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Vom FC Liverpool in die Kreisliga - und trotzdem glücklich

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Vom FC Liverpool in die Kreisliga - und trotzdem glücklich

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Vom FC Liverpool in die Kreisliga

Die Karriere von Samed Yesil verlief nicht so, wie man es anfangs erhofft hatte. Als Teenager schoss der Stürmer alles kurz und klein, doch Verletzungen stoppten seinen Aufstieg. Mittlerweile ist er in der Kreisliga angekommen - doch verlernt hat Yesil das Toreschießen keineswegs.
Samed Yesil im Mai 2011 jubelt mit der deutschen U17
Samed Yesil im Mai 2011 jubelt mit der deutschen U17
© IMAGO/Aleksandar Djorovic
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Die Karriere von Samed Yesil verlief nicht so, wie man es anfangs erhofft hatte. Als Teenager schoss der Stürmer alles kurz und klein, doch Verletzungen stoppten seinen Aufstieg. Mittlerweile ist er in der Kreisliga angekommen - doch verlernt hat Yesil das Toreschießen keineswegs.

Den Namen Samed Yesil kennen heutzutage nur noch ausgewiesene Fußballexperten – dabei wurde dem deutschen Stürmer in seiner Anfangszeit eine internationale Top-Karriere vorhergesagt.

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Im Jahr 2012 wechselte Yesil als 18-Jähriger von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool, nachdem er in allen Jugendmannschaften der Werkself und des DFB alles kurz und klein geschossen hatte.

Für die deutsche U17 erzielte er in 22 Spielen 20 Tore und auch in der U19 (8 Treffer in 7 Spielen) traf Yesil wie am Fließband. Kein Wunder also, dass die Bayer-Verantwortlichen im Sommer 2012 alles andere als begeistert waren, als es den damaligen Teenager an die Anfield Road zog.

Heute ist der gebürtige Düsseldorfer 30 Jahre alt – und er kickt in der Kreisliga B. Im Sommer war Yesil vom CSV Marathon Krefeld zu Anadolu Türkspor Krefeld II gewechselt.

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„Wie kann man nur so abstürzen?“

Dass Yesil, statt Champions-League-Meriten einzuheimsen, längst in den Niederungen des deutschen Amateurfußballs angekommen ist, bedrückt ihn nicht mehr – einigen abfälligen Kommentaren zum Trotz. „'Wie kann man nur so abstürzen‘, musste ich mir tatsächlich schon von einigen Zuschauern anhören“, berichtete er unlängst in einem Interview mit fussball.de. „Ob ich nun in der Kreisliga B oder Regionalliga spiele, ist mir persönlich egal. Hauptsache, ich habe den Spaß am Fußball zurückgewonnen.“

Er sei mit seiner aktuellen Situation „super glücklich, ich verstehe mich mit meinen Mitspielern, dem Trainerteam und Vorstand gleichermaßen gut“, sagte Yesil. „Alle ziehen an einem Strang. Wenn man glücklich und zufrieden ist, dann bringt man auch seine Leistung.“

Und seine Leistung ist noch immer bemerkenswert, wenn auch weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit. Sagenhafte 35 Treffer erzielte Yesil in bislang neun Saisonspielen, hinzu kommen zwölf Torvorlagen. „Im Freundeskreis wird bereits darüber gesprochen, dass ich die Marke von 100 Toren knacken könnte, aber mindestens 80 Treffer schaffen sollte“, verriet der Angreifer. „Ich mache mir wenig Druck und wäre glücklich, wenn wir aufsteigen und ich meinen Beitrag dazu leisten kann. Ich habe mir jetzt 60 Tore als Ziel gesetzt, was im Schnitt zwei Buden pro Spiel bedeuten würde.“

Dass es für höhere Weihen nicht geklappt hat, war auch dem Schicksal geschuldet. „Rückblickend hatte ich extremes Verletzungspech, hatte mir zwei Kreuzbandrisse hintereinander geholt und war insgesamt zwei Jahre raus. Danach warfen mich kleinere Verletzungen wie Muskelfaserrisse oder Zerrungen immer wieder aus der Bahn“, erinnerte sich Yesil.

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Berater überraschte Yesil mit Liverpool-Wechsel

Mittlerweile kann der Torjäger ohne Wehmut auf seine bemerkenswerte Jugendzeit, die dann nicht die erhoffte Karriere ebnete, blicken. Und er erzählte von den besonderen Umständen seines Wechsels an die Anfield Road.

„Ich werde die Zeit vor meinem Wechsel zum FC Liverpool nie vergessen. Mein Berater hatte den Deal eingefädelt und mir vorher nichts erzählt, wollte mich überraschen. Ich kannte Steven Gerrard und Luis Suárez nur aus dem Fernsehen oder von der Playstation, saß drei Tage später mit ihnen in einer Kabine. Es war wie in einem Traum. Damit musste ich erst einmal klarkommen.“

In einem SPORT1-Interview aus dem Jahr 2018 befand Christian Ziege, damals deutscher U-18-Nationaltrainer, den Schritt nach Liverpool als Yesils Karriereknick. „Man kann als Stürmer nicht zu den Reds in die Premier League wechseln, wenn man nicht die körperliche Verfassung dafür hat. Samed musste sich an alles Neue gewöhnen: die Sprache, das Land, das Tempo. Er war noch gar nicht bereit dafür“, sagte Ziege, der 2000/2001 selbst an der Anfield Road spielte.

Doch obwohl der Traum schnell platzte und Yesil über die Jahre bei Luzern, Panionios Athen und dem KFC Uerdingen immer tiefer in die Bedeutungslosigkeit rutschte, hat er seinen Frieden auf dem Bolzplatz gefunden.

Schließlich bleiben auch in den Niederungen des Amateurfußballs noch Ziele, für die er seinen Torriecher gut brauchen kann. „2027 feiert der Verein sein 50-jähriges Jubiläum, ich will bis dahin den Aufstieg in die Bezirksliga realisieren.“