Zehn Rio-Weltmeister auf dem Rasen, ein engagierter Joachim Löw an der Seitenlinie und 50.000 fröhliche „Poldis“ in Müngersdorf: An einem stimmungsvollen Abend in „rut und wiess“ genoss ein torhungriger Lukas Podolski einen gebührenden und tränenreichen Abschied in seinem Kölner Wohnzimmer - bei dem auch sein inzwischen 16 Jahre alter Sohn Louis eine tragende Rolle spielte.
Emotionaler Poldi-Abschied in Köln
„Es war mir eine große Ehre, für diesen Verein aufzulaufen, das war immer mein Traum. Diesen Traum habe ich gelebt. Das kann mir keiner mehr nehmen“, sagte Podolski nach seiner Ehrenrunde: „Jetzt ist hier auf dem Platz Schluss, aber man sieht sich auf jeden Fall neben dem Platz wieder. Einmal Kölner, immer Kölner.“
Das Klub-Idol zelebrierte ein buntes und ausgelassenes Spektakel - abseits des Stadions getrübt von Ausschreitungen in der Innenstadt mitsamt neun verletzten Polizisten und einem niedergestochenen polnischen Fan vor Anpfiff.
Neuer bei Podolski-Abschied im Tor
Im Stadion gab sich vor ausverkauftem Haus die geballte deutsche Fußball-Prominenz die Ehre, im Team „Poldis 11″ hütete Manuel Neuer die ersten 20 Minuten das Tor, Weltmeistertrainer Löw coachte das Team zusammen mit seinem ehemaligen Assistenten Hansi Flick und dem damaligen Torwarttrainer Andreas Köpke. Auch Oliver Bierhoff (Teammanager) ließ sich die Partie nicht entgehen.
Der Hauptprotagonist des Abends wurde schon vor dem Anpfiff mit einem bunten Wimmelbild von den FC-Verantwortlichen gewürdigt, die Südkurve feierte ihren Helden mit Sprechchören und dem Banner: „Poldi: Stück des Vereins, Kind der Kurve, Teil der Stadt!“ Mit feuchten Augen verfolgte der 39-Jährige die FC-Hymne unmittelbar vor Anpfiff.
Auch Podolski-Sohn Louis spielt mit
Podolski stammt aus der FC-Jugend, im November 2003 hatte er seinen ersten Profivertrag unterschrieben und wenig später sein Debüt in der Bundesliga gefeiert. "Prinz Poldi" brachte es in der Folge auf 181 Einsätze und 86 Treffer für seinen Herzensklub. Es sei für ihn "extrem wichtig, in Köln für die Unterstützung in all den Jahren Danke zu sagen", hatte Podolski gesagt, von 2003 bis 2006 und von 2009 bis 2012 hatte er für den FC gespielt.
Zu seinem großen Abend trommelte der 130-malige Nationalspieler nun alle zusammen: 50.000 Fans, zahlreiche Weltmeister von 2014 um Neuer, Per Mertesacker und Christoph Kramer, ehemalige und aktuelle FC-Spieler sowie sein Team vom polnischen Klub Gornik Zabrze, wo er seine Karriere derzeit ausklingen lässt. Auch Podolskis 2008 geborener Sohn Louis spielte mit und genoss hinterher mit dem Papa das Bad in der Menge.
Per Videoeinspieler meldeten sich weitere Weggefährten wie Max Kruse aus dem Promi-Big-Brother-Container, Mats Hummels, Hermann Gerland und Spanien-Ikone Andrés Iniesta, mit dem Podolski in Japan bei Vissel Kobe zusammengespielt hatte. Es fehlte ausgerechnet der laut Bild terminlich verhinderte, ewige Poldi-Kumpel Bastian Schweinsteiger.
Löw: „Einer der besten Stürmer aller Zeiten“
Löw huldigte seinen ehemaligen Schützling schon vor Anpfiff bei ProSieben als einen der „besten und beliebten Stürmer aller Zeiten“ in Deutschland. Podolski spielte in der ersten Halbzeit für „Poldis 11″ und traf einmal, in der Halbzeit streifte er sich dann das FC-Trikot über und traf per Elfmeter. Um 22.10 Uhr (“Zehn-Uhr-Zehn“) machte sich Podolski dann zu „Kölsche Jung“ auf die Ehrenrunde und wurde unter tosendem Applaus ausgewechselt. Vor der Südkurve weinte er bitterlich, ehe er mit Leuchtrakete in der Hand feierte.
Das Ergebnis war an einem Abend der großen Emotionen Nebensache. Auch zahlreiche polnische Fans sorgten im Gästeblock für Stimmung.
Für Podolski muss es derweil kein endgültiger Abschied vom FC gewesen sein - am Mittwoch hatte der Verein bekannt gegeben, dass er Gespräche mit Podolski über eine unterstützende Rolle nach dem Karriereende führe.