Es gibt ein paar Transfers im Fußball, die heikel sind. Mächtig heikel.
BVB-Held bereut heiklen Wechsel
Zwischen den beiden großen Rivalen im Ruhrpott Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 zu wechseln, gehört ganz sicherlich in diese Liste. Felipe Santana hat es dennoch im Sommer 2013 gewagt, das schwarz-gelbe Trikot gegen Königsblau zu tauschen. Ein großer Fehler, wie der Brasilianer heutzutage im Podcast „Viertelstunde Fussball“ von seinem ehemaligen Mitspieler und Freund Kevin Großkreutz berichtet.
„Jeder macht mal Fehler“
„Ich wollte wieder Stammspieler sein, um mich für die Nationalmannschaft zu bewerben. Am Ende war die Zeit aber sehr viel Stress. Ich habe nur gedacht: Was habe ich gemacht?“, berichtet Santana. Doch nicht nur sportlich lief es nicht mehr wie zuvor beim BVB, sondern auch menschlich stellte er durch den Wechsel langjährige Freundschaften auf die Probe: „Alle Jungs waren damals sauer wegen dem Wechsel. Kevin beleidigt mich deshalb heutzutage manchmal noch. Jeder macht mal Fehler und das war halt mein größter Fehler“, sagt der heute 38-Jährige offen.
Das wollte Großkreutz, der zu dem Zeitpunkt der Aufnahme gemeinsam mit Santana bei den BVB-Legenden in Brasilien weilte, so nicht stehen lassen: „Jeder macht mal Fehler, das weißt du. Das war ein großer Fehler, aber das gehört dazu. Trotzdem muss man sagen, du bist ein guter Mensch, immer gut drauf, deshalb mag ich dich. Ich habe ja auch Fehler gemacht. Deshalb ist Felipe kein schlechter Mensch, sondern im Gegenteil menschlich einfach top“, so der Weltmeister von 2014 deutlich.
Und auch der frühere Innenverteidiger wollte nochmal klarstellen, dass seine negativen Erinnerungen an die Zeit weniger mit den Königsblauen zu tun haben, sondern mehr mit seiner tollen Zeit zuvor beim BVB. „Nichts gegen den Verein Schalke 04, aber es war eine ganz andere Atmosphäre als noch beim BVB. Borussia Dortmund war für mich wie eine Schule, dort habe ich alles gelernt. Dort habe ich tolle Mannschaftskollegen kennengelernt und auch alles was ich über die deutsche Kultur weiß. Mein Wechsel zu Schalke sollte deshalb damals nichts gegen den BVB sein, sondern ich hatte das Ziel bei der WM dabei zu sein.“
Santana wollte unbedingt bei der WM 2014 dabei sein
Die WM-Teilnahme 2014 im eigenen Land gelang dem großgewachsenen Verteidiger nicht, dafür durfte Großkreutz mit dem DFB-Team den Weltmeisterpokal in den Nachthimmel von Rio de Janeiro strecken. Etwas mehr als ein Jahr zuvor jubelten beide noch gemeinsam, bei einem aus Dortmunder Sicht ähnlich denkwürdigem Abend: dem 3:2-Sieg in letzter Sekunde gegen Malaga, dank Matchwinner Santana.
Im Viertelfinale der Champions League lag das Team vom damaligen Trainer Jürgen Klopp bis in die Nachspielzeit mit 1:2 zurück und brauchte deshalb noch zwei Treffer. Nachdem zuerst Marco Reus den Ausgleich erzielt hatte, traf Santana aus wenigen Metern zum viel umjubelten 3:2-Siegtreffer. Der Signal Iduna Park bebte und es entstanden wilde Geschichten, wie die beiden Helden von damals berichten.
BVB-Fan benannte Tochter nach Santana
„In der Nacht nach dem Spiel haben wir ordentlich gefeiert in einer Pizzeria. Da hatten wir mit Zeitungspapier von innen die Scheiben abgedeckt“, erinnert sich Großkreutz. „Wir haben damals in der Kabine schon angefangen zu trinken und sind total ausgerastet. Am nächsten Tag wäre fast mein Kopf explodiert, so doll hat der weh getan“, ergänzt Santana.
Doch damit sollte es noch lange nicht genug sein, wie der Brasilianer erzählt. „Am Tag nach dem Spiel hat mich ein Mitarbeiter des BVB angerufen und mir gesagt, dass ein Mann mit mir sprechen möchte. Und dieser Mann hat mich dann wirklich gefragt, ob er seine Tochter, die am Abend des Spiels geboren wurde, nach mir benennen kann. Ich konnte das gar nicht glauben. Aber er hat sie wirklich im Mittelnamen Santana genannt. Chiara Santana heißt sie.“
Ein unglaubliches Ende einer der verrücktesten Fußballspiele des vergangenen Jahrzehnts. Die Lorbeeren für den Erfolg beansprucht Santana übrigens nicht nur für sich selbst: „Der Sieg damals war nicht nur mein Verdienst, auch wenn das immer alle sagen, aber das stimmt nicht. Dennoch war der Sieg für uns damals einfach nur bombastisch. Es ist ein Moment für die Ewigkeit, aber der Moment gehört nicht nur mir, sondern der ganzen Mannschaft.“
Was aus der damals neugeborenen Chiara Santana geworden ist, weiß Santana nicht: „Sie ist heute elf Jahre alt, ich habe sie aber noch nie gesehen. Ich würde mich aber sehr darüber freuen, wenn ich sie einmal kennenlernen dürfte irgendwann“, sagt der damalige Torschütze.