Die Bissattacke von Luis Suárez 2014, Zinédine Zidanes Kopfstoß 2006 oder Diego Maradona und die Hand Gottes 1986. Die Geschichtsbücher der Fußball-Weltmeisterschaften wurden über die Jahrzehnte mit einer Vielzahl von Skandalen angereichert.
Seine Entscheidung veränderte den Fußball
Auch Frank Rijkaard, der am heutigen 30. September seinen 62. Geburtstag feiert, wird wohl ein Leben lang mit den Geschehnissen rund um das WM-Achtelfinale 1990 zwischen den Niederlanden und Erzrivale Deutschland in Verbindung gebracht werden.
Doch was war an jenem denkwürdigen Tag passiert?
Doppelte Spukattacke auf Völler
21 Minuten waren gespielt, als Rijkaard für ein Foul am heutigen DFB-Sportdirektor Rudi Völler von Schiedsrichter Juan Carlos Loustau die Gelbe Karte gezeigt bekam. Der Auslöser für einen Wutausbruch, der in die Geschichte eingehen sollte.
In einem ohnehin hitzigen Spiel gerät Rijkaard außer Kontrolle, spuckt Völler in dessen lockige Haare und zieht ihn am Ohr. Folgerichtig folgte eine Minute nach der ursprünglichen Verwarnung der Platzverweis. Doch überraschenderweise sieht auch der bespuckte Völler die Rote Karte und muss den gemeinsamen Gang in die Kabine antreten.
Auf dem Weg dorthin folgt unter Beobachtung der Zuschauer und TV-Kameras eine zweite Spukattacke des Niederländers, die eine körperliche Auseinandersetzung im Kabinengang nach sich zog und nur die Offizielle gestoppt werden konnte.
Zwar entschuldigte sich der Niederländer noch am selben Abend, erklärte „persönliche Probleme“ gehabt zu haben und hofft, nach der Versöhnung mit Völler bis heute „nicht ein ganzes Leben daran erinnert zu werden“, dennoch hat sich Rijkaard nach dem emotionalen Ausbruch wohl für immer in der Fußballgeschichte verewigt.
Wie Rijkaard einen Weltstar hervorbrachte
Die Karriere des 73-maligen Nationalspielers jedoch auf diesen einen Tag zu reduzieren, würde dem Wirken von Rijkaard nicht annähernd gerecht werden.
Schon als aktiver Spieler feierte Rijkaard unter anderem den Gewinn der Europameisterschaft 1988, einen Champions-League-Titel mit Ajax Amsterdam sowie zwei italienische Meisterschaften mit AC Mailand.
Die Entscheidung, die den modernen Fußball jedoch wohl am stärksten prägen sollte, traf Rijkaard als Trainer des FC Barcelona, für den er von 2003 bis 2008 an der Seitenlinie stand.
Mit den Katalanen gewann er nicht nur zwei Meistertitel und die Champions League, sondern beförderte einen der wohl größten Spieler aller Zeiten zu den Profis. Am 16. November 2003 beorderte Rijkaard das damals 16 Jahre alte Top-Talent Lionel Messi für ein Testspiel gegen den FC Porto zu den Profis und wechselte ihn in der 75. Minute ein.
Messi: „Hätte es vielleicht nie zu den Profis geschafft“
Rund ein Jahr später, am 16. Oktober 2004, folgte schließlich das Pflichtspieldebüt des argentinischen Superstars im Ligaderby gegen Espanyol Barcelona. Der Startschuss für eine Weltkarriere, die Messi mitunter zum achtmaligen Gewinner des Ballon d‘Or und Weltmeister machte.
„Bei allen Trainern, die ich jemals hatte, habe ich etwas mitgenommen“, bestätigte Messi in einem Interview mit dem arabischen TV-Sender MBC. Doch vor allem Rijkaard habe einen maßgeblichen Einfluss auf dessen Karriere gehabt.
„Rijkaard war für mich sehr wichtig. Er hat mir vertraut. Wenn er mich nicht mit der ersten Mannschaft trainieren lassen und dort eingesetzt hätte, hätte ich es vielleicht nie zu den Profis geschafft“, blickte Messi zurück.
Auch wenn der absolute Durchbruch zur Weltspitze erst unter Rijkaard Nachfolger Pep Guardiola gelang, kann der Niederländer wohl bis heute sowohl als Trainer als auch als Spieler als prägender Akteur der Fußballhistorie bezeichnet werden.