„Mastermind“ Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 hat das unrühmliche Ende der Investorenpläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) offenbar noch immer nicht verwunden. Die Einstellung der DFL-Bemühungen um neue Geldgeber im vergangenen Winter nach wochenlangen Fan-Protesten nannte der langjährige 96-Mehrheitsgesellschafter „abenteuerlich. Auf Basis von Populismus Entscheidungen zu treffen, ist für mich indiskutabel“.
Scharfe Attacke auf Watzke
Bei einer Podiumsdiskussion auf einer Technologie-Messe in Berlin mit Geschäftsführer Andreas Rettig vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) stempelte der Unternehmer DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke zum Sündenbock für die gescheiterte Geldbeschaffung. Indem der scheidende Geschäftsführer von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund zugelassen hätte, dass der Liga-Verband auch für die Zukunft erpressbar geworden wäre, „hat Herr Watzke im deutschen Fußball einen Riesenschaden angerichtet. Das ist für mich das Allerschlimmste, und das muss Herr Watzke wirklich erklären“, sagte Kind und wertete den DFL-Rückzug als „Signal an die Fans: Wenn ihr Bälle genug habt und laut genug seid, werden wir keine Reform mehr durchführen.“
Kind: „Dann fliegen die Tennisbälle“
„Da tritt das Präsidium und die Geschäftsführer an, dann fliegen die Tennisbälle. Und dann nehmen die das Thema einfach zurück. Das ist doch abenteuerlich“, so Kind weiter. „Das müssen mir die Verantwortlichen der Zukunft mal erklären, wie sie nur irgendeine Entscheidung durchsetzen wollen.“ Der 80-Jährige fügte an, er „erwarte von Leuten, die angeblich Business- und Führungsqualität haben, dass sie wissen, was sie tun. Auf Basis von Populismus Entscheidungen zu treffen, das ist für mich indiskutabel.“
Nachdrücklich bekräftigte Kind seine Ablehnung der 50+1-Regel im deutschen Profifußball. Die DFL, sagte der 80-Jährige aus „tiefster Überzeugung, sei „ein Kartell. Wir haben keinen wettbewerbsgleichen Markt. Er ist verzerrt ohne Ende. Wir haben keine Chance, je an Bayern München heranzukommen“, begründete Kind seine Kritik an der satzungsmäßig verankerten Mehrheitssicherung für die Muttervereine von Profigesellschaften unter dem DFL-Dach.
DFB-Boss Rettig verteidigt 50+1
Rettig hingegen verteidigte den Abwehr-Mechanimus gegen die Übernahme von Klubs durch private Investoren. „Es gibt keinen besseren Schutz als 50+1, nämlich Mitbestimmung und Teilhabe. Ohne die Bestimmung, meinte der ehemalige Manager mehrerer Bundesliga-Vereine weiter, „haben wir am Ende eine Forbes-Tabelle und keine Sporttabelle“. Entscheidend sei die Integrität des Wettbewerbes“, meinte der DFB-Funktionär weiter.
„Das war von mehreren Seiten kein Ruhmesblatt, was den Prozess insgesamt angeht, das ist keine Frage. Aber die Idee für einen Bundesliga-Investor war gut und richtig. Das Problem war, dass man die Mittelverwendung nicht richtig kanalisiert hat. Nämlich Geld einzusammeln, um nachhaltig zu investieren“, ergänzte Rettig.
Kind hielt dagegen und kommentierte den Umstand, dass Rettig einst RB Leipzig zweimal die Zulassung verweigerte: „Da hat er sich geirrt. Leipzig ist eine Erfolgsstory.“ Dass das Bundeskartellamt 50+1 kippen werde, schließt der dafür seit Jahren kämpfende Unternehmer indes aus: „Das ist eine Behörde. Es kann manipuliert werden. Meine Hoffnung auf das Kartellamt ist relativ reduziert.“
Ismaik bei 1860? „Er war auch doof“
„Als abschreckendes Beispiel führte Kind dazu Investor Hasan Ismaik beim Drittligisten 1860 München an: „Der arme Mann tut mir leid. Er ist Opfer dieser 50+1-Regel geworden. Man kann sagen: Der war doof, und er war auch doof, dass er es gemacht hat. Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er es mit Sicherheit nicht gemacht. Er kommt von einer ganz anderen Denkkultur, er konnte sich so einen Blödsinn gar nicht vorstellen.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)