Günter Netzer blickt an seinem 80. Geburtstag voller Genugtuung auf seine aktive Fußballkarriere zurück - dabei hätte er nach eigenen Aussagen noch viel Luft nach oben gehabt. „Ich war nicht so besessen vom absoluten Erfolg, sonst hätte ich sicher die Klasse von Pele erreicht, mit mehr Ehrgeiz“, sagte der frühere Welt- und Europameister im Interview mit dem kicker.
Netzer: „Hätte die Klasse von Pele erreicht“
In seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach (1963-1973) seien ihm „die Konzessionen“ gemacht worden, „dass ich Fußball spielen konnte, wie ich es mir vorstellte“, sagte Netzer, der am Samstag Geburtstag feiert. Im Nationalteam aber habe er dies nicht verlangen können, „weil die Spieler aus verschiedenen Vereinen kamen und nicht so auf mich eingestellt waren wie die Gladbacher“.
Seine Weggefährten Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath hätten ihn „mit der Pistole im Rücken“ vom Nationalteam überzeugen müssen. „Sie sagten immer, der Ruhm im Verein ist wunderschön, und du genießt das auch und bist dort zu Recht der Beste, aber nur durch die Nationalmannschaft wird man weltberühmt“, sagte Netzer: „Das habe ich zwar verstanden, war aber nicht bereit, die dafür notwendigen Opfer zu bringen.“
Netzer: „Ich bin ein Glückskind“
Bei Real Madrid (1973-1976) aber habe er mit einem Konditionstrainer arbeiten müssen. Dies sei „etwas Großartiges“ gewesen, „obwohl ich so gelitten habe, weil ich in meinem Leben noch nie so trainiert hatte“, erzählte Netzer. Dabei habe er sich auch manchmal selbst überprüft und sich gesagt: „Wenn es das ganze Leben so gewesen wäre, mit dieser Fitness, dann wärst du vielleicht der Pele geworden.“
Dennoch habe er „zu keinem Zeitpunkt irgendwas bedauert“. Er bezeichnete sich als „Glückskind, dass das so erleben konnte und dessen Karriere so verlief, wie ich sie mir besser nicht vorstellen konnte“. Auch heute würde er seine Karriere nicht mit mehr Ehrgeiz oder Verbissenheit angehen, diese Attribute gehörten „nicht zu meinem Charakter“, sagte Netzer.