Die Personalie schlug bereits im Vorfeld hohe Wellen, nun vermeldet der englische Verband FA Vollzug: Thomas Tuchel ist neuer Trainer der englischen Nationalmannschaft. „Wir freuen uns, bekannt geben zu können, dass der Champions-League-Gewinner Thomas Tuchel der neue Cheftrainer der englischen A-Nationalmannschaft ist und von dem international renommierten englischen Coach Anthony Barry unterstützt wird“, teilte die FA am Mittwochmorgen mit.
Überraschendes Detail zu Tuchel-Hammer
Der 51 Jahre alte Ex-Bayern-Trainer, von Januar 2021 bis September 2022 auch Teammanager des FC Chelsea gewesen und mit den Blues vor drei Jahren Triumphator in der Königsklasse, wird weiteren Angaben zufolge ab Januar 2025 Nachfolger von Interimstrainer Lee Carsley und ist damit der dritte ausländische Coach der Three Lions nach dem kürzlich verstorbenen Sven-Göran Eriksson (2001 bis 2006) und Fabio Capello (2007 bis 2012). Der vorherige U21-Coach Carsley stand seit dem Rücktritt von Gareth Southgate nach der EM in der Verantwortung. Über Tuchels Vertragslaufzeit wurde zunächst nichts bekannt, nach Informationen der BBC sollen sich die Beteiligten aber auf ein Arbeitspapier über 18 Monate geeinigt haben.
Ein interessantes Detail jedoch, dass der Verband verriet: Der Deutsche, der sechs Millionen Euro verdienen soll, habe seinen Vertrag schon am 8. Oktober unterschrieben. Tuchel wird am Nachmittag um 14.30 Uhr im Rahmen einer PK mit Verbandsboss Mark Bullingham offiziell vorgestellt.
„Ich bin sehr stolz darauf, dass mir die Ehre zuteil wird, die englische Nationalmannschaft anzuführen. Ich fühle mich seit langem mit dem Fußball in diesem Land verbunden, und er hat mir schon einige unglaubliche Momente beschert“, wird Tuchel zitiert. „Die Chance zu haben, England zu vertreten, ist ein großes Privileg, und die Möglichkeit, mit dieser besonderen und talentierten Gruppe von Spielern zu arbeiten, ist sehr aufregend.“
FA-Boss: „Einer der besten Trainer der Welt“
Auch die FA jubilierte. „Wir sind begeistert, dass wir mit Thomas Tuchel einen der besten Trainer der Welt und mit Anthony Barry einen der besten englischen Trainer zu seiner Unterstützung gewinnen konnten“, so Geschäftsführer Mark Bullingham. „Unser Rekrutierungsprozess war sehr gründlich. Vor der Europameisterschaft hatten wir einen Notfallplan erstellt und genau festgelegt, welche Qualitäten wir bei einem Trainer suchen würden.“
Bullingham fügte an: „Thomas war sehr beeindruckend und stach mit seiner großen Erfahrung und seinem Elan hervor. Anthony ist ein englisches Spitzentalent und hat außerdem internationale Erfahrung in Irland, Belgien und Portugal.“
Tuchels Wiedersehen mit Harry Kane
Für Tuchel, der mit Barry auch schon bei Chelsea (dort von 2020 bis 2023 Co-Trainer) und bei den Bayern zusammengearbeitet hatte, gibt es bei seinem neuen Job ein Wiedersehen mit Englands Kapitän Harry Kane, den er ebenso aus seiner Zeit als FCB-Coach bestens kennt.
Tuchel soll England zur WM 2026 führen und möglichst die Titelsehnsucht des Fußball-Mutterlandes stillen. Der letzte WM-Titel 1966 wäre dann 60 Jahre her.
Tuchel war seit seinem Aus beim FC Bayern im Sommer ohne Job. Zuletzt wurde der frühere Mainz- und BVB-Coach auch bei Manchester United gehandelt.
Kritisches Presseecho vor Verkündung
Die Verpflichtung von Tuchel hatte im Vorfeld der offiziellen Verkündung indes ein großes Presseecho auf der Insel hervorgerufen. Dabei traten auch Vorbehalte zutage. „England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht“, schrieb etwa die Daily Mail.
Neben Tuchel war auch Pep Guardiola für den Posten bei den Three Lions ins Spiel gebracht worden. Laut Times soll die FA zu Saisonbeginn bereits Kontakt zu Guardiola aufgenommen haben. Der Vertrag des Spaniers bei Manchester City läuft nach der aktuellen Saison aus. Er wolle in den „kommenden Wochen“ über seine Zukunft entscheiden, hieß es. Das dauerte der FA offenbar zu lange.
Tuchel war 2009 ein Jahr nach dem Abschied von Jürgen Klopp - dessen Verpflichtung für die FA ein unerfüllter Traum blieb - Trainer von Mainz 05 geworden und hatte seine erste Profi-Chefstelle angetreten. Es folgten 2015, diesmal als direkter Klopp-Nachfolger, der Wechsel zu Borussia Dortmund sowie die Stationen Paris Saint-Germain (2018 bis 2020), Chelsea und Bayern.