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Qualität setzt sich durch? "Das war zu naiv gedacht!"

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Qualität setzt sich durch? "Das war zu naiv gedacht!"

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„Wir brauchen die Frauenquote“

Im Podcast mit Mara Pfeiffer spricht die Juniorprofessorin für Sportsoziologie, Christiana Schallhorn, über weibliche Vorbilder und warum Vergleiche zum Fußball der Männer für keine Sportart sinnvoll sind.
Juniorprofessorin für Sportsoziologie, Christiana Schallhorn
Juniorprofessorin für Sportsoziologie, Christiana Schallhorn
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Im Podcast mit Mara Pfeiffer spricht die Juniorprofessorin für Sportsoziologie, Christiana Schallhorn, über weibliche Vorbilder und warum Vergleiche zum Fußball der Männer für keine Sportart sinnvoll sind.

An ihre erste Fachgruppentagung kann sich Christiana Schallhorn noch gut erinnern. Die heutige Juniorprofessorin für Sportsoziologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz war damals Doktorandin und weit und breit fast die einzige Frau bei der Veranstaltung. Das und die Tatsache, dass sie gerade im Sport – und da im vor allem im Fußball – forscht, habe ihr damals schon neugierige Blicke eingebracht, nach dem Motto: Was will DIE denn?

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Sie unterstelle ihren Kollegen da keine böse Absicht, unterstreicht Schallhorn, die sehr ruhig über diese Themen spricht. Es sei vielmehr so, dass sich gewisse Strukturen über Jahrzehnte gebildet hätten – und nicht hinterfragt würden. Bis Eine kommt, die sie sprengt. Sie habe durchaus die Erfahrung gemacht, dass die Männerdominanz es ihr erschwere, mitzuwirken. Gleichzeitig gebe es auch Kollegen, die ihr auf Augenhöhe begegnen.

„Wir brauchen die Frauenquote“

Am Ende brauche es feste Vorgaben, um Strukturen aufzubrechen, fasst die Sportsoziologin ihre Erfahrungen zusammen. Deswegen sei ihre Überzeugung heute: „Ja, wir brauchen die Frauenquote.“ Und das, obwohl sie früher selbst geglaubt habe, Qualität setze sich durch, Kompetenz müsse reichen. „Aber das war ein bisschen naiv gedacht. Das reicht leider nicht.“

In ihrer Forschung beschäftigt sich Schallhorn unter anderem mit dem Verhältnis von Sport und Journalismus und der Wirkung von Sportgroßereignissen auf Imagebildung. Zuletzt galt ihr Interesse deswegen erneut den Olympischen Spielen. „Mich fasziniert, was macht das mit einem Land, wenn der Großteil plötzlich dieselben Spiele schaut.“ Ein Gesprächsthema, das sich so durch alle Gruppen und Schichten zieht, sieht sie als etwas Besonderes.

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Weiterhin keine Parität in Führungspositionen

Gefeiert wurden diese Spiele für ihre Parität. Schallhorn interessiert aber der Blick hinter die Kulissen. Dort zeigt sich, dass Probleme fortbestehen, denn auf Verantwortungsebene oder auch nur beim Blick auf Trainer*innen kann von Parität keine Rede sein: Männer dominieren. Und der Ländervergleich zeigt, längst nicht überall sind Frauen überhaupt dabei. Da wünscht sich die Wissenschaftlerin von Sportjournalist*innen einen kritischeren Blick.

Interessant für ihre eigene Arbeit sei außerdem die Frage: Wie viel und auf welche Weise wird über Frauen und Männer berichtet? Bauchbinden, in denen eine Sportlerin nach dem eigenen Erfolg als „Ex-Freundin von“ bezeichnet wird, hinterlassen sie fassungslos. Hier zeige sich, dass der Weg trotz Verbesserungen noch ein langer sei. Zumal im Sport nach wie vor eine rein binäre Betrachtung vorherrscht, deren Schranken viele Menschen ausschließt.

Geht es um die Übertragung von Wettkämpfen, sieht Schallhorn ein Henne-Ei-Problem und bedauert beispielsweise, dass die Paralympischen Spiele am Ende doch deutlich weniger an Aufmerksamkeit erhielten als die Olympischen. Ähnlich verhalte es sich im Fußball mit dem der Männer im Vergleich zu dem der Frauen. Dabei habe gerade die jüngere Vergangenheit verdeutlicht, wenn mehr Frauenfußball gezeigt wird, steige auch das Interesse.

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Im Fußball der Frauen hat die Juniorprofessorin zur WM 2023 in einem Forschungsteam, zu dem auch die Australierin Kasey Simmons gehört, Unterschieden zwischen Fans in Australien und Deutschland erforscht. Dafür hat sie einige Zeit Down Under verbracht. Bewusstgemacht habe ihr die intensive Beschäftigung erneut, wie wichtig weibliche Vorbilder für Mädchen und junge Frauen seien. Das lasse sich wissenschaftlich belegen. „You can‘t be what you can‘t see“, heißt es umgangssprachlich im Englischen, „Du kannst nichts sein, was du nicht siehst.“

Sichtbarkeit spiele eine entscheidende Rolle, und: Wenn Frauen im Sport samt ihren Erfolgen sichtbar sind, würden sie gleichermaßen zu Vorbildern für Jungs. Das sollte, findet Schallhorn, ja eigentlich selbstverständlich sein, sei es aber in der Vergangenheit nicht gewesen. Darum profitierten von einem Mehr an Aufmerksamkeit für Frauen im Sport letztlich alle.