die Ereignisse im Gespräch mit SPORT1 und nahm dabei kein Blatt vor den Mund.
Herzog stärkt Rangnick den Rücken
„Innerhalb des ÖFB gab es viel Streit“, sagte Herzog. „Dazu kam die Geschichte mit Geschäftsführer Bernhard Neuhold, der von Mitterdorfer rausgeschmissen wurde, obwohl er und die Mannschaft seit Jahren sehr erfolgreich zusammengearbeitet hatten.“
Die Auseinandersetzung zwischen Rangnick und Mitterdorfer entzündete sich an der Abberufung von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Dieser hatte laut Rangnick seit Jahren entscheidend zum Erfolg des Nationalteams beigetragen. „Neuhold von heute auf morgen ersatzlos zu streichen, das funktioniert nicht, ohne dass die Nationalmannschaft Schaden nimmt“, wetterte Rangnick. Auch Herzog hob in seiner Analyse hervor, wie wichtig Neuhold für das gesamte Team war: „Sowohl die Spieler als auch Rangnick wollten, dass er bleibt.“
Rangnick? „Strebt viel Macht an“
Der Machtkampf eskalierte nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Slowenien in der Nations League. Herzog kritisierte nun die ineffiziente Struktur des ÖFB: „Das Hauptproblem des ÖFB liegt in seiner Struktur. In Österreich gibt es neun Bundesländer und entsprechend neun Landesverbandspräsidenten, die überall mitreden und abstimmen können. Entscheidungen müssen immer von zehn bis zwölf Leuten getroffen werden, was einfach viel zu viele sind.“
Dies sei schon seit vielen Jahren ein bekanntes Problem und nicht erst zu einem geworden, seitdem Rangnick Trainer der österreichischen Nationalmannschaft ist. Für Herzog war klar: „Ralf hat eine klare Linie und strebt viel Macht an. Das ist auch seine große Stärke, wenn es darum geht, etwas aufzubauen.“
„Rangnick ist allerdings der Erste, der diesen Machtkampf für sich entschieden hat“, bezeugte der langjährige Rekordnationalspieler. „Die Fans stehen hinter ihm, auch wenn einige sagen, dass man sich nicht mit den Chefs anlegen sollte.“ Und auch die Unterstützung der Spieler habe Rangnick, wie der österreichische Nationalspieler Philipp Lienhart exklusiv bei SPORT1 versicherte.