„I wouldn‘t say I was the best manager in the business. But I was in the top one.“ (“Ich würde nicht sagen, dass ich der beste Trainer im Geschäft war, aber ich war in der Top eins“) Mit Aussagen wie diesen polarisierte Brian Clough über Jahrzehnte hinweg die englische Fußball-Welt. Er gehört zu den erfolgreichsten, aber zeitgleich auch umstrittensten Trainern in der Geschichte des englischen Fußballs. Heute vor 20 Jahren starb Clough. SPORT1 wirft einen Blick zurück auf eine außergewöhnliche Karriere.
Der umstrittenste Trainer seiner Zeit
Clough, der am 21. März 1935 geboren wurde, war selbst ein begnadeter Fußballer. Für den FC Middlesbrough und den AFC Sunderland bestritt der Stürmer insgesamt 274 Spiele, in denen er 251 Tore erzielte. Nach einem schweren Zusammenprall während eines Spiels im Jahr 1962 erlitt der zweimalige Nationalspieler eine schwere Knieverletzung, aufgrund der er zwei Jahre später seine aktive Karriere beenden musste.
Erste Erfolge mit Derby County
Nur ein Jahr, nachdem er gezwungen war, mit dem Fußballspielen aufzuhören, wurde Clough Trainer von Hartlepool United. Mit 30 Jahren war er damals der jüngste Coach eines englischen Viertligisten.
Bereits zu diesem Zeitpunkt assistierte ihm mit Peter Taylor ein ehemaliger Teamkollege und langjähriger Freund als Co-Trainer. Seine größten Erfolge sollte Clough später an der Seite von Taylor feiern.
Zwei Jahre verbrachten die beiden bei Hartlepool, ehe sie zur Saison 1967/68 zu Derby County in die Second Division wechselten - wo sie ihren ersten großen Erfolg feiern würden.
Clough und Taylor führten bei den Rams einen großen Umbruch herbei, elf Spieler sowie die Klub-Sekretärin, der Greenkeeper und der Chefscout wurden entlassen.
Ein Jahr nach seinem Amtsantritt gelang Clough mit Derby nach 22 ungeschlagenen Spielen in Serie der Aufstieg in die First Division, der damals höchsten Spielklasse in England.
Nach einem überraschenden vierten Tabellenplatz in der ersten Saison im englischen Oberhaus folgte in der Spielzeit 1971/72 die Sensation: Clough gewann mit Derby die erste Meisterschaft der 88-jährigen Klubgeschichte.
Cloughs Äußerungen führten zu Konflikten
In seiner Zeit bei Derby gab es jedoch immer wieder Konflikte zwischen Clough und den Vorsitzenden des Vereins sowie auch den Liga-Bossen. Grund dafür waren seine offenen Aussagen, in denen er sich häufig kritisch über das Fußball-Establishment äußerte. Das hatte letztendlich zur Folge, dass er bei Derby entlassen wurde.
Nach einer Zwischenstation bei Brighton & Hove Albion in der dritten Liga wurde Clough bei Leeds United Nachfolger seines ärgsten Rivalen Don Revie, der Coach der englischen Nationalmannschaft wurde.
Clough hatte Revie in der Vergangenheit mehrfach wegen seiner angeblich unattraktiven und unfairen Spielweise kritisiert.
Bei den Peacocks, die Clough als amtierender Meister übernahm, sollte seine Karriere einen Dämpfer bekommen: Nach nur einem Sieg aus sechs Spielen wurde der ehemalige Stürmer bereits entlassen. Schon bei seinem Antritt soll er seine Spieler gegen sich aufgebracht haben, als er sagte: „Ihr könnt alle eure Medaillen in den Mülleimer werfen, denn ihr habt sie unfair erworben.“
Nach Rückschlag in Leeds: Historische Spiele mit Nottingham
In Leeds stand Clough zudem ohne seinen langjährigen Co-Trainer Taylor an der Seitenlinie, was einige als Grund für sein frühes Scheitern ausmachten.
Kurz nach Cloughs Entlassung wurden er und Revie in ein Fernsehstudio gelockt - ohne vom Erscheinen des jeweils anderen zu wissen. Der damalige Coach der Three Lions kritisierte den sichtlich mitgenommenen Clough scharf: „Brian hat sich einen Bärendienst erwiesen, indem er die halbe Liga beleidigt und kritisiert hat. Das hätte er nicht tun sollen.“
Dieser konterte: „Ich glaube sieben Wochen sind in keinem Job genug Zeit, um die Grundlagen für Erfolg legen zu können. Ich wollte mit Leeds die Meisterschaft gewinnen, so wie es Don Revie letztes Jahr gemacht hat, aber ich wollte es besser machen - attraktiver spielen lassen. Vielleicht ist das vermessen, aber das ist mein Stil. Ich bin ein bisschen vermessen, ich glaube an Märchen.“
Nach dem Tiefpunkt sollte das strahlendste Kapitel seiner Laufbahn folgen. Im Jahr 1975 übernahm Clough die Geschicke bei Nottingham Forest, ein Jahr später stieß Taylor als Co-Trainer hinzu. Wiedervereint, führte das Duo die Tricky Trees in die erste Liga - und gewann dort in der Saison nach dem Aufstieg die englische Meisterschaft sowie den Ligapokal.
Wie überlegen Nottingham unter Clough spielte, zeigt ein Rekord, der erst im Jahr 2004 vom FC Arsenal gebrochen wurde: Zwischen November 1977 und Dezember 1978 waren der Erfolgscoach und sein Team 42 Ligaspiele lang ungeschlagen.
Auszeichnung zum Trainer des Jahres
Für seine Leistungen wurde er 1978 zum Trainer des Jahres gewählt.
Auch international führte Clough seinen Klub an die Spitze. In den Jahren 1979 und 1980 wurde Nottingham Sieger im Pokal der Landesmeister und war damit erst der zweite englische Verein nach dem FC Liverpool, dem dies gelang.
Auf den historischen Erfolg folgten schwerere Zeiten. Im Jahr 1983 zerstritten sich Clough und Taylor. Letzterer, ein Jahr zuvor Trainer von Derby geworden, verpflichtete einen Spieler von Nottingham - ohne seinen ehemaligen Trainerkollegen darüber zu informieren. Clough sprach in der Folge kein Wort mehr mit Taylor.
Im Jahr 1990 verstarb Taylor im Alter von 66 Jahren. Clough, vom Tod seines langjährigen Co-Trainers erschüttert, stürzte sich tiefer in seine Alkoholsucht, die drei Jahre später dazu führte, dass er nach 18 Jahren das Traineramt bei Nottingham niederlegte.
Im Jahr 2004 starb Clough an Magenkrebs.
Trotz großer Erfolge: Clough war nie Nationaltrainer
Für viele Experten und Fans stellen seine Errungenschaften mit unterklassigen Mannschaften bis heute eine der besten Trainerleistungen in der Geschichte des Fußballs dar. Wegen seiner direkten Art und seines scharfsinnigen Humors ist er auch heute noch einer der bekanntesten Fußballlehrer Englands.
Vielfach wird Clough auch als „bester Trainer, den England nie hatte“ bezeichnet.
Denn: Englischer Nationaltrainer wurde er nie. Clough wusste aber auch warum: „Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen dachten, wenn sie mich einstellen und mir den Job geben, würde ich die Show leiten wollen. Das war klug von ihnen, denn genau das hätte ich auch getan.“